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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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waren große, kräftige Elfen, aber die Wucht des Ansturms schob sie zurück, ihre Stiefel schleiften haltlos über den Felsboden. Weitere Soldaten Dar Anuins kamen, stützten ihre Kameraden, doch die Löwenkrieger taten das Gleiche. So pressten und schoben sie, und der Kampf wogte eine Weile hin und her, bis der erste Löwenkrieger die Schwelle überschritt und zur Seite ausweichen konnte. Sofort hob er das Schwert und griff die Flanke der Verteidiger an. Die Angegriffenen mussten sich ihm zuwenden, um die tödlichen Schläge abzuwehren. Die Verteidigungslinie brach auseinander, und dann strömten die Löwenkrieger in die Höhle hinein, und der Schwertkampf entbrannte, begleitet vom metallischen Klirren und dem Keuchen der Kämpfenden.

    »Laycham!« Zoe, deren scharfe Augen alles entdeckten, lief winkend auf den Prinzen zu, der in der Nähe des Durchgangs zu den Pferden verharrte. Seine silberne Maske reflektierte einen Sonnenstrahl, und für einen kurzen Moment war er von einer schimmernden Aura umgeben, als er sich ihnen zuwandte.
    »Ihr habt sie gefunden!« Seine Stimme klang erfreut. »Kommt, schnell!« Er winkte ihnen, ihm zu folgen, und sie liefen durch die schmale Passage zu den Pferden.
    Es war eine größere Höhle, die sämtliche bisherigen Beben gut überstanden hatte. Sie war sehr hoch, verjüngte sich nach oben. Zwei sich auffächernde Sonnenstrahlen fielen herein, einer davon auf den kleinen, halb verschütteten Tümpel in der Mitte, in dem klares Wasser stand. Die Pferde standen auf der anderen Seite und wieherten leise, als sie die Annäherung bemerkten. Verständlich, sie mussten sich an diesem für sie ungewohnten Ort, den sie nicht freiwillig betreten würden, sehr unwohl fühlen, außerdem gab es nichts zu fressen für sie. Dennoch verharrten sie brav, wie es ihnen befohlen worden war.
    Milt legte Laura beim Wasser nieder, reinigte sie zuerst oberflächlich mit Zoes Unterstützung, dann sich. Laycham holte einige Kräuter und Pasten aus dem Gepäck, um eine erste kleine Hilfe zu leisten.
    »Das tut gut«, gestand Milt. »Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen.«
    Der Prinz nahm Laura in Augenschein und bestätigte Nidis Vermutung: Sie brauchte lediglich Zeit und war auf dem Wege der Besserung. »Ich glaube, sie wird bald erwachen.«
    »Und dann dürfen wir gespannt sein auf ihre Geschichte«, meinte Finn. »Es ist mir immer noch ein Rätsel, dass sie so gut wie keine Schramme davongetragen hat ...«
    »Und noch etwas ist merkwürdig«, ergänzte Laycham; er klang nachdenklich. »Ich habe den Eindruck, als wäre ... Nun, wie soll ich es erklären ...?«
    »Rück schon raus!«, drängte Zoe angespannt.
    »Ich glaube, ihr Zeitablauf hat sich verändert.«
    Die Menschen starrten sich an. »Wie willst du das denn feststellen können?«, rief Nidi. »Und vor allem, was bedeutet das?«
    »Ich vermute, daher rührt ihre Bewusstlosigkeit. Sie ist noch nicht vollständig angepasst.« Der Prinz hob ihren Arm hoch, bis er von der Sonne berührt wurde. Und da sahen es die anderen auch. Ein Flackern, ein Verschwimmen, als würde ihr Arm sich verschieben.
    »Sie und Innistìr schwingen nicht im selben Rhythmus«, erklärte Laycham. »Das kann ich spüren.«
    »Aber das tun wir alle nicht«, wandte Milt ein. »Aus dem Grund stößt das Reich uns ab, und wir lösen uns nach fünfzehn Wochen auf.«
    »Bei euch kann ich es aber nicht spüren«, sagte Laycham. »Das Ungleichgewicht ist so gering in seinen Auswirkungen, dass ich es nicht wahrnehmen kann. Bei Laura ist das anders. Ihr könnt es ja selbst sehen.«
    »Ich wiederhole«, schnarrte Nidi. »Was bedeutet das?«
    »Ich glaube, Laura war für eine Weile in einer anderen Zeit«, lautete Laychams Antwort. »Sie muss durch ein Zeitfenster gestürzt sein, und weil sie dort nicht hingehörte, wurde sie nach Ablauf einer bestimmten Frist zurückgeschleudert.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, bekannte Zoe.
    »Begreifen kann ich das ebenso wenig. Aber vielleicht kann Laura es uns erklären, wenn sie wieder erwacht ist.«
    Entfernte Geräusche drangen zu ihnen durch. Die Pferde hoben die Köpfe und schnaubten.
    »Leonidas bricht durch«, sagte Finn leise.
    Milt richtete sich auf. »Wir werden euch unterstützen.« Er sah zu Zoe. »Achtest du auf Laura ... mit Nidi?«
    »Ich rühre mich hier nicht weg«, erklärte Zoe entschieden. Nidi nickte nur.
    Laycham rückte den Waffengürtel zurecht. »Die Lage ist ein bisschen besser«, sagte er.

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