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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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fixierte die goldfarbenen Augen. »Ich weiß, du kannst mich sehen und hören. Beende es, oder du wirst meinen Zorn erleben. Ich werde jeden einzelnen Adler fangen und zerreißen, mit meinen eigenen Klauen!« Er hob die linke Hand und fuhr die gewaltigen Krallen aus, die denen des Adlers in nichts nachstanden.
    Bei den Felsen glaubte Leonidas aus dem Augenwinkel eine Bewegung auszumachen. Er konnte nur vermuten, aber eine andere Erklärung gab es nicht. Einer der belagerten Elfen, wahrscheinlich sogar der Prinz selbst, verfügte über die Gabe, mit den Tieren zu sprechen - auch auf die Entfernung hinweg. Sein Geist ging auf die Reise und schlüpfte in das Tier hinein, lenkte es, sah und hörte durch seine Augen und Ohren.
    Leonidas hatte von dieser Gabe gehört, hätte aber nie angenommen, dass sie so weit reichen würde, die Adler auf eine große Entfernung mitten in der Nacht zu rufen. Wie auch immer es gelungen sein mochte, sie zu dieser Unterstützung zu überreden - sie waren gekommen.
    Seine Drohung wurde verstanden. Der gefangene Wespenadler stieß einen schrillen Pfiff aus, und schlagartig stiegen sie alle auf und versammelten sich. Sie kreisten einmal, zweimal drohend über dem Platz, ihre Schatten strichen wie gewaltige Zerrbilder über den Sand, und dann flogen sie summend wie ein Wespenschwarm wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Delios rappelte sich stöhnend und ächzend auf und hielt sich den Arm, ein Soldat in seiner Nähe hatte sich das Bein gebrochen. Die anderen Stürze waren weitgehend glimpflich verlaufen, allerdings brauchten die tags zuvor Verletzten eine Weile, um sich wieder hochzurappeln.
    Auf der Galeone musste es ebenfalls zu einigen Schäden und Verletzungen gekommen sein, denn sie war vom Kurs abgekommen und driftete seitlich davon. Der Wind trug Fetzen von Befehlen herüber, und man sah schnelle Bewegungen, als Matrosen in die Wanten kletterten oder übers Deck rannten. An Entern war jetzt nicht mehr zu denken, die Soldaten mussten vielmehr ihre Pferde wieder einfangen.
    »Jetzt habe ich aber genug!«, brüllte Leonidas mit seiner Löwenstimme, die wahrscheinlich bis in die Gläserne Stadt schallte. Er packte mit der zweiten Hand zu und brach dem verletzten Adler das Genick.
    Zornentbrannt ließ er das verstümmelte Tier fallen und stieß ein Gebrüll aus, das die Felsen zum Erzittern brachte. »Delios! Her zu mir! Es ist an der Zeit, Grond zu rufen!«

13
    Eine unerwartete
    Begegnung
     
    L aura erwachte durch den Weckdienst der Nachtschwester. Diese maß ihren Puls, den Blutdruck und die Temperatur und zeigte sich zufrieden. »Der Blutdruck ist ausgezeichnet, und das Fieber hat sich in nur noch leicht erhöhte Temperatur gewandelt.«
    »Können Sie bitte den Tropf entfernen?«
    »Das muss der Arzt entscheiden, meine Liebe. Hatten Sie noch einmal einen Albtraum?«
    »Nein, ich kann mich an gar keinen Traum erinnern.«
    Sie hatte die Erholung gebraucht und bekommen. Ein purer Luxus nach all den vergangenen Wochen. Langsam regte sich der Hunger, aber allein der Gedanke an das luxuriöse Krankenhausfrühstück ließ sie schaudern.
    »Wann ist denn die Visite?«
    »Auf dieser Station und bei Ihnen ... Ich würde sagen, zwischen zehn und elf Uhr, sicher nicht vorher. Die Isolierten kommen immer erst zum Schluss dran.«
    »Danke.«
    Die Nachtschwester war kaum fort, da wurde bereits das Frühstück herangekarrt. Laura zwang sich, etwas von dem Zeug hinunterzuwürgen, und stellte fest, dass es nicht gar so schlecht schmeckte wie gedacht. Lag wahrscheinlich am Hunger. Danach kam der Reinigungsdienst, alle brav in Schutzkleidung. Laura beobachtete jeden misstrauisch, der hereinkam. Doch die Elfen waren fort, und ... er hatte sich vorerst zurückgezogen. Das brennende Jucken war abgeklungen, und Laura fühlte sich viel besser.
    Gut genug, um aufzustehen, als sie wieder allein war. Bis zur Arztvisite würde nichts mehr passieren und niemand hereinkommen. Laura hatte Einmalpantoffeln hingestellt bekommen, wie es sie auch in guten Hotels zum Bademantel dazugab. Sie schob den Tropf vor sich her ins Bad, dort lagen Einmalutensilien, sodass sie sich frisch machen konnte. Danach inspizierte sie den Schrank und stellte fest, dass alle ihre Sachen da waren. Sie hatte befürchtet, dass sie weggeworfen worden waren. Ein eigentümlicher Geruch haftete ihnen an, und Laura trat näher, nahm den Ärmel der Jacke und schnupperte mit geschlossenen Augen daran.
    Es war kein Traum gewesen, und auch

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