Die Visionen von Tarot
Student wandte sich an Paul. „Gehen auch wir diesen Weg, oder kämpfen wir?“ Paul wußte, daß der andere – es war übrigens der gleiche, der die Bemerkung über die analen Neigungen des Exeks gemacht hatte – kämpfen, es aber nicht allein durchfechten wollte. „Wir kämpfen“, verkündete Paul. Und zusammen zeigten sie es der Zweiten Truppe und lehnten das Komitee so ausführlich ab, wie es nur den schlausten Männern im College möglich gewesen wäre.
Nach geraumer Zeit vernahmen sie ihre Urteile. Der andere Student betrat zuerst den Raum und tauchte wieder auf mit der Information, daß er für eine Woche ausgeschlossen worden sei. Paul, der widerspenstigere und vorsichtigere, nahm ein Tonband mit hinein. Die Reaktion des Komitees wäre für diejenigen überraschend gewesen, die die beteiligten Personen nicht kannten. Die Fakultätsmitglieder weigerten sich, das Urteil auf ein Tonband zu sprechen. Paul weigerte sich, es ohne diese Vorsichtsmaßnahme anzuhören. So ging er ohne ein Urteil wieder hinaus.
Die Studenten veranstalteten einen heftigen Protest gegen den Ausschluß von Studenten, und man traf sich zu später Stunde im Frauengruppenraum. Wo sonst auch? Als der Nachtwächter kam, gab man ihm über fünfzig Namen – mehr als die Hälfte aller Studenten –, die er seinen Dienstherren übermitteln sollte. Es war ein Zeichen der Ehre, sich in diese Liste einzutragen. Aber die Zweite Truppe wertete dies als ‚Demonstration’ und ignorierte es. Sie wollten nicht die halbe Studentenschaft, sie wollten Paul. Taktik und Gegentaktik – die Schlacht stand unentschieden.
Dann veranstaltete die Studentenschaft ein offizielles Treffen im Versammlungsraum der Männer; die Fakultät nahm auf die gezielte Einladung hin ebenfalls teil. Es herrschte eine höfliche, aber feindselige Atmosphäre, und man vernahm sehr gute rhetorische Leistungen, was die Fakultätsposition anging. Auf wiederholte Fragen bezüglich Rechtmäßigkeit, Sitte und Moral wiederholte der Präsident lediglich schlicht: „Wenn der Ausschluß nicht befolgt wird, werde ich das College schließen.“ Er meinte es ernst – er redete in Begriffen von Macht und nicht von Moral. Und am Ende gaben die Studenten, die vernünftiger und verletzbarer waren als er, nach. Man hatte bei dieser Begegnung verloren. Der Student, der eine Woche Ausschluß hinnehmen mußte (korrekter gesagt, versteckte er sich ein paar Tage, um Pauls Urteil abzuwarten), und Paul erarbeiteten schließlich einen Kompromiß mit dem tonbandscheuen Komitee: Man gab ihm eine schriftliche Ausfertigung des Urteils. Dies erwies sich als wichtig, denn als der andere Student eine wichtige Schauspielprobe wegen seines Ausschlusses verpaßte und sich den Zorn des Leiters zuzog, leugnete die Zweite Truppe einfach ab, daß man ihn für eine ganze Woche ausgeschlossen hatte. Pauls Urteil – schwarz auf weiß – erklärte dies zur Lüge, und er warf es der Zweiten Truppe bei der nächsten Hauptversammlung öffentlich vor. Doch diesen Streit hatte das Komitee gewonnen. Der Vorfall hatte die gesamte Studentenschaft entzweit und aus der Selbstverwaltung eine Farce gemacht. Der Wille des Lehrkörpers hatte sich schließlich durchgesetzt.
In all diesem Aufruhr hatte die Fakultät sich strikt an die alten Positionen geklammert, die in erster Linie vom Präsidenten verfolgt wurde: Die Sperrstunde für die Gruppenräume wurde beibehalten, und Ausschlüsse waren bei Übertretungen gerechtfertigt. Aber unter der Oberfläche herrschte auch innerhalb der Fakultät Uneinigkeit. Eine respektable Minderheit hegte auch für die
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