Die Vogelkoenigin
mal«, flüsterte Nidi. »Die schwarzen Flecken sind völlig verschwunden!«
»Was ist ihr zugestoßen?«, wollte Arun wissen.
Milt berichtete ihm in zusammenfassenden Worten bis zu dem Zeitpunkt, da Zoe und Finn sie beide in den Felsen gefunden hatten.
Der Korsar wurde ernster, je länger er zuhörte.
»Wir glauben, dass der Schattenlord sie in seinem Griff hat«, erklärte Nidi. »Er war in ihrem Kopf. Und ich glaube, die schwarzen Flecken hängen mit ihm zusammen.«
»Ich habe auf meinen Reisen vom Schattenlord gehört«, sagte Arun. »Und ihr glaubt, dass er hier ist?«
»Wir sind überzeugt davon«, antwortete Milt. »Ich habe Laura lange nicht geglaubt, aber ... aber es ist alles wahr. Die Fünf Sucher haben es bestätigt.«
Finn wollte ihm einen Rempler versetzen, aber zu spät, es war schon raus. Wieso erzählte er dem Fremden das alles? Gewiss, er hatte sie gerettet, aber sie wussten noch nicht, aus welchem Grund. Woher kam Arun so plötzlich mit seinem fliegenden Schiff und gerade rechtzeitig? Das war ungewöhnlich für Milt, der meistens sehr viel misstrauischer war als Finn selbst.
»Fünf Sucher?«
»Genau genommen haben wir erst einen kennengelernt. Die anderen hat er nicht preisgegeben. Jedenfalls haben sie den Auftrag, den Schattenlord zu stellen.«
»Das scheint mir eine lange Geschichte zu sein, die ich in aller Ausführlichkeit hören möchte. Aber zuerst kümmern wir uns um Laura.«
»Was hast du vor?«, fragte Nidi.
»Ich gebe ihr ein bisschen was von meiner Lebenskraft.« Er sah Milt an. »Liebst du sie?«
Der Mann von den Bahamas nickte stumm.
»Gut. Das ist sehr gut. Das dürfte einer der Gründe sein, weswegen sie sich noch nicht aufgelöst hat. Du bist ihr Anker. Und ich nehme an, ihre Freunde auch.« Er sah zu Zoe, dann zu Finn. »Wundert euch nicht, was ich jetzt mache.«
Bevor sie etwas sagen oder fragen konnten, beugte er sich über die Bewusstlose und küsste sie.
Es war gar kein richtiger Kuss bei genauer Betrachtung, ihre Lippen berührten sich nicht einmal. Arun verharrte dicht vor Laura, und nach einer Weile löste sich ein glitzernder Nebel von seinen Lippen und floss in Lauras leicht geöffneten Mund.
Er zog sich etwas zurück und streichelte ihre Haare.
Dann schlug Laura übergangslos die Augen auf.
Das Erste, was sie erblickte, war das Gesicht eines wie modellierten schwarzhaarigen Mannes mit Piratenoutfit, der sie anlächelte.
»Wow«, machte sie. »Hast du dich aber verändert, Barend Fokke.«
Die anderen brachen in lauten Jubel aus, Zoe umarmte Laura, dann Finn und zuletzt Milt, der feuchte Augen bekommen hatte.
»Was war denn das?«, fragte Nidi den Korsaren.
»Das«, antwortete Arun vergnügt, »war die Inspiration für den Dornröschenkuss .«
»Also nichts von wegen wahre Liebe .«
»Dichter sind Romantiker. Wie willst du so etwas erklären, nachdem die Trennung der Welten vollzogen war?«
Laura wehrte ihre Freunde schließlich lachend ab. »Ist ja gut, ihr erdrückt mich noch! Lasst mich erst mal aufsetzen und sortieren.« Sie ließen sie gewähren, und Laura schaute sich um.
Was sie sah, waren eine Menge Geröll, schwarz verkohlte Felsen, viele Elfen. Und ein ... fliegendes Schiff. Gut, dazu später.
Was sie nicht sah, waren der Fliegende Holländer und Leonidas.
»Habe ich denn alles verpasst?«, fragte sie staunend.
»Das Beste nicht.« Arun grinste schalkhaft. Er erhob sich und ging energiegeladen auf sein Schiff zu. »Wohlan denn! Eilt euch, meine Freunde. Der Tag währt nicht mehr lange. An Bord, an Bord! Lasst uns von hier verschwinden.«
Laura ließ sich von Milt aufhelfen; sie stand ein wenig wacklig, aber die Kräfte kehrten rasch zurück. Sie war unglaublich glücklich, wieder zurück zu sein, und das in der richtigen Zeit. »Wer ist das?«
»Ein Pirat, der uns in letzter Sekunde den Hintern gerettet hat«, antwortete Milt und legte den Arm um sie, um sie zu stützen und zu halten. Sanft streichelte er ihre Schulter. »Laycham, können wir uns in seine Hände begeben?«
Laura war ein wenig überrascht, wie sehr ihr Geliebter dem Prinzen inzwischen vertraute und Wert auf seine Meinung legte.
»Auf alle Fälle.« Laycham wandte sich ihnen zu. »Arun mag ein Mann vieler Geheimnisse sein, aber er ist uns wohlgesinnt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas im Schilde führt.«
»Aber?«, hakte Finn nach.
»Nun, er ... ist uralt .«
»Wie Glatzkopf und Bohnenstange?«
»Glatzkopf und Bohnenstange?«, echote Laura.
»Ja,
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