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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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gesagt.«
    Nidi war um eine oder zwei Ecken verschwunden, und dann hörten sie ihn aufgeregt rufen: »Hier, hier! Schnell!«
    Die Sicht wurde schlechter, die aufgetürmten Felsbrocken rückten näher. Und da, endlich, in einer Ausbuchtung, fanden sie Milt. Er saß am Boden, Laura in seinen Armen.

    Grond, nur aus Blitzen bestehend, raste brüllend auf die Felsen zu, einem Feuer speienden Ungeheuer nicht unähnlich. Wie von unsichtbarer Hand angeschoben, donnerte der Rammkeiler in die Felsen hinein, drückte den versperrenden Block nach innen, als wäre er nur ein Vorhang. In einer ungeheuren Explosion ging der Block zusammen mit dem Eingang hoch, Blitze schleuderten Trümmer und zu Körnern zersprengte Felsen ins Land hinaus. Einer Stichflamme gleich schoss eine Säule aus Staub und Blitzen gen Himmel, die weithin sichtbar sein musste.
    Die nach innen gerichtete Druckwelle pustete aus allen Ritzen und Löchern des Gebirges Wolken aus Sand.
    Es hatte nur einen einzigen Schlag gebraucht, und sie hätten fünf zur Verfügung gehabt.
    Grond schwang zurück, als wäre er an einem Pendel befestigt, und gab den Blick frei auf einen komplett zerstörten Eingang. Der blockierende Felsen war in tausend Stücke zerrissen worden, von den Deckplatten fielen Bruchstücke abgesprengten Gesteins - doch sie hielten immerhin stand und brachen nicht vollends zusammen. Das Felsgebirge war schwer beschädigt worden, aber es konnte sich immer noch schützen und Schlimmeres verhindern.
    »Aufhören!«, stieß Leonidas mit letzter Kraft hervor, und nun sank auch er auf die Knie. Delios neben ihm hatte bereits das Bewusstsein verloren.
    Die Soldaten beendeten das Ritual sofort, und der schwingende Rammkeiler verharrte. Leonidas streckte die zitternde Hand aus, ballte sie zur Faust und winkelte langsam den Arm an, wobei seine Muskeln gewaltig anschwollen, als müsste er ein schweres Gewicht heben.
    Grond schlug mit Blitzen nach ihm, zischte und rauchte; er wehrte sich dagegen, sich wieder auflösen zu müssen. Zu gern hätte er seine vier Schläge ausgenutzt, seine gesamte Ladung aufgebraucht.
    Doch es war genug. Leonidas war zudem sicher, dass er den letzten Schlag gar nicht mehr erlebt hätte. Er fühlte sich bereits jetzt dem Tode nah. Mit unverminderter Kraftanstrengung zwang er Grond in die Knie, entzog ihm die Blitzkraft, löste seine Gestalt auf.
    Mit einem letzten zornigen und zugleich seufzenden Puff verging Grond.

17
     
    Sturmangriff
     
    D as war unglaublich!«, sagte Barend Fokke anerkennend. »Ein Magieloser, der eine so unglaubliche Gewalt aus sich heraus entfesselt. Und anscheinend ist er nicht mal dabei draufgegangen. Wie oft kommt so etwas vor? Ich habe es jedenfalls noch nie erlebt. Was auch immer geschieht, Kramp, den da unten dürfen wir nicht töten. Leonidas ist kostbarer als alle meine Seelen zusammen.«
    Finster zog er die buschigen schwarzen Brauen zusammen. »Er muss eine Seele haben. Wieso kann ich sie nicht spüren?« Er winkte ab. »Das werde ich herausfinden, wenn ich ihn erst einmal gefangen genommen habe.« Zu dem Steuermann gewandt, sagte er: »Du hast mich verstanden?«
    »Zu Befehl, Käpt’n, werde ich weitergeben. Und was machen wir jetzt?«
    Fokke stützte sich bequem auf die Reling. »Wir schauen uns weiter das Schauspiel an, ist doch recht interessant.«
    »Und wenn ...«
    »Kramp, nun lass die da unten unsere Arbeit machen. Die sollen sie rausholen, und dann werden wir sie uns schnappen. Ganz einfach und bequem, alle miteinander.«
    »Wir töten sie nicht?«
    »Nein, ich habe mich anders entschieden. Erst mal sehen, welches Potenzial jeder Einzelne bietet und wofür wir ihn verwenden können. Die da unten haben sich als sehr zäh erwiesen, die sollten wir nicht einfach vernichten.«
    »Auch Laura nicht?«
    »Gerade sie nicht mehr.«
    Fokkes Zorn hatte sich gelegt, sein Verstand wieder die Oberhand gewonnen. Noch waren sie ihm lebend nützlicher - und der Tod konnte schnell kommen. Dazwischen würde er seinen Spaß haben. Vor allem mit Laura.
    »Aye-aye!« Kramp der Knickrige entfernte sich, für Vorstellungen gleich welcher Art hatte er nichts übrig. Er gab die Befehle des Kapitäns weiter und scheuchte die Mannschaft herum, das gab ihm bedeutend mehr, als anderen bei irgendetwas zuzusehen.
    Barend Fokke entzündete seine Pfeife; Rauch war eines der wenigen Dinge, die er noch wahrnehmen und genießen konnte. Passend zu diesem Anlass.
    Er fragte sich, was mit dem Löwenkrieger dort unten nicht

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