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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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übernehmen zu dürfen. Arun überließ ihm seinen Platz, und zusammen mit dem Steuermann bemühte er sich, das Schiff weiter aus der Wetterfront zu steuern.
    Der Korsar ging zum Bug vor und spähte hinaus. Ab und zu rief er Kommandos nach hinten, wie das Schiff zu kreuzen hatte, und nach und nach, unbeeindruckt von den wütend zuckenden Blitzen, ließ er die Segel weiter fieren.
    »Ich sehe stockfinstere Nacht voraus!«, rief er nach achtern. »Wir haben es bald geschafft!«
    Auch die fliegenden Muränen waren fast durch. Es war nicht zu schätzen, wie viele den Tod gefunden hatten, aber die überlebenden setzten unbeirrt ihren Weg fort. Laura konnte kaum glauben, dass diese so gefährlich aussehenden Wesen sich überhaupt nicht um das Schiff in ihrer Mitte kümmerten. Bei dem unkontrollierten Kreiseln waren sicher einige, die nicht mehr ausweichen konnten, getroffen und verletzt worden, doch sie zeigten weiterhin keinerlei Aggressivität.
    Das würde sich wahrscheinlich ändern, sobald sie die Heimatgefilde erreichten und ihre ausgehungerten Körper sie zur Jagd zwangen. Dann war es gewiss besser, sich so weit wie möglich entfernt zu halten, weil sie wahrscheinlich nach allem schnappten, was warmes Fleisch war.
    »Irgendwie macht das Spaß«, sagte zu ihrer Überraschung ausgerechnet Milt.
    »Ja, so ist das mit Arun«, rief Spyridon herüber. »Von einem Desaster ins nächste!«
    »Da wird einem wenigstens nicht langweilig«, bemerkte Finn. »Zu keinem Zeitpunkt habe ich mehr bereut, keine Kamera dabeizuhaben. Das hier ist ... unglaublich! Und das allein ist bedeutend, nach allem, was wir bereits erlebt haben.«
    »Hauptsache, es gibt nachher Rum«, äußerte Yevgenji seine Hoffnung. »Wodka gibt es ja leider keinen.«
    »Sag mal, wie siehst du überhaupt aus?«, fragte Spyridon und deutete auf seine Haare, die ihm zu Berge standen, und einen schwarzen Streifen in seinem Gesicht; außerdem qualmte sein Hemd an einigen Stellen.
    »Ich glaube, ich bin vom Blitz getroffen worden«, antwortete der hellhaarige Elf und klopfte sich ab. »Hast du das denn nicht gespürt?«
    »Nein«, antwortete Spyridon verdutzt. »Ich hab nur auf einmal einen Riesendurst, und es kribbelt ein bisschen in meinem Magen.«
    Sie lachten alle wie befreit auf, obwohl sie keineswegs aus der Gefahrenzone gesegelt waren. Sturm und Blitze ließen allmählich nach, und die Wolken wurden etwas heller und ruhiger.
    Naburo ging an ihnen vorbei, in stolzer und gerader Haltung wie ein Kranich. »Das ist eine kurzweilige Nacht«, stellte er fest. »Aber wie ich Arun kenne, ist sie noch lange nicht zu Ende.«
    »Ist es zu spät, wenn ich darum bitte, von Bord gehen zu dürfen?«, erklang Birücs dünne Stimme, der gerade aus dem Unterdeck nach oben kam und reichlich blass aussah.
    Prinz Laycham, der sich inzwischen ebenfalls von der Halteleine befreit hatte, ging zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Yevgenji ... brauchst du Hilfe ... ich meine, wegen des Blitzschlags?«, fragte Laura trotz allen Gelächters besorgt.
    »Mach dir keine Gedanken«, erwiderte er lächelnd, während er die Leine zusammenrollte. »In fünftausend Jahren hat es nichts gegeben, was Spyridon oder mich jemals aus den Stiefeln gehauen hätte - außer wir uns gegenseitig. Und es war nur ein sehr kleiner Blitz, kaum der Rede wert.«
    Damit ließen sie die Wetterfront endlich hinter sich und nahmen zusammen mit der wogenden Masse der fliegenden Muränen unter vollen Segeln weiter Kurs auf das Gebirge.

    Am östlichen Horizont, auf den sie zusegelten, zeigte sich bereits ein zarter orangefarbener Streifen, und der Himmel über ihnen hellte sich leicht auf. Arun ließ den Rudergänger ablösen und schickte ihn zu den Heilern. Der Steuermann übernahm nun selbst, während Mannschaft und Passagiere darangingen, die Schäden zu beseitigen und die Wunden zu versorgen. Auch die beiden über Bord gegangenen Matrosen, die sich gerade noch an die Taue hatten klammern können, wurden wieder hereingeholt. Sie waren völlig erschöpft und am Rande ihrer Kräfte, aber wohlauf. Die Muränen, erzählten sie, hätten sie überhaupt nicht beachtet. Ab und zu habe ein Leib sie leicht gestreift, und die Haut sei sehr rau gewesen, wie Schmirgelpapier.
    »Alles zu seiner Zeit«, bemerkte Arun. »In ihrem Revier hätten sie euch mit Sicherheit einschließlich der Knochen zerkaut.«
    Finn gähnte herzhaft. »Also, ich könnte einen Schluck vertragen, und dann geh ich ins Bett. Ich werde meine Koje in

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