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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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wann Sie vernehmungsfähig sind, und momentan ist das ganz gewiss nicht der Fall.«
    »Weil Sie diese Dinger noch nicht abnehmen können.« Laura deutete auf seinen Mundschutz. »Und damit sind wir bei Problem zwei, stimmt’s?«
    »Gut erkannt«, antwortete Dr. Winter, ohne zu lächeln. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was mit Ihnen los ist, und zerbreche mir seit etwa drei Stunden den Kopf, ob ich Sie dem Auswärtigen Amt und der Seuchenstelle melden soll oder nicht.«
    Laura, die geglaubt hatte, dass ihr nie wieder warm würde, überlief es siedend heiß. »Bin ich ansteckend?«, flüsterte sie. »Ist es doch die Pest?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das haben wir alles getestet und konnten es ausschließen. Was nicht bedeutet, dass es sich nicht um einen winzigen uns unbekannten Virusstamm handelt, den wir nicht entdeckt haben.«
    »Danke für die Beruhigung.«
    »Deshalb gehen wir auf Nummer sicher, solange wir nicht wissen, was mit Ihnen los ist. Sie bleiben hier auf der Intensivstation und isoliert, denn wenn die Inkubationszeit länger dauert, können auch die bisherigen Ergebnisse verfälscht sein. Deshalb wäre es unglaublich wichtig, wenn Sie sagen würden, woher Sie kommen.«
    »Ich sagte Ihnen doch, ich kann mich nicht erinnern.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Sie haben keinerlei Anzeichen einer Kopfverletzung oder eines erheblichen Schocks, der eine vorübergehende Amnesie hätte auslösen können.«
    Laura rieb sich die Stirn und wich seinem Blick aus. »Ich verstehe Ihre Worte leider nicht«, sagte sie und wusste, dass sie die Sprache - oder eine der Sprachen - Innistìrs benutzte und der Arzt sie nicht verstehen konnte. Das Etwas in ihr gab es ihr ein, sobald sie sich darauf konzentrierte. Als sie ihre Worte hörte, kamen sie ihr unglaublich fremd vor.
    Dr. Winter zog die Augenbrauen zusammen. »Machen Sie sich nicht über mich lustig.«
    »Nichts liegt mir ferner«, erwiderte sie, wieder auf Deutsch. Sie hoffte, dass er ihren Wink, keinerlei Auskunft zu erteilen, verstanden hatte.
    »Was war das für eine Sprache? Nein, sagen Sie nichts, es würde ohnehin nur eine Ausflucht. Aber es ist eine hervorragende Überleitung, um wieder zu der Aliensache zu kommen.«
    Laura schluckte. Dr. Winter lehnte sich an die Fensterbank, sein Gesicht, zumindest der Teil, den man sehen konnte, sah jetzt sehr ernst aus.
    »Ich habe Ihr Blut mehrmals untersucht, eben wegen der Gefahr einer Seuche und dergleichen. Zwei Dinge sprangen mir dabei ins Auge.« Er hob die Hand und streckte den Zeigefinger. »Nummer eins: Sie sind ein völlig gesunder Mensch. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nicht einmal bei Kindern ein so gesundes Blut gesehen. Alle Werte sind im optimalen Bereich, wie sie im Lehrbuch stehen.«
    Laura schwieg.
    Der Mittelfinger wurde gestreckt. »Nummer zwei: Einige Ihrer Plasmaproteine weisen Zusammensetzungen auf, die eindeutig nicht menschlicher Natur sind.«
    Nun fror Laura wieder. Sie hätte einen Scherz machen sollen wie etwa, ob sie nun Elefantenblut hätte, oder ähnlich. Aber stattdessen starrte sie den jungen Arzt mit angstgeweiteten Augen an. Er hatte recht, die Krankenkasse war ihr geringstes Problem.
    Er stieß sich von dem Fensterbrett ab und trat nah an ihr Bett. »Beides erklärt nicht im Mindesten, wie Sie in diesen Zustand geraten sind oder was diese scheußlichen schwarzen Male, die nicht tätowiert sind oder auf Melanismus zurückzuführen sind auf Ihrem Körper damit zu tun haben. Die sich übrigens bewegen. Eine der Schwestern hat sich spontan übergeben, als sie das gesehen hat, obwohl sie normalerweise recht abgebrüht ist.«
    Laura spürte, wie ihre Verzweiflung zurückkehrte. So hatte sie sich ihre Heimkehr ganz bestimmt nicht vorgestellt. Da war es in Innistìr nicht so kompliziert und schwierig wie hier.
    Sie hob die Hand, und da geschah es. Er sah es ebenfalls. Es riss ihr den Arm zur Seite, als würde jemand daran zerren, und dann ... verschob er sich irgendwie, und gleich darauf flackerte er. Nur ein paar Sekunden, dann war wieder alles ganz normal.
    Voller Schrecken sah sie den Arzt an. »Was war das?«, piepste sie mit dünner Stimme.
    »Das sollten Sie mir sagen.«
    »Das kann ich nicht ...«
    Er glaubte ihr nicht. »Ich sage Ihnen jetzt etwas. Ich bin Arzt, ich habe den hippokratischen Eid geschworen. Es waren lebenserhaltende Maßnahmen notwendig, um Sie zu retten, doch Sie sind jetzt stabil. Sie erholen sich von Minute zu Minute. Ich werde also gleich die

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