Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
den Schwanzhaaren von Uren geflochten, feinste Stahlspinnenseide war in sie hineingewoben. Sie waren unzerreißbar und konnten nur von den besten Schwertern durchschlagen werden. Sie waren dick genug, um sich bequem daran hochhangeln zu können, und dünn genug, um platzsparend transportiert werden zu können.
    »Jetzt werde ich dem Holländer eine Lektion in Kriegsführung erteilen«, knurrte Leonidas. Zusammen mit Delios ritt er dem Rest der Soldaten vorneweg und kam schließlich unter dem Schatten des Schiffes hervor.
    Noch etwa zwanzig Galoppsprünge bis zu den Felsen.
    Da erhielt der General einen Stoß in den Rücken, der so heftig war, dass es ihn aus dem Sattel riss. In hohem Bogen flog er durch die Luft, während sein Hengst weitergaloppierte, ohne zu bemerken, dass er seinen Herrn verloren hatte. Dröhnend schlug Leonidas’ schwerer Körper in den Sand, verschwand in einer Staubwolke und überschlug sich mehrmals, bevor er die Kontrolle zurückgewann.
    Schnaubend und Staub spuckend kam der General wieder auf die Beine; sprang hoch, kaum dass sein Körper zur Ruhe gekommen war, und erhob sich, sämtliche Muskeln angespannt, wie ein wütender Dämon aus dem Sandsturm, der nach wie vor rotierend um ihn wogte.
    Noch niemals war er aus dem Sattel geworfen worden, und er sah, dass er nicht der Einzige war. Seine Soldaten wurden ebenfalls einer nach dem anderen vom Pferd gestoßen. Dort sah er Delios’ Körper in einer Wolke aus Federn davonfliegen, gleich hinter ihm stürzten die nächsten beiden. Pferde stießen zusammen und überschlugen sich laut wiehernd, die anderen scheuten und rannten kopflos davon.
    Wespenadler! Pfeifend stießen sie mit vorgereckten Klauen vom Himmel herab und holten einen Soldaten nach dem anderen vom Pferd. Sie waren größer als normale Adler, aber kleiner als die Riesengreife. Sie konnten also niemanden packen und davontragen, sondern mussten ihren Angriff auf Wucht und Stoßkraft beschränken. Und ihre Krallen und Schnäbel waren gefährliche, wenn nicht tödliche Waffen.
    Ihr Gefieder, das ihnen den Namen verliehen hatte, war schwarz und gelb gestreift, Klauen und Schnäbel durchgehend gelb. Sie lebten in Kolonien und jagten gemeinsam. So wie jetzt.
    Leonidas hatte keine Ahnung, wie es ihnen gelungen war, sich derart »anzuschleichen«. Sie mussten in seinem Rücken herangekommen sein, und der beigedrehte Seelenfänger, obwohl wie die Adler in der Luft, hatte sie ebenfalls nicht bemerkt. Vielleicht waren sie im Schutz des morgendlich flirrenden Sandes geflogen, durch ihr Gefieder waren sie in dieser Region schwer auszumachen.
    Und Leonidas hatte sich ab dem Start nicht mehr umgedreht. Er hatte nicht mit einem Angriff aus dem Rücken gerechnet.
    Überheblich. Auch du! Du hältst dich für unbesiegbar.
    Aber wer konnte denn damit rechnen, bei allen Moorhexen? Wo sollten in dieser Wüste Wespenadler herkommen, welchen Grund sollten sie haben, ausgerechnet hier auf Beutefang zu gehen? Und welchen Grund sollten sie haben, mich zu suchen und anzugreifen?
    Der General bewegte sich auf die Stelle zu, wo sein Schwert gelandet war, das er auf seinem unfreiwilligen Flug verloren hatte. Ein Wespenadler stieß auf ihn herab, doch da hatte er das Schwert schon aufgehoben und hieb gewaltig zu, sobald er das Flügelrauschen über sich hörte.
    Schwer getroffen taumelte der Greif zu Boden. Leonidas war im nächsten Augenblick bei ihm und packte das große Tier am Hals. Matt schlug es mit den Flügeln und krächzte. Leonidas hielt es mit gestrecktem Arm von sich und reckte es wie eine Trophäe in die Höhe. Er zerrte es mit sich; die sichelartigen Klauen des großen Vogels schleiften durch den Sand, versuchten vergeblich, Halt zu finden oder nach seinem Peiniger zu schlagen. Federn stäubten durch die Luft, die weiten Schwingen wurden derart in Mitleidenschaft gezogen, dass sie wahrscheinlich nie wieder zu einem Schlag fähig waren.
    Rings um den General herrschte heilloses Chaos, die Soldaten gegen die Geflügelten, und auch auf dem Schiff tobte der Kampf. Die Schützen mussten ihren Angriff abbrechen, so viele Adler waren es. Leonidas schätzte, dass es mehr als fünfzehn waren. Das genügte normalerweise, um ein kleines Heer aufzuhalten.
    Er schüttelte den verwundeten Adler, dessen Bewegungen zusehends erlahmten. Sein prächtiges schwarzgelbes Gefieder färbte sich an der Brust rot. »Sag ihnen, sie sollen aufhören, oder es wird ihnen allen so ergehen wie dir«, herrschte er das Tier an und

Weitere Kostenlose Bücher