Die Vogelkoenigin
das hatten wir noch nie.«
»Etwa unseretwegen?«, fragte Cwym.
»Wer weiß. Jedenfalls müssen wir uns auf einen neuerlichen Ansturm gefasst machen.«
»Aber die sind bei Weitem nicht so schlimm wie die Löwenkrieger«, wandte Finn ein. »Wir haben die Mannschaft an Bord gesehen. Abgesehen von diesem Kramp ist da kein Einziger freiwillig an Bord, und sie mögen vielleicht kämpfen können, sind aber nicht als Krieger ausgebildet, so wie deine Leute, Prinz. Die schlagen wir zurück!«
»Ich würde nicht drauf wetten«, brummte Milt. »Der hat garantiert eine Schweinerei vor.«
Glatzkopf und Bohnenstange schoben sich vor. »Wir werden ihnen draußen begegnen, hier drin ist es uns zu eng.«
»Niemand hindert euch«, sagte Laycham. »Aber meine Leute und die Menschen bleiben hier drin, wo wir uns verschanzen können. Für den offenen Kampf sind wir nicht mehr fit genug.«
Der Kampf gegen die Löwenkrieger hatte seine Spuren hinterlassen. Noch hatte es keine Toten gegeben, weil die Soldaten anscheinend den Befehl erhalten hatten, Gefangene zu machen. Doch die Verletzungen schwächten.
»In Ordnung«, sagte Bohnenstange. »Wir halten die da draußen auf, solange es geht.«
»Hoffentlich erfolgreicher, als ihr auf der Diebesjagd seid«, bemerkte Milt und erntete einen vernichtenden Blick.
Die beiden Elfenpolizisten gingen hinaus, die anderen postierten sich hinter ihnen im Eingang. Milt und Finn blieben ganz vorn, die Äxte zuschlagbereit.
Die schwarze Galeone kam langsam näher.
Er trieb dahin. Der Kampf, der Sprung, der Weg zurück hatten ihn immens geschwächt, seine Kräfte waren nahezu aufgebraucht. Es gab keine Möglichkeit, einzugreifen, etwas zu unternehmen.
Nun, es war auch nicht erforderlich. Dieses Geplänkel zwischen den verschiedenen Parteien störte ihn kaum. Er wusste, was er zu tun hatte, wenn die Gefahr zu groß würde. Doch derzeit war alles im Griff. Die Sterblichen genauso wie die Unsterblichen und sogar die Untoten plusterten sich nur auf und demonstrierten ihre lediglich scheinbare Kraft.
An einem Ort, unbedeutender als ein einzelnes Sandkorn. Zu einer Begebenheit, unwichtiger als ein Kratzen an der Nase.
Ihre Wertigkeiten würde er nie verstehen. Nun lernte er schon so lange und eifrig, vor allem seit seiner Ankunft. Denn nur wenn er lernte und wusste, konnte er auch handeln. Er würde niemals den Fehler begehen, zu weit entfernt zu sein.
Und doch blieb so viel Unverständnis. So lange lebte er unter ihnen und war nach wie vor fremd.
Es lag auch an seiner Schwäche. Da hatte er geglaubt, handeln zu können, und hatte sich zu weit vorgewagt. Immer mehr lernte er dazu und stieß dabei an Grenzen, die nicht mehr da sein sollten. Er musste also vorsichtiger sein - einerseits. Andererseits musste er allmählich in die Offensive gehen.
Es war schwer, so schwer.
Er trieb davon.
Das machte nichts.
Seine Zeit kam immer näher.
Nur ein wenig Ruhe, dann ging es weiter voran.
Nichts konnte ihn mehr aufhalten.
Bald schon.
Bald.
19
Ein Schiff
im Sturm
D ie schwarze Galeone senkte sich herab, ihr finsterer Schatten kroch über das Land und ließ selbst den Sand erstarren und ergrauen.
An Deck war Bewegung zu erkennen, der schauerliche Kapitän allerdings nicht zu sehen. Er hatte wohl den Befehl gegeben, die Mannschaft auszuschleusen, um das Felsenlabyrinth mit Messer und Enterhaken zu erstürmen.
Milt und Finn stellten sich mit ihren Äxten neben die beiden Elfen.
»Das schulden wir denen da drinnen«, sagte Milt. »Sie haben ihr Blut für uns vergossen.«
Finn musterte die Agenten. »Und wann werdet ihr euch davonmachen?«
Bohnenstange lief im Gesicht rot an. »Was soll diese Frage?«
»Bisher habt ihr euch jedes Mal, wenn es brenzlig wurde, ganz schnell vom Acker gemacht. Den Handel haltet ihr gerade so ein, am Rande der Auslegung.«
»Wir sind hier, oder nicht?«, knurrte Glatzkopf.
»Da hattet ihr die Vögel.«
»Genau.« Cwym erwiderte Finns Blick. »Wir haben weder Vögel noch Pferde, noch sonst irgendein schnelles Fortbewegungsmittel. Auf eigenen Füßen durch die Wüste zu rennen, wenn ein fliegendes Schiff über dir hängt, ist dumm.«
»Na, wir werden sehen«, meinte Milt leichthin.
»Ihr könnt uns glauben!«
»Ihr seid Elfen.«
Bathú wies wütend nach hinten. »Das sind die auch!«
»Die sind aus Innistìr. Hier ist vieles anders. Das haben wir von Nidi gelernt.«
Bathú wollte nachsetzen, aber Cwym hielt seinen Arm fest. »Lass gut sein. So ganz unrecht
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