Die Vogelkoenigin
dumm es war, einen Kampf gegen den eigenen Verbündeten zu führen? Noch dazu musste er trotz aller Erklärungsversuche mit einer Racheaktion seitens Alberichs rechnen, wenn der davon erfuhr. Schließlich stünde Wort gegen Wort. Leonidas wäre es nur recht, wenn das Bündnis zerbrechen und der Seelenfänger zum Freiwild erklärt würde, aber diese Hoffnung war wohl vergebens, trotz der jetzigen Aktion.
Delios war inzwischen abgesessen, hielt seinen Schild vor sich und stürmte auf die Felsen zu. Dann stieß er einen wütenden Schrei aus. »Die haben den Eingang blockiert!«
Der General seufzte. Er hatte sich schon gefragt, wann die Verteidiger darauf kommen würden, einfach einen Brocken vor den Engpass zu schieben.
»Wir sollten den Grond-Zauber einsetzen, Leonidas!«
»Nein.« Der General sah den Moment bislang nicht gekommen. Was zugemacht wurde, konnte auch wieder geöffnet werden. »Sammelt ein, was ihr von den Ölfässchen noch findet.«
»Aber damit können wir den Felsen nicht sprengen!«
»Den versuchen wir wegzuhebeln. Aber wir sollten versuchen, die drin auszuräuchern. Es muss da überall Öffnungen geben, denn sie beobachten uns.«
Leonidas gab sich nicht die Mühe, leise zu sprechen. Sollten die drin ruhig wissen, was er unternahm; das demoralisierte sie wenigstens.
Es wurde jetzt gefährlich, denn der Prinz würde seinerseits überall, wo es möglich war, seine Schützen postieren. Sie konnten die Felsen von innen heraus sehr gut sichern, während die draußen vergeblich dagegen rannten.
Immerhin kam Fokke endlich zur Vernunft, was nicht zuletzt daran liegen mochte, dass sein Schiff erneut die Position wechseln musste. Die Überlebenden zogen sich eilig zurück, das Schiff driftete in die Wüste hinaus und senkte sich herab, damit die Fliehenden die Trossen und Fallreepe zu fassen bekamen.
»Lasst sie!«, rief der General seinen Leuten nach. »Das lenkt uns zu sehr ab, und wir sollten nicht unnötig Material verbrauchen.«
»Aber er wird wieder angreifen!«, wandte Delios ein.
»Bis dahin sind wir drin.« Allmählich besserte sich seine Laune. In dieser Nacht würde er vielleicht einmal ausschlafen können. Zuerst ein wenig Kampf, um seine Frustration loszuwerden, dann die Gefangennahme von Laura und den beiden Männern, Erholung in den Felsen, vielleicht ein Bad, wenn es Wasser gab ... und morgen ging es gestärkt nach Morgenröte.
Ein guter Plan.
Falls sie hineinkamen.
Leonidas bereute seinen Streit mit Barend Fokke für einen kurzen Moment. Schließlich hatte Fokke genügend Material an Bord, um gezielte Sprengungen durchzuführen und nicht nur den Zugang frei zu machen, sondern die Bande auch auszuräuchern und in die Enge zu treiben.
Andererseits - bisher war der General noch überall hineingekommen. Solange ihm Fokke nicht wieder dazwischenfunkte, sollte nichts mehr schiefgehen. Am besten wäre es, wenn das Schiff sich gleich davonmachte und woanders Angst und Schrecken verbreitete. In jedem Fall würde Leonidas seinen unerwünschten Konkurrenten anschwärzen, obwohl der sich einbildete, als Verbündeter Alberichs im Rang über ihm zu stehen. Und wie er ihn anschwärzen würde! Dann würde sich ja zeigen, wer verlässlicher und loyaler war und wer in welchem Rang stand.
Die Soldaten waren am Felslabyrinth zugange, und die Verschanzten setzten sich sehr gut zur Wehr. Ohne die mitgeführten Schilde hätten seine Leute sich nicht halten können, aber so ging es einigermaßen, weil sie zusätzlich die Deckung der Gesteine nutzen konnten.
Vier Männer mühten sich schwitzend ab, den blockierten Eingang freizulegen. Leonidas fragte sich, wie die Verteidiger das geschafft hatten, und vor allem, woher sie so schnell einen passenden Stein genommen hatten. Körperliche Kräfte und ein guter Zauber, der nur kurz, aber schnell wirkte. Der Prinz hatte ordentlich was drauf, alle Achtung.
»Du wirkst außerordentlich zufrieden, mein General«, stellte Delios fest, der gerade wieder zu ihm zurückkehrte.
»Bin ich gar nicht«, brummte Leonidas.
»Bist du doch. Du willst Laycham und seine Anhänger rekrutieren. Deswegen gehst du so zartfühlend vor.«
Der General nahm den Helm ab, schüttelte die Mähne aus und setzte ihn wieder auf. »Wir werden den Grond-Zauber trotzdem nicht einsetzen.«
»Brauchen wir gar nicht. Ich bin der Ansicht, dass wir beide das mit unserer Muskelkraft können.« Delios grinste. Er stand Leonidas kaum nach, war ebenso ein Löwenkrieger und mit Kräften
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