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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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die nicht zusammenbrach.
    Als die Nacht kam, wurde es stockfinster, und er musste die Suche abbrechen. Er hatte sich inzwischen ohnehin heillos verirrt, war aber fest entschlossen, am nächsten Tag weiterzusuchen.
    Nach einem traumlosen, mehr einer Ohnmacht ähnlichen Schlaf machte Milt sich beim ersten schwachen Licht wieder auf die Suche. Schließlich fand er ein Stück Leder von ihrer Jacke.
    »In dem Moment blieb mir das Herz fast stehen«, sagte er und schluckte. »Ich dachte, das wäre alles, was mir noch von ihr verblieben wäre.«
    Ein weiterer Geröllhaufen versperrte ihm den Weg, und er räumte ihn beiseite. Stundenlang war er unterwegs, Hunger und vor allem Durst machten sich bemerkbar.
    Da kam es zum nächsten Beben, und wieder fielen Felsen herab - und da glaubte Milt auf einmal, Lauras Stimme zu hören. Sie schien, den Lauten und Geräuschen nach zu urteilen, mit jemandem zu kämpfen, denn da war auch ein tiefes Grollen, das seine Muskeln zum Zittern brachte.
    Er rief nach Laura, und sie antwortete! Hektisch arbeitete er sich durch die nächste Schicht an Trümmern, und endlich fand er sie - inzwischen bewusstlos auf dem Boden liegend.
    »Ich bin sofort zu ihr hingestürzt und habe versucht, sie zu sich zu bringen, aber vergeblich.«
    »Ich glaube, sie braucht einfach ein wenig Zeit«, äußerte Nidi und strich durch Lauras schwarz gefärbte, mit roten und blauen Strähnen durchsetzte Haare. »So, wie ich das sehe, hat Laura einen sehr schweren Kampf hinter sich und eine Menge zu erzählen.«
    »Und sie hat gesiegt«, sagte Zoe stolz, als wäre es ihr Verdienst, und wies auf Lauras Arme. Dort zogen sich die schwarzen Male deutlich erkennbar zurück.
    »Sie scheint sich selbst zu heilen«, bemerkte Nidi staunend.
    »Wir sollten zu den anderen zurückkehren, das wird sie bestimmt anspornen«, schlug Finn vor.
    Milt ließ es sich nicht nehmen, Laura selbst zu tragen, obwohl er reichlich wacklig auf den Beinen war.
    »Laura wiegt fast nichts«, erklärte er rundheraus. Und fügte bissig hinzu: »Aber du dürrer Hänfling würdest trotzdem nach fünf Schritten zusammenbrechen, da gehe ich jede Wette ein.«
    Finn gab lächelnd nach, und Zoe hatte nur ein verächtlich schnaubendes »Männer« übrig, während sie vorausging.

    Sie hatten kaum den Gang erreicht, der zum Ausgang führte, als es ein gewaltiges Donnern und Beben gab, den ohrenbetäubenden Knall einer Explosion, und dann riss die heranrasende Druckwelle sie allesamt von den Beinen.
    Sie konnten sich gerade noch herumrollen und den Kopf mit den Armen schützen, bevor sie unter einer Schicht von Staub und Kieseln begraben wurden.
    Es war schnell vorbei, doch als sie sich hustend und sich abklopfend wieder aufrichteten, war es keineswegs still.
    Obwohl es in ihren Ohren immer noch klingelte, konnten sie die Schreie von Männern hören und das Klirren von Metall.
    »Was war das?«, rief Milt, während er besorgt Laura von Staub und Dreck befreite und nach ihrem Atem lauschte.
    »Leonidas«, antwortete Finn knapp. »Verdammt, sie sind durchgebrochen. Wir sind am Arsch, Milt.«
    »Dann sollten wir uns beeilen und dem Prinzen ein paar Muskeln mehr zur Verfügung stellen!«
    Sie rappelten sich auf und liefen, so schnell es ging, den Gang entlang.

    Leonidas kauerte vornübergebeugt im Sand. Grond war vergangen, und der Tag schien sich in nichts von allen anderen der Wüste zu unterscheiden. Der Himmel war amethystfarben, die Sonne brannte, der Sand tanzte auf den Dünen in einer sachten Brise. Der Wind setzte seinen Gesang fort, nun, nachdem das Schaustück beendet war.
    Der Unterschied zu vorher war allerdings, dass das Gelände ringsum übersät war mit jeder Menge Felstrümmern in allen Größen und dass in dem Gebirge ein gewaltiges Loch entstanden war.
    Der General war unfähig, sich zu bewegen. Sein Stellvertreter war weiterhin ohne Bewusstsein, und auch er hielt sich nur mit Mühe aufrecht. Der gewaltige Zauber würde bald seinen Tribut fordern.
    Ein leises Rasseln von gegeneinanderschlagenden Ringen eines Kettenhemdes. Eine Stiefelspitze schob sich in Leonidas’ Blickfeld.
    »Wer ...«, stieß er mühsam hervor. Speichel rann aus seinem Mund und tropfte in den blutbefleckten Sand. Er war nicht in der Lage, den Kopf zu heben.
    »Aigidios, mein General.«
    Ein Wort noch. Ein letzter Satz.
    »Mein Schildhalter ... du hast das Kommando.«
    »Zu Befehl, mein General.«
    Leonidas kippte ohne einen weiteren Laut neben seinem Vertrauten in den

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