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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Anblick, ein Zauber zum Träumen.« Die Sehnsucht zerrte heftig an ihr, sie konnte nicht anders, sie war jetzt in dieser Stimmung gefangen. Verflixte Dunkelheit, die machte einen nur sentimental. Klares, hartes Scheinwerferlicht, das war das Richtige.
    Sie spürte seine Hand auf ihrer, teils weich, teils schwielig, kräftig und doch sanft. Sie schloss halb die Augen, weil sie dadurch intensiver fühlen konnte. Einfach nur dasitzen und die angenehme Nähe dieses Mannes spüren. So ... war es noch nie gewesen.
    Von unten kroch schwacher Lichtschein herauf, und der Prinz zog seine Hand zurück. »Da kommt Birüc mit den Decken. Du solltest jetzt schlafen.«
    Zoe zog ihre Hand ebenfalls zurück. Laycham hangelte sich ein Stück nach unten und reichte dann die Decken zu ihr hinauf.
    Sie nahm sie in Empfang und richtete sich in der Nische ein, so gut es ging - und es war sogar erstaunlich bequem, insofern man das von einem Bett aus Stein mit einer nur wenige Zentimeter dicken Schicht aus Rosshaardecken sagen konnte.
    Eine behaarte, winzige Hand berührte sie, aber sie erschrak nicht. Nidi war schon eine Weile da, das hatte sie am Rande mitbekommen, bevor es zu dunkel geworden war, doch nicht auf ihn geachtet. »Darf ich bei dir schlafen? Finn ist viel zu unruhig und unterhält sich mit Birüc.«
    »Klar.« Es war ihr sogar sehr recht, etwas Weiches und Warmes an sich zu spüren. Sie hob die Decke, und der Schrazel schlüpfte darunter und schmiegte sich klein und zart an ihren Bauch. Behaglich seufzte er.
    »Weißt du«, wisperte er, »der Presbyter Johannes hatte Mond und Sterne verboten, damit die Menschen sich nicht nach etwas sehnten, was unerreichbar für sie war.«
    »Er war ein Idiot.«
    »Er hat nur seinen Traum zugelassen, nicht den anderer. Das war einer der Gründe, warum Laychams Mutter Shire Dar Anuin gründete. Sie wollte sich nicht den Bedingungen eines Menschen beugen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß ziemlich viel über dieses Reich, Zoe. Es fließt mir zu. Davon abgesehen habe ich dir zugehört, als du Laura deine Geschichte erzählt hast.«
    Zoe hörte nur noch die Hälfte, und es interessierte sie nicht mehr. Sie schlief ein, die Arme um den Schrazel geschlungen.

    Laycham hörte Zoes tiefen Atem hinter sich. Und Nidis leises Schnarchen. Still sah er hinaus zum Lager des Feindes, wo die Feuer allmählich niederbrannten. Niemand bewegte sich mehr, auch die Pferde hatten sich großteils hingelegt.
    Mond und Sterne , dachte er. So reich ist diese Welt hier gar nicht, wenn etwas Unerreichbares fehlt. Er tastete zu seiner Maske, öffnete die Verschlüsse und nahm sie ab. Dankbar fühlte er die Kühle der nächtlichen Wüstenbrise auf den Wucherungen und Narben in seinem Gesicht und auf den Hautpartien, die noch gesund waren. Glühender Hass befiel ihn, weil sein Fluch eine ewige Erinnerung an seinen grausamen Vater war, dem Mörder Shires, Laychams Mutter. Ich werde mich rächen, dachte er bitter. Eines Tages ...
    Aber zuerst musste er sich um diese Angelegenheit hier kümmern, sonst bekam er nie dazu Gelegenheit. Zoe hatte ihn darauf gebracht, als sie ihre Flucht geplant hatten, und jetzt sah er eine Möglichkeit. Es war riskant, vielleicht unmöglich, weil er bisher zumindest den Sichtkontakt benötigt hatte. Und sich auf seinem eigenen Land befinden musste. Doch Zoe hatte ihm gesagt, dass seine Kräfte weiter reichen mussten, wenn er die entsprechende Vorstellungskraft besaß.
    Er hatte es bisher nicht gewagt, weil er Sorge trug, dass er sich in dem Tier, in das er sich hineinversetzen wollte, verlor und nie mehr zurückfand.
    Ach, und warum auch nicht?, dachte er grimmig. Dann bleibt dieser verfaulende Körper eben als leere Hülle zurück, er ist sowieso bald nutzlos.
    Der Prinz von Dar Anuin schloss die Augen und konzentrierte sich. Es war Nacht, das war ihm bewusst, aber er benötigte sicherlich einige Stunden, um einen Kontakt herzustellen, den Auftrag zu erteilen und sich dann wieder zurückzuziehen. Den Angriff selbst zu fliegen, wollte er in diesem Stadium nicht wagen, dazu benötigte er mehr Übung.
    Er schickte seinen Geist auf Wanderschaft und stellte sich sein Ziel vor. Er sah die kühnen Augen, durch die er blicken wollte, sah die kräftigen Federn, die den Körper wie auf Wolken trugen, sah die gewaltigen Klauen, zum Zupacken geformt. Einen Schnabel, scharf und hart, zum Töten gedacht.
    Du sollst es sein. Wo bist du?
    Er stellte sich vor, wie sein Geist dahinflog, getragen von seinem

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