Die Vogelkoenigin
sah dann zum Himmel hoch und schließlich wieder zu Laycham. »Die Pause ist um«, sagte er. »Wir greifen an!«
9
Der Arzt
und das Alien
S ie kommt zu sich«, sagte jemand. Es klang weiblich.
»Gut. Ich werde mit ihr sprechen.« Eine männliche Stimme.
»Rufen Sie mich, wenn Sie mich brauchen.«
Laura öffnete die flatternden Lider. Sie blinzelte mehrmals, dann war sie in der Lage zu fokussieren, und die Schärfe kehrte zurück.
Jemand beugte sich über sie. Mit weißer Schutzmaske, grüner Mütze, die noch bescheuerter aussah als eine Hotel-Duschmütze, grünem Kittel und weißen Handschuhen.
Die Augen waren frei. Blaue Augen, die sie jetzt anlächelten, als sie bemerkten, dass Laura ihren Blick erwiderte.
»Wie fühlen Sie sich?«
»Wie durch ein Nudelsieb gepresst.«
Aber dennoch ... sie fühlte sich besser. Die Schmerzen waren eingedämmt, und sie hatte den Eindruck, dass das Fieber nicht mehr so hoch war. Sie war nicht mehr durstig oder hungrig. Nur noch schwach, elend schwach.
»Hurra«, fügte sie hinzu. »Ein Hoch auf die menschliche Medizin.«
»Klingt, als ob Sie ein Alien wären.«
»Bin ich das nicht?«
Sie sah sein Grinsen unter der Maske. Er war jung, und er besaß Humor. »Haben Sie ein Ei geöffnet, das erst zu Ostern geöffnet werden sollte?«
»Nein, und mir ist auch nichts ins Gesicht gesprungen. Aber ungefähr so fühle ich mich.«
Er wurde abrupt ernst. »Da ist allerdings einiges, worüber wir reden müssen. Vorher muss ich dazu einige Fragen stellen. Erinnern Sie sich an Ihren Namen?« Er zückte ein Brett mit einem Formular darauf und brachte den Kugelschreiber in Anschlag.
»Laura.«
Er notierte es. »Und weiter?«
Sie tat, als müsste sie überlegen. »The person you have called is temporarily not available.«
Er runzelte leicht den schmalen Streifen Stirn, der unter der Mütze sichtbar war. »Sie wissen Ihren Vornamen, nicht aber Ihren Nachnamen?«
»Ich glaube, ich habe meinen Nachnamen sehr lange nicht mehr benutzt.« Das stimmte sogar.
»Wo sind Sie geboren? Und wann?«
»Mein Alter können Sie bestimmt besser erkennen als ich. Geboren bin ich ... in München, glaube ich. Zumindest erkannte ich diese Stadt wieder.«
»Als Sie ... von genau wo gekommen sind?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich war plötzlich da, bat die Leute um Hilfe, dann fiel ich um.«
Er nickte. »Das deckt sich mit den Aussagen der Leute, die Sie gefunden haben. Der Kaufhausdetektiv rief einen Krankenwagen, der brachte Sie her.«
»Und wo ist hier ?«
»Sie befinden sich im Klinikum rechts der Isar. Momentan auf der Intensivstation. Ihr Zustand war sehr kritisch, Sie waren völlig unterkühlt, dehydriert, hatten über vierzig Grad Fieber und Schüttelfrost und waren bewusstlos aus Schwäche.«
Laura wollte sich aufsetzen. Da merkte sie, dass eine Menge Schläuche an ihrem Körper befestigt waren und die dazugehörigen Maschinen um sie herumstanden. »Äh ... brauche ich das alles?«
»Sie hatten noch viel mehr dran«, antwortete der junge Arzt. »Beatmung, Herz, außerdem waren Sie in Thermodecken eingewickelt. Als Ihr Kreislauf stabil war, wurden Sie gewaschen. Sie waren in einem verwahrlosten Zustand, obwohl die Kleidung, die Sie getragen haben, aus teuren Materialien und recht gut erhalten ist. Allerdings völlig ungeeignet für den Winter.«
»Das hab ich gemerkt«, murmelte Laura.
»Und Sie können sich wirklich an gar nichts erinnern?« Der Arzt kontrollierte ihren Puls, horchte ihre Lungen ab, untersuchte ihre Augen und ihren Hals.
Laura schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich war auf einmal da, und dann war alles weg. Bekomme ich jetzt Schwierigkeiten wegen der Krankenkasse?«
»Die dürfte Ihre geringste Sorge sein.« Der Arzt notierte auf dem Formular und besah sich das Blatt am Fußende des Bettes. »Sie erholen sich sehr schnell.«
»Verraten Sie mir Ihren Namen?«, bat Laura.
»Oh, Entschuldigung, selbstverständlich.« Er lachte kurz. »Ich bin Dr. Rainer Winter und ja, der Name ist echt.«
»Solange der Nachname nicht Unsinn lautet ...« Laura lächelte. Dann schwenkte sie wieder um. »Was habe ich denn für Probleme?«
»Nun, da wären zunächst einmal Ihre mangelnden Personalien«, antwortete Dr. Winter. »Ich muss das leider an die Polizei weitergeben, damit die Ihre Identität feststellen kann.«
»Die kommen aber doch nicht etwa jetzt her?«, rief Laura entsetzt.
Er hob beschwichtigend die Hand. »Beruhigen Sie sich. Derzeit bestimme ich,
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