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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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strah­lend. „Des­we­gen fra­ge ich dich ja, Dad­dy.“
    Bru­der Paul dach­te über die Fra­ge nach und ließ für den Au­gen­blick all die an­de­ren Son­der­bar­kei­ten die­ser Rei­se au­ßer acht. Es hat­te näm­lich wirk­lich ein­mal einen Will Ham­lin ge­ge­ben …
    Paul hat­te Wil­fried G. Ham­lin zu­erst im Al­ter von acht­zehn Jah­ren als frisch­ge­ba­cke­nen Stu­dent ken­nen­ge­lernt. Paul ging um­her und be­frag­te die Lehr­kräf­te, wie es in die­sem klei­nen, un­ge­wöhn­li­chen In­sti­tut der Brauch war. Er ver­such­te her­aus­zu­fin­den, wel­che Kur­se am bes­ten sei­nen an­ge­bo­re­nen in­tel­lek­tu­el­len Be­dürf­nis­sen ent­spra­chen.
    Ei­gent­lich war Paul auch we­gen die­ser Be­son­der­heit an die­ses Col­le­ge ge­gan­gen. Es for­der­te kei­ne ir­re­le­van­ten Ein­tritts­be­din­gun­gen, ver­an­stal­te­te kei­ne Prü­fung, ver­lang­te kei­ne Ab­schlüs­se und stell­te kei­nen be­stimm­ten Lehr­plan auf. Die Stu­den­ten re­de­ten mit den Do­zen­ten, von de­nen je­der ei­ne klei­ne An­prei­sungs­re­de für sein Se­mi­nar hielt, und wähl­ten dann die für sie viel­ver­spre­chends­ten Kur­se aus. Wenn sich ei­ne zu ge­rin­ge An­zahl von Stu­den­ten für ein Se­mi­nar ent­schied, wur­de die­ser Lehr­gang noch vor Be­ginn auf­ge­löst. Ir­gend­wie klapp­te es aber in je­dem Se­mes­ter, wenn es auch an­fäng­lich im­mer un­mög­lich und chao­tisch er­schi­en. Die Kur­se sel­ber be­stan­den haupt­säch­lich aus Dis­kus­sio­nen und we­ni­ger aus Vor­le­sun­gen; die Leh­rer ver­such­ten le­dig­lich, ih­re Mei­nun­gen dar­zu­le­gen und die Haupt­ge­sichts­punk­te wäh­rend der Dis­kus­sio­nen zu er­läu­tern. Al­les lief sehr ent­spannt ab: Bil­dung oh­ne Zwang.
    Will Ham­lin war ein klei­ner Mann oh­ne be­son­de­re Merk­ma­le, ab­ge­se­hen von ei­nem leich­ten Stot­tern. Er be­wohn­te ein win­zi­ges Loch als Bü­ro, das an der un­fer­ti­gen Wan­del­hal­le zum Heu­scho­ber-Saal lag.
    Bru­der Paul schüt­tel­te in der Er­in­ne­rung dar­an den Kopf. Drei Jah­re spä­ter hat­te er ein be­stimm­tes Aben­teu­er in die­ser Hal­le er­lebt – aber das wür­de ein Kind kaum in­ter­es­sie­ren.
    „Doch, Dad­dy!“ be­harr­te Ca­ro­lyn. „Er­zähl mal, Dad­dy!“
    Mmm. Nun gut.
    Ei­ner von Pauls Kom­mi­li­to­nen, nen­nen wir ihn ein­mal Dick, und ein wei­te­rer Jun­ge, den wir Guy nen­nen – wenn auch viel­leicht noch zwei wei­te­re Leu­te bei die­ser klei­nen Es­ka­pa­de be­tei­ligt wa­ren … Nun, al­so die drei und ih­re drei Freun­din­nen, die wir mal na­men­los las­sen … (Nein, Ca­ro­lyn, das ist ein­fach mei­ne Art von Mo­ral, man sagt näm­lich nichts ge­gen Mäd­chen, wenn man es ver­mei­den kann. Sie sol­len un­be­scha­det blei­ben.) Die Groß­mut­ter (oder war es der Groß­va­ter? Blei­ben wir bei der ers­te­ren) ei­ner die­ser sechs hat­te da­mit an­ge­fan­gen, Wein sel­ber zu ma­chen, und ach, es gab auch ei­ne ers­te Wein­pro­be im Col­le­ge. Lö­wen­zahn wein aus hei­mat­li­chem Un­kraut – der auch nicht sehr gut schmeck­te. In wahr­haft kol­le­gia­ler Art und Wei­se ha­ben die­se klu­gen jun­gen Leu­te – und sie wa­ren ganz schön klug, wenn auch die­se Hand­lung nicht auf ih­re schu­li­schen Leis­tun­gen Rück­schlüs­se zu­läßt – be­schlos­sen, die­sen Wein zu ver­bes­sern, in­dem man ihn de­stil­lier­te. Im Che­mie­la­bor er­rich­te­ten sie über Nacht ei­ne klei­ne Bren­ne­rei (die Nacht war ih­re Tat­zeit, denn am Tag muß­te man schla­fen und manch­mal die ei­ne oder an­de­re Vor­le­sung be­su­chen), und nach ver­schie­de­nen Miß­ge­schi­cken im Dun­keln ge­lang es ih­nen, ei­ne Es­senz her­aus­zu­fil­tern: viel­leicht ei­ne Tas­se voll hun­dert­pro­zen­ti­gen Al­ko­hol. Aber der schlech­te Ge­schmack des Ori­gi­nals war durch das Bren­nen nur noch in­ten­si­ver ge­wor­den – nun schmeck­te das Kon­zen­trat wie die In­kar­na­ti­on al­ler Scheuß­lich­kei­ten. Was soll­te man al­so da­mit an­fan­gen? Sie tru­gen es zu­rück zum Heu­scho­ber-Saal, aber in der Hal­le vor Wills Bü­ro spritz­ten sie drei Trop­fen wie Blut auf den Bo­den. (Im

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