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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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hat­te, ehe sich der Spalt zwi­schen den Ani­ma­tio­nen wie­der schloß.
    Die Ge­gend war ihm nicht ver­traut. War er schon ein­mal hier vor­bei­ge­kom­men? Er muß­te wäh­rend sei­ner Vi­sio­nen be­trächt­lich weit her­um­ge­wan­dert sein – si­cher war er viel ge­gan­gen und noch mehr ge­kro­chen. Doch er muß­te sich in­ner­halb ei­nes Um­krei­ses von we­ni­gen Ki­lo­me­tern von sei­nem Aus­gangs­punkt und ir­gend­wo im Nord­loch be­fin­den, an­sons­ten wä­re er aus der Ani­ma­ti­on her­aus­ge­lau­fen. Viel­leicht hat­te er das so­gar ge­tan.
    Viel­leicht war es das bes­te, sich an der Son­ne zu ori­en­tie­ren und auf di­rek­tem Kurs wei­ter­zu­ge­hen. Si­cher wür­de er einen Weg kreu­zen, der ihn ent­we­der zum Dorf oder ei­ner an­de­ren Ort­schaft brach­te. Das war ei­ne Stan­dard­tech­nik, wie man sie auch in In­tel­li­genz­tests fand; da­her war sie zwar su­spekt, wür­de aber hier aus­rei­chen.
    Un­ver­mit­telt lich­te­te sich der Wald zu ei­ner brei­ten, fla­chen Ebe­ne. Er be­gann, sie zu über­que­ren, blieb aber ste­hen, als er Be­ton auf dem Bo­den ent­deck­te. Das war ja ei­ne mo­der­ne Au­to­bahn!
    Nein – denn sie führ­te nir­gend­wo hin. Das Pflas­ter en­de­te ab­rupt nach hun­dert­fünf­zig Me­tern wei­ter links. Ei­ne Ein­bahn­stra­ße, die aber in er­staun­lich gu­tem Zu­stand war. Kein Un­kraut dräng­te sich auf den Strei­fen. Was war wohl der Zweck ei­ner sol­chen Stra­ße hier auf dem Pla­ne­ten Ta­rot?
    Neu­gie­rig folg­te er dem Band nach rechts. Ne­bel­schwa­den ver­hüll­ten den Weg, aber nach et­wa ei­nem Ki­lo­me­ter rag­te ein Ge­bäu­de auf.
    Er­staunt be­trach­te­te er es. Das war ein Flug­ha­fen­kon­troll­turm. Das war ei­ne Roll­bahn! Aber auf die­ser pri­mi­ti­ven Welt gab es kei­ne Flug­zeu­ge. Was hat­te es wohl für einen Sinn?
    Wie wa­ren die Ko­lo­nis­ten an die Ma­te­ria­li­en ge­langt, um ei­ne der­ar­tig mo­der­ne Ein­rich­tung zu schaf­fen? Sie hat­ten viel­leicht die tech­no­lo­gi­sche Ka­pa­zi­tät da­zu, da theo­re­tisch ge­se­hen al­les auf der Er­de zur Ver­fü­gung ste­hen­de Wis­sen auch den Ko­lo­nie­pla­ne­ten be­kannt war, aber al­lein die Ar­beit wür­de hier rui­nös wir­ken. Die­se Leu­te hat­ten kaum Ener­gie ge­nug, um ih­re Häu­ser zu hei­zen, oder mehr Res­sour­cen, um ge­ra­de ih­re Dör­fer mit Pa­li­sa­den ge­gen na­tür­li­che Fein­de zu schüt­zen. Und wenn sie Ma­te­ria­li­en be­sa­ßen, die sie vor ihm ver­bor­gen ge­hal­ten hat­ten? (Aber warum soll­ten sie ihn täu­schen?) Sie bei et­was so Nutz­lo­sem wie die­sem Flug­ha­fen zu ver­geu­den, in ei­ner Welt, wo es nicht ein­mal Au­tos gab, ganz zu schwei­gen von Flug­zeu­gen – da war ir­gend et­was faul.
    Ein Po­tem­kin­sches Dorf. Das könn­te es sein – ei­ne gran­dio­se Imi­ta­ti­on, ei­ne Fassa­de, ein Denk­mal für die even­tu­el­le Zu­kunft des Pla­ne­ten. Aber in wel­chem Maß­stab!
    Neu­gie­rig ge­wor­den, schritt Bru­der Paul auf das Ge­bäu­de zu. Es war rie­sig, um­ge­ben von As­phalt­bän­dern, Park­plät­zen, Zu­fahrts­ram­pen und klei­ne­ren Ter­mi­nals. Al­les be­fand sich an sei­nem rich­ti­gen Platz. Au­tos und Flug­zeu­ge sa­hen ab­so­lut echt aus, ge­nau wie vor et­wa ei­ner De­ka­de auf der Er­de, so daß der An­blick Bru­der Paul ein fast schmerz­haft nost­al­gi­sches Ge­fühl ver­mit­tel­te. Die Grün­an­la­gen wa­ren gut ge­pflegt, und ein schö­ner Spring­brun­nen ver­spritz­te sei­nen Was­ser­strahl auf vor­ge­ge­be­ne, künst­li­che Art.
    Men­schen gin­gen ein und aus, ge­nau wie auf der Er­de, und ein je­der war auch ent­spre­chend ge­klei­det, ein je­der ging sei­nen ei­ge­nen Ge­schäf­ten nach. Bru­der Paul stieß vor dem Hauptein­gang auf die Men­schen­men­ge, im Ver­trau­en dar­auf, daß sei­ne Ge­gen­wart nicht stö­ren wür­de. Sei­ne Kut­te im Stil des Hei­li­gen Or­dens der Vi­si­on paß­te oh­ne­hin fast im­mer. Er war neu­gie­rig, ob das In­ne­re des Ge­bäu­des eben­so stim­mig war wie das Äu­ße­re.
    Das traf zu. Un­wahr­schein­lich lan­ge Roll­trep­pen be­för­der­ten die Men­schen auf die ver­schie­de­nen Ebe­nen.

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