Die Vogelkoenigin
Eingangshöhle zogen sich auf Aigidios’ gebrüllten Befehl hin hastig zurück.
»Die Pferde! Fangt die Pferde!«, rief der Kommandierende außer sich vor Zorn. Wenn Leonidas wieder zu sich kam und das erfuhr, brachte er ihn wahrscheinlich um. Und zu Recht. Aber wer hätte damit rechnen können? Woher kam auf einmal die Verstärkung?
Wir hätten gar nicht erst mit der Belagerung anfangen sollen, dachte er. Er sah den Zeitpunkt der ersten Niederlage gekommen. Hoffentlich erfuhr niemand davon. Vor allem nicht Alberich.
Sie mussten die Pferde einfangen, das war jetzt wichtiger als alles andere. Dann würden sie sich sammeln und den nächsten Angriff starten. Sie kamen jetzt hinein und durch, das wussten auch die anderen. Die Vögel waren zu groß für das Labyrinth, und nur zwei Männer mehr als Verstärkung waren kaum ausreichend. Das Blatt würde sich wieder wenden.
Schon sehr bald. Das schwor Aigidios sich.
»Was ist denn da los?«, rief Laycham und spurtete los; Milt und Finn folgten ihm eilig.
Die Kämpfe brachen abrupt ab, und die Löwenkrieger machten sich sprichwörtlich aus dem Staub. Laychams Soldaten ließen sie ziehen, sie waren selbst erstaunt, was da draußen vor sich ging.
»Zwei Reiter!«, meldete einer nach hinten. »Auf riesigen Laufvögeln, die Leonidas’ ganze Schar auseinandertreiben und zertreten - die Pferde sind auf und davon!«
Verhaltener Jubel brach aus, obwohl niemand so recht wusste, ob sich da nun Freund oder Feind näherte - denn vielleicht verfolgte derjenige genauso seine eigenen Ziele wie Barend Fokke.
Milt und Finn drängten sich nach vorn, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
»Entwarnung, Freunde, die gehören zu uns!«
18
Unerwartete
Verstärkung
M ehrere Augenpaare richteten sich auf die beiden Männer aus der Menschenwelt. »Ich glaube, ich muss das alles langsam überdenken«, äußerte Prinz Laycham.
Der Platz vor dem Felseneingang war inzwischen frei. Nun konnten auch die Soldaten aus Dar Anuin sehen, dass zwei Elfen auf den Laufvögeln saßen, deren Aussehen nicht ganz bestimmbar schien. Kurz darauf, als sie nah genug waren, legten sie eine menschliche Larve an.
Sie stoppten die gewaltigen Gefiederten vor dem Eingang und stiegen ab. Die Vögel quietschten noch einmal auf, dann rasten sie mit augenscheinlich verdoppelter Geschwindigkeit in die Wüste hinaus und davon.
»Warum habt ihr sie laufen lassen?«, fragte Finn, der zusammen mit Milt hinausgetreten war, gefolgt von Laycham und seiner Nummer eins Birüc.
»Hast du die beiden herbeigeflötet, Finn?«, wollte Birüc wissen.
»Äh, nein«, sagte der Nordire schnell. »Die haben damit nichts zu tun.«
Glatzkopf und Bohnenstange, denn um niemand anderen handelte es sich, kamen auf sie zu. »Wir hatten einen Handel mit ihnen«, antwortete Glatzkopf.
»Den hatten wir auch!«, schnauzte Milt sie an. »Oder habt ihr das vergessen?«
»Keineswegs, deswegen sind wir ja hier«, versetzte Bohnenstange. »Und hauen euch raus.«
»Na klar, nur ihr beide, ohne die Vögel.«
»Du könntest deinen Dank ruhig auf andere Weise ausdrücken.«
»Dank?« Milt schnappte für einen Moment nach Luft. »Habt ihr beiden Pfeifen sie eigentlich noch alle? Wisst ihr, was los war, seit ihr das letzte Mal abgehauen seid? Wo wart ihr denn die ganze Zeit?«
»Wir haben schließlich auch einen Auftrag«, verteidigte Bohnenstange sich und seinen Partner.
»Und dafür seid ihr zu spät dran! Gloria und Ruairidh sind auf und davon!«
Glatzkopf keuchte auf. »Haben wir die etwa schon wieder verpasst?«
Finn verdrehte die Augen.
Prinz Laycham trat nach vorne. »Vielleicht sollten wir uns zuerst einander vorstellen ...«, schlug er mit höflichem, aber durchaus betontem Tonfall vor.
»Verzeihung«, sagte Milt, sofort professionell wie einst als Touristenführer. »Wo bleiben unsere Manieren? Prinz Laycham, das sind Bathú und Cwym, genannt Glatzkopf und Bohnenstange. Sie sind mit uns hier gestrandet und im Auftrag von ... Nun, sie sind Elfenpolizisten und sollen zwei Diebe schnappen, die ihnen aber jedes Mal wieder durch die Lappen gehen - in der Menschenwelt ebenso wie hier.« Er wies auf die beiden Elfen, die nun ihrerseits nach Luft schnappten.
Dann verneigte er sich leicht vor dem Prinzen. »Und das hier, Herren Polizisten, ist Prinz Laycham von Dar Anuin samt Gefolge.«
Die beiden Elfenpolizisten neigten überrascht die Köpfe. »Dar Anuin!«, sagte Glatzkopf. »Wir hörten gestern bereits, dass dort
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