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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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denn – war nicht die gesamte Akte wie eine Voodoo-Puppe? Die College-Verwaltungen und Institutionen der gleichen Art in der ganzen Welt dachten, wenn sie dieses Dokument ‚Paul’ nannten und die Nadeln ihrer geheimen Meinungen über ihn hineinsteckten, könnten sie definieren, wie er war. Nun, vielleicht hatte es sie damals befriedigt. Im nächsten Jahr waren neue Studenten gekommen, und er wurde vergessen, im Aktenschrank begraben. Die Ironie lag darin, daß sein Fall ohne Zweifel typisch nicht nur für die Studenten an diesem College war, sondern für alle Studenten an allen Universitäten. Die große Mehrheit von ihnen blieb gewiß unbekannt. Keiner erlangte einen besonderen Status – und auch die Institutionen nicht. Und die Leute wunderten sich, warum das Erziehungssystem versagte! Richtiges Voodoo wäre da schon besser. „Es ist ziemlich ähnlich, Liebling“, sagte er zu ihr.
    Pater Benjamin hatte niemals nach Pauls Entscheidungen bezüglich der Akte gefragt. Er wußte, daß das reine Erlebnis ausreichte. Was zählte war nicht, was Bruder Paul getan hatte, sondern, was er dabei gefühlt hatte. Er hatte sich niemandem gegenüber zu verantworten, außer sich selber – und Gott.
    Aber nun kehrte er nach zwanzig Jahren mit seiner Tochter ins College zurück. Denn trotz seiner ursprünglichen Meinung über die Verwaltung, die fähig schien, ihn auszuschließen und zu täuschen, hatte er im Leben Erfolg gehabt. Nun wollte das College ihn, der eine Art Autorität auf seinem Gebiet darstellte, als Teilnehmer an einer Wochenendkonferenz haben.
    Das kleine Flugzeug flog tiefer und lenkte auch seine Aufmerksamkeit auf eine niedrigere Ebene. Nun taten Bruder Paul die Ohren weh. Plötzlich erkannte er, was seine Tochter gefühlt hatte.
    „Schneuz dir die Nase, Daddy“, empfahl sie ihm tröstend. Sie hatte es begriffen!
    Er schneuzte sich, aber nur das rechte Ohr wurde frei. Das linke blieb zu. Es fühlte sich an, als würde das Trommelfell platzen.
    Als die Maschine schließlich auf der kleinen Rollbahn aufsetzte, schneuzte er sich mit einer solchen Verzweiflung, daß er vermeinte, sein Gehirn würde durch das Ohr gequetscht – und mit einem innerlichen Zischen wurde der Druck ausgeglichen, Gut, daß er nicht erkältet war!
    „Ich finde Pandora nett“, sagte Carolyn. „Ich hätte diese Büchse auch geöffnet.“



 
VI Wille Trumpf 14
     
    Innerhalb der westlichen Zivilisation wird Sexualität für das Kind immer schon bereits in sehr frühem Alter aktuell, wenn es merkt, daß die Eltern sich auf diesem Gebiet heuchlerisch und unfair verhalten, weil es nämlich ein Gesetz für die Großen und eines für die Kleinen gibt. Daß das einzig Wichtige ist, selber groß und stark zu werden, und man später, wenn dies erreicht ist, seinen Neigungen nachgeht und sich rächt, indem man nicht nur alle verbotenen Dinge nachholt, sondern sie wiederum seinen eigenen Kindern verbietet, die kleiner sind als man selber und die man von daher gut beherrschen und ärgern kann.
    Diesem gar nicht so unschuldigen Traum vom Erwachsen werden läuft das hoffnungslose Eingeständnis parallel, daß man doch immer noch recht klein und das Sexualleben in der Tat eine recht gefährliche Angelegenheit ist. Genau wie wenn man mit Essen oder Kot spielt oder sich weigert, etwas zu tun, was man tun soll, oder wenn man mit lauter und fordernder Stimme redet (wie die Erwachsenen), kann Sexualität bewirken, daß man von denen zurückgewiesen wird, deren Liebe man am nötigsten braucht. Das ist die wirkliche Sexualaufklärung des Kindes und von genau dem gleichen Ernst wie die Sache mit den Vögeln oder Bienen oder den menschlichen Genitalien und was man damit macht.
     
    - G. Legman: Rationale of the Dirty Joke.
    New York 1968
     
    Sie gingen über die Landebahn auf das bescheidene Empfangsgebäude zu. Es war leer. Das kleine Flugzeug tuckerte bereits wieder in den Himmel.
    „Wer wollte uns denn abholen?“ fragte Carolyn.
    „Ein Mann namens David White“, gab Paul zurück. War es ein Mißverständnis gewesen?
    Dann eilte ein junger Mann mit Bart und legerer Kleidung auf sie zu. „Pater Paul?“ fragte er und streckte ihm die Hand entgegen.
    „David White?“ fragte Bruder Paul wiederum, ergriff die Hand und erkannte Lee in einer weiteren Rolle. Er fühlte sich erleichtert über die Bestätigung, daß es sich um eine weitere Animation handelte – jedwede andere Erklärung wäre mit allen Folgen sehr beunruhigend gewesen. „Das ist meine

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