Die Visionen von Tarot
verschiedenste Weise zu sabotieren. Unter anderem stahl man Waren im Werte von mehreren hundert Dollar aus dem Lager des Ladens, doch Deak war cleverer als sie, und der Laden behielt seinen Platz. Er hatte einen Süßigkeitautomaten aufgestellt, und darauf erfolgte ein heftiger Aufschrei, weil dies gegen den Gemeinschaftsgeist verstieße. Aber an einem Abend beobachtete man den Kommunisten aus dem Komitee, der am heftigsten gegen den Warenfetischismus gewettert hatte, als er klammheimlich mehrere Schachteln Studentenfutter aus dem Automaten herausholte. Das war der größte Erfolg des Gemeinschaftsladens.
Deak hatte einen kleinen Hund gehabt. Nach einem Gesetz der Versammlung waren Hunde auf dem Campus verboten. Aber der wunderschöne Setter des Collegepräsidenten, der wegen seines Seiberns Pawlow hieß, wanderte frei in den Gebäuden und auf dem Campus herum. Daher wurde die Regel nicht beachtet. Deaks kleiner Hund war außerhalb des Campus untergebracht und wurde auch dort versorgt, doch er neigte dazu, dem Beispiel zu folgen, das andere gesetzt hatten, nämlich dorthin zu gehen, wo etwas los war. (Niemals hatte man einen Hund in einem der Kurse gesehen, was zeigte, wie gut die Tiere die Lage begriffen.) Bestimmte Mitglieder des Exekutivkomitees sahen hier ihre Chance. Der Eigentümer war für das Tier verantwortlich. Der Hund hatte ein Gesetz gebrochen. Deak wurde aus der Hauptversammlung ausgestoßen. (Niemand machte den Vorschlag, daß dem Collegepräsidenten Ähnliches widerfahren sollte – es schien doch Grenzen zu geben.)
Es gab einen Aufschrei. Deak hatte Feinde im Exek, aber er besaß auch Freunde. Das Meinungspendel der Mehrheit schlug eindeutig zu seinen Gunsten aus, wenn auch vielleicht nur aus einem Gefühl der Fairneß heraus. Daher manövrierte das Exek geschickt herum, um zu verhindern, daß dieser Punkt auf die Tagesordnung kam. Mit einigem Glück würde Deak schon verschwunden sein, ehe die Versammlung offiziell die Angelegenheit diskutieren konnte. Fait accompli.
Wie es sich so ergab, war Paul zu dem Zeitpunkt Sekretär der Hauptversammlung, und sein Freund Dick aus den guten alten Großmutterschnapstagen war Vorsitzender. Sie berieten sich – schließlich waren sie, wie auch ihre Freundinnen, Zimmergenossen: eine einzigartig enge Konstellation – und entdeckten, daß die erste Tagesordnung nur beratenden Charakter hatte. Man konnte sie außer acht lassen und nach einfacher Mehrheitsentscheidung alles diskutieren. Daher versah man die Ankündigung der Versammlung mit der alten Tagesordnung, um die Opposition nicht aufzuschrecken, und machte Pläne, die man herumgehen ließ.
Das Treffen wurde einberufen. Man begann mit den Formalitäten dergestalt, daß der erste Diskussionspunkt das Hundegesetz wurde. Jemand stellte einen Antrag: Das Gesetz sollte abgeschafft werden. Diskussion? Drei Leute ergriffen in Verteidigung des Gesetzes das Wort, niemand sprach dagegen. Mit erstaunlicher Schnelligkeit gelangte die Angelegenheit zur Abstimmung – und das Gesetz wurde mit massiver, bislang schweigender Mehrheit abgeschafft. Deak war wieder auf dem Campus zugelassen, denn er konnte nun nicht mehr wegen Übertretung eines Gesetzes ausgeschlossen werden. Zu spät merkten die Anti-Deak-Kräfte im Exek, daß man sie an der Nase herumgeführt hatte. Man hatte sie ausgebootet und durch die gleichen Taktiken besiegt, die sie selber anwenden wollten. Paul schrieb für das Protokoll der Versammlung eine genaue Schilderung der gesamten Geschichte, wobei er kaum den Stolz auf seine eigene Teilnahme
Weitere Kostenlose Bücher