Die Vogelkoenigin
ausgebildet. Vielleicht sollte er sie leben lassen und zu Alberichs Kriegern machen - eventuell sogar seiner eigenen Schar zuführen, da sie offenbar auch im Sattel zu Hause waren.
Irgendeinen Vorteil musste er aus dieser Sache ziehen, sonst würde jemand ganz schwer dafür büßen müssen.
»Ob er damit rechnet?«, rief Delios herüber.
»Nein«, antwortete Leonidas. »Aber gleich wird er es wissen. Lass sie ausschwärmen!«
Prinz Laycham, Finn, Zoe, Nidi und Birüc beobachteten die Vorgänge durch den Ausguck, den sie bezogen hatten.
»Was geht denn da vor sich?«, fragte Nidi erstaunt. »Der Löwenkopf wird doch nicht etwa ...«
Fassungslos sahen sie zu, wie sich die in einer gewaltigen Staubwolke herangaloppierende Schar der Soldaten Morgenrötes plötzlich teilte. Eine Hälfte, allen voran Leonidas und sein Stellvertreter, hielt auf die Felsen zu, die anderen aber steuerten die schwarze Galeone an, die schon wieder eine bis an die Zähne bewaffnete Mannschaft ausschleuste. Pfeile und Speere flogen durch die Luft; einige der Angreifer stürzten kreischend herab, Trossen und Fallreep-Halterungen wurden durchschlagen und rissen diejenigen, die sich auf und an ihnen befanden, mit sich in die Tiefe.
Aber es folgten rasch weitere nach; Fokke musste über eine sehr große Mannschaft verfügen. Vielleicht hielt er einige im magischen Schlaf, bis sie gebraucht wurden, denn Finn konnte sich nicht erinnern, beim ersten Besuch so viele an Bord gesehen zu haben.
Manche überwanden die letzten Meter im Sprung, bereits mit gezückten Säbeln und Messern, und stürmten den herannahenden Soldaten laut schreiend entgegen.
»Sehr gut«, stellte der Prinz launig fest. »Die Verbündeten bekämpfen sich untereinander. So haben wir uns nur mit der Hälfte auseinanderzusetzen.«
Draußen stießen Matrosen und Soldaten aufeinander, und eine schnelle, brutale Schlacht begann. Die Gegner gingen rücksichtslos gegeneinander vor, doch wer glaubte, dass es nur ein kurzes Gefecht würde, sah sich getäuscht. Offenbar hatte der Prinz recht, dass der Schutz um Leonidas auf seine Männer ausgeweitet war - und Fokke verfügte über einen ganz ähnlichen Zauber.
Die Hiebe waren gewaltig, die Durchschlagskraft ebenfalls. Schwerter und Säbel trafen und schlugen tiefe Wunden, schreiend brachen die Getroffenen zusammen - und standen wieder auf. Trotz ihrer Wunden waren sie in der Lage, weiterzukämpfen.
»Das wird ein langer, harter Kampf«, murmelte Laycham.
»Da können wir uns ja auf einiges gefasst machen«, stimmte Birüc zu. »Wir sollten Stellung beziehen.«
»Ja. Zoe, Finn, ihr werdet hier nicht benötigt.«
»Das will ich auch hoffen«, erklärte Zoe. »Ich bin dann mal wieder auf der Suche nach Laura, ganz hinten und möglichst weit weg von allen Kämpfen.«
Finn war unschlüssig, aber er wollte den Elfen nicht im Wege stehen; Zoe konnte er erst recht nicht allein lassen, selbst wenn Nidi sie begleitete. Und wieder Kampf und Krieg, dachte er. Fast wie zu Hause.
Einigen Matrosen gelang es, bis zu den Felsen vorzudringen, und sie machten sich daran, sie zu erstürmen, nach oben zu klettern und ein Schlupfloch zu suchen. Doch die Soldaten Morgenrötes holten sie schnell wieder herunter, mit Pfeilen, Wurfmessern, Armbrüsten und Speeren.
Und dann waren Leonidas und der Rest der Schar heran.
»Zwei sollen Waffen sammeln und verteilen!«, befahl Leonidas, als sie die Felsen erreichten. Zwischen seinen Männern und der Besatzung der schwarzen Galeone tobten heftige Kämpfe. Das konnte Fokke Alberich gegenüber als »Selbstverteidigung« deklarieren, da es kein Angriff mit schweren Geschützen war. Noch wirkten die Schutzzauber, aber das würde sich bald geben, und dann führte die Sache zu einem ernsthaft blutigen Gemetzel.
Der General war gespannt, wie weit Fokke gehen würde. Wollte er tatsächlich riskieren, dass seine Matrosen niedergemacht wurden? Sie schlugen sich bisher gut, aber letztlich waren sie den hervorragend ausgebildeten Soldaten unterlegen. Leonidas rechnete auf seiner Seite mit einem Verlust von höchstens drei Mann, auf der Gegenseite jedoch um das mindestens Vierfache. Einige seiner Leute waren bereits erheblich verletzt, aber sie waren darauf trainiert, eine Menge auszuhalten. Die mitgeführte Medizin würde die Blutungen stoppen, Schmerzen stillen, und den Rest erledigte dann die Selbstheilungskraft des Körpers. Es war nicht ihre erste Schlacht, sie wussten, wie es ablief.
Würde Fokke einsehen, wie
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