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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Sand und strich durch ihre Haare.
    Sie bückte sich. Zu ihren Füßen lagen Kieselsteine, in denen sich das Mondlicht spiegelte. Kieselsteine, ganz gewöhnliche Kieselsteine. Aber vielleicht waren sie gar nicht gewöhnlich - auch der Traumwenstein sah gewöhnlich aus.
    Der Traumwenstein. Das war es, wonach sie suchte, was sie finden musste.
    Sie schloss die Augen und wandte ihr Gesicht zum Wind. Als sie sie wieder öffnete, stand vor ihr ein junger Mann, derselbe junge Mann, den sie zu Beginn ihrer Reise nach Mantedi gesehen hatte. In einem Traum. Neben ihm stand ein Mädchen mit wirren, braunen Haaren. Auch an sie erinnerte sich Maeve. Sie hatte in einem anderen Traum mit einem schwarzen Vogel gekämpft. „Traum", sagte Maeve.
    Der junge Mann nickte, seine dunkelblauen Augen sahen sie mitfühlend an, Maeve verstand nicht, warum, „Wer seid ihr?", fragte sie und blickte von einem zum anderen.
    „Dorjan, der Sohn von Cabis", antwortete er. Der Sohn von Cabis! Maeve starrte den jungen Mann an. Er sah etwa gleich alt aus wie sie. Wie war das möglich? Cabis hatte Lila, ihre Mutter, geliebt. Hatte er einen Sohn gezeugt, während Lila ihrer Liebe Schönheit und Zukunft geopfert hatte? Maeve fühlte sich hin und her gerissen. Sie war glücklich über die Vorstellung, einen Bruder zu haben, und unglücklich, wenn sie an das verwüstete Gesicht ihrer Mutter dachte.
    „Ich heiße Maeve", sagte sie.
    „Maeve. Ich wollte dich fragen ..."
    Doch so plötzlich, wie die beiden erschienen waren,
    waren sie auch wieder verschwunden.
    Dorjans ausgetrocknete Lippen waren aufgesprungen. Wenn er sie mit der Zunge befeuchtete, wurde es nur noch schlimmer. Seine Augen fühlten sich an, als seien sie in Sand gebettet. Steif vor Kälte versuchte er, seine Schulter zu entlasten, auf der Saras Kopf ruhte. Im Mondlicht betrachtete er ihr rissiges, fleckiges Gesicht mit den schorfigen Lippen. Doch sie lebte! Wie verzweifelt war er gewesen, als er einen endlos langen Tag nach ihr gesucht hatte.
    Sie rührte sich, öffnete die Augen und richtete sich langsam auf.
    Er stützte sich auf einen Ellbogen, Kälte drang durch seine klamme Jacke. „Sara, erinnerst du dich, wo wir waren?"
    „Wo wir ..." Sie packte ihn so heftig an der Schulter, dass sie ihn beinahe über Bord gestoßen hätte. Ja! Wir haben deine Schwester gefunden. Maeve, hat sie gesagt Ihre Augen waren wie deine." Ihre Stimme hörte sich an, als hätte sie Sand geschluckt Ich habe versucht, sie zu finden - sie zu finden und dich mitzunehmen. Ich habe schon wieder das Gesetz der Traumwen gebrochen.
    Er hatte Sara noch immer nicht gestanden, dass er sie jede Nacht in seinen Platanenhain entführte, seit er sie in ihrem ersten Traum auf der Lanya tanzend am Strand entdeckt hatte, wo der schwarze Vogel sie verfolgte. Er hatte es ihr immer sagen wollen, aber aus irgendeinem Grund hatte er es nicht getan. Warum? Weil am Tag ihre Augen vor Zuneigung strahlten, wenn sie ihn anblickte. Er hatte Angst, die Wärme in ihrem Blick könnte sich in kalte Verachtung verwandeln, wenn sie erfuhr, dass er ihr ohne ihr Wissen half. „Dorjan", sagte sie eifrig, „meinst du, du könntest durch einen Traum zu ihr gelangen, so wie du zu mir in mein Zimmer gekommen bist?"
    „Das habe ich mich auch schon gefragt", sagte er, „aber ..."
     
    „Es verbraucht dein Gen, nicht wahr?", fragte sie. „Du bist zu erschöpft."
    „Und ich möchte dich hier nicht allein lassen." „Wie machst du das — zu ihr gehen?" „Ich begreife es selbst noch nicht ganz. Anscheinend muss ich mich auf etwas konzentrieren, das ich kenne oder schon einmal gesehen habe, um dorthin zu gelangen, wo ich möchte."
    Sie sah aus, als wollte sie ihn noch mehr fragen. Und sie wirkte erschreckend müde. „Schau nur, der Himmel wird heller. Bald wird die Sonne aufgehen." Er sah nun deutlich die dunklen Ringe um ihre Augenhöhlen. Die Sorge bohrte sich in seinen Magen. Sie mussten frisches Wasser finden. Er fasste einen Entschluss: „Ich nehme dich mit." Das kleine Floß schwankte, als sie ihr Gewicht verlagerte. „Gehst denn das?"
    „Es muss gehen. Ich werde dich nicht allein hier auf See lassen." Auch wenn ich damit noch ein Gesetz der Traumwen breche.
    Sie beugte sich vor und umarmte ihn. Zärtlich berührte er ihre von der Sonne verbrannte Wange. „Ich werde mich auf Maeve und den Traumwenstein konzentrieren, sobald wir wieder eingeschlafen sind", sagte er. Sie kuschelte sich an ihn. „Danke." „Danke mir nicht zu früh",

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