Die Vogelkoenigin
Schwester rufen, dass sie alle Schläuche und Nadeln entfernt bis auf die Infusion, denn Sie sind noch sehr schwach. Bis morgen können Sie sich also in Ruhe erholen. Aber dann ... bin ich aus meiner Fürsorge entlassen.«
»Sicher«, brachte sie mühsam hervor.
Langsam bewegte er sich zur Tür. »Ich habe bisher nichts von dem, was ich entdeckt oder auch nicht entdeckt habe, weitergeleitet. Keinen Bericht geschrieben, keine Behörden informiert. Die Krankenhausverwaltung wird erst morgen erfahren, dass Sie keinerlei Papiere bei sich hatten und sich angeblich an nichts erinnern können. Die Schwestern und mein Assistenzarzt werden den Mund halten, warum auch nicht. Sie hängen an ihrem Job, außerdem würde ihnen keiner glauben. Und dann ist da ja noch die Schweigepflicht.«
Er öffnete die Tür. »Ich komme morgen in der Früh zur Visite, und dann werde ich eine Entscheidung treffen. Ich hoffe, Sie haben Ihre bis dahin auch getroffen.«
Die Tür schlug zu, und Laura war allein.
10
Der Kampf
geht weiter
J etzt!«, rief Laycham.
Das halbe Dutzend Elfen sprang zu ihm; die Krieger streckten die miteinander verbundenen Hände vor, und ein magisches Gewitter brach über Leonidas herein, mit Blitz und Donner, gewaltigen blau leuchtenden Entladungen und einem stürmisch kreisenden Wind, der Eishagel auf den Löwenkrieger schleuderte.
Leonidas hielt den Gewalten stand, obwohl ihn immer wieder Blitze trafen, die seine Gestalt schauerlich, scheinbar bis zum Skelett, aufleuchten ließen. Er wehrte die spitzen Eisnadeln, die unaufhörlich auf ihn einprasselten, mit heftigen Armbewegungen ab. Die Nadeln gaben klingende Geräusche von sich, als sie von den ledernen Armschienen abgeschmettert wurden. Der Löwenhäuptige schüttelte die Mähne und knurrte unwillig, während er sich langsam zurückzog. Das Gewitter schien eine Belästigung zu sein, aber mehr auch nicht. Sein Pferd wieherte und schnaubte, aber es ließ seinen Herrn nicht im Stich. Unruhig tänzelnd wartete es ab, bis er aufgestiegen war, und schüttelte wie sein Herr zuvor den Kopf, als es ebenfalls den magischen Gewalten ausgeliefert war.
Einer von Leonidas’ Soldaten kam herangesprengt und streckte die Hand aus. Grellgelbe Strahlen lösten sich von seinen Fingern und trafen wie Lanzen auf die Gewitterwolke über dem General. Zuerst sah es so aus, als würden sie wirkungslos hindurchgehen oder verpuffen, doch dann traten Risse auf, die sich rasch zu Löchern vergrößerten. Leonidas gab seinem Pferd die Sporen, und während sie Seite an Seite davonstürmten, versiegte das Unwetter und löste sich auf.
»Der Kerl ist gut«, stellte Birüc fest. »Wer ist das?«
»Ich nehme an, sein Stellvertreter, so wie du für mich.«
»Ich ... ich bin nicht ... Also, mein Prinz ...«
»Hör auf zu stottern, Birüc. Weil ich kein Offizier bin, bist du sogar der Anführer meiner Garde, mein Hauptmann. Meine Nummer eins.« Laycham starrte in die Wüste hinaus. »Was mich vielmehr ins Grübeln bringt, ist Leonidas’ Reaktion auf unseren Angriff.«
»Er hat doch gar nicht reagiert.«
»Ganz genau. Weshalb nicht? Allmählich bin ich mir nicht mehr so sicher, ob er überhaupt ein Elf ist.«
»Das ist gut, oder?«, meinte Birüc hoffnungsfroh.
»Im Gegenteil«, erwiderte Laycham düster. »Gehen wir zurück in die Felsen und weben einen Schutz, denn es wird gleich ungemütlich. Sag den Schützen oben, sobald Fokke zum Angriff schreitet, sollen sie sich augenblicklich nach innen zurückziehen und uns bei der Verteidigung helfen. Sie sollen sich da oben keiner unnötigen Gefahr aussetzen. Wir können den Durchbruch von Leonidas hierher sowieso nicht verhindern, also halten wir den Eingang - und daran wird er sich die Zähne ausbeißen.«
Der Prinz ging nach innen, wo er Finn und Zoe sowie Nidi vorfand. »Habt ihr alles mitbekommen?«
»Ja. Es wird eng, nicht wahr?«, fragte Finn.
»Ich kann es nicht leugnen. Leonidas ist völlig unberechenbar. Allmählich verstehe ich, weswegen er so sehr gefürchtet wird.«
»Ich nicht, offen gestanden«, sagte Finn. »Ich meine - ihr seid alle gefährlich. Ihr verfügt über Magie, wir nicht.«
Laycham schüttelte den Kopf. »Wir können Leonidas nicht beikommen, das meine ich damit. Er ist von einem besonderen Schutz umgeben. Ich glaube nicht, dass wir ihn töten können, weder mit dem Schwert noch mit der Magie. Wenn er kein Elf ist, werden wir keinen Weg finden, diesen Schutz auszuhebeln, weil wir dazu erst einmal wissen
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