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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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weit abgetrieben, und er sah äußerst ramponiert aus. Hin und her schaukelnd drehte er sich, Kramp der Knickrige schien endlich wieder die Kontrolle über das Ruder erlangt zu haben und nahm Kurs Richtung Norden auf - nur weg von hier!
    »Er flieht!«, schrie einer der Soldaten. »Seht nur, da fliegt er hin!«
    Alle stürmten sie nun aus den Felsen, rannten ein Stück weit durch den Sand, jubelten und sprangen in die Luft, schickten der fliehenden Galeone Verwünschungen und Schmähungen hinterher.
    Das zweite Schiff kam näher, und die Winde kehrten zu ihm zurück, eleganten Schlängelfischen gleich, friedlich und nur leise pfeifend. Am Bugspriet des Neuankömmlings stand ein Mann, der wild mit den Händen gestikulierte und abwechselnd Flaschen ent- und verkorkte.
    Der Sturm stammte demnach von ihm!
    »Wer mag das nur sein?«, stellte Zoe die Frage, die nahezu jedem auf der Zunge lag.
    Cwym und Bathú wussten es offenbar, aber sie waren viel zu beschäftigt damit, der Rettung entgegenzurennen, als dass sie Erklärungen hätten abgeben können.
    Allerdings hielten sie mitten im Lauf inne, als das Schiff plötzlich beidrehte und an der Seite vier Geschützluken öffnete. Es besaß acht große und vier kleine - dies hier waren die kleinen.
    Die schwarzen Münder von Kanonen erschienen in den Öffnungen, als sie nach vorn geschoben wurden.
    Und dann feuerten sie.

    Die Pferde der Löwenkrieger bäumten sich wiehernd auf, doch ihre Reiter hielten sich auf ihnen und hinderten sie daran, erneut kopflos davonzustürmen. Sie hatten sie gerade erst eingefangen und wollten nicht noch einmal auf die Jagd gehen, also klammerten sie sich fest und ließen sich nicht abschütteln.
    Die Schar wogte auseinander, als kurz hintereinander viermal donnernd Kanonenkugeln in gewaltigen Fontänen im Sand einschlugen.
    »Kommandierender!«, schrie der Soldat, der Aigidios am nächsten war. »Was hat das zu bedeuten? Was tun wir jetzt?«
    Sie ließen die Pferde im Kreis galoppieren, mit stark nach innen gedrehten Hälsen, denn anders waren sie nicht mehr zu halten.
    Es war nicht ersichtlich, ob es Warnschüsse sein sollten oder die Treffer nicht gelungen waren. Aigidios wollte es nicht darauf ankommen lassen, und er wollte auch die Frage nicht klären, wer dieses fliegende Schiff - eine Ungeheuerlichkeit! - führte.
    »Für uns bleibt hier nichts mehr zu holen!«, brüllte er über den Lärm hinweg. Er warf einen Blick zu den beiden Soldaten, die Leonidas und Delios mit sich auf den Handpferden führten. Die beiden Bewusstlosen waren zum Glück sehr gut verschnürt worden.
    Was auch immer Alberich ihnen vorwerfen wollte - hier hatte die Schar keinerlei Chance mehr. Da Leonidas bewusstlos war, konnte er das Gesicht nicht verlieren. Also durfte Aigidios den Befehl geben.
    »Wir ziehen uns zurück!«, rief er. »Folgt mir, Getreue!«
    Das war das Kommando, das alle erhofft hatten, einschließlich der Pferde. Anstatt weiterhin zu buckeln und wild herumzuspringen, schnellten sie, sobald die Zügel freigegeben waren, wie Pfeile von der Sehne los und rasten in gestrecktem Galopp Richtung Süden davon.

    Als die Pferde nur noch eine ferne Staubwolke waren, glaubten es auch die Menschen. Sie fielen sich lachend in die Arme, jubelten und weinten zugleich. Keiner von ihnen hatte mehr an eine solche Wendung geglaubt, und nun erlebten sie ein Wunder.
    »Wie schade, dass Laura das nicht mitbekommt«, sagte Zoe seufzend. »Die hätte jetzt nicht schlecht gestaunt.«
    Birüc hatte Laura in einer bequemen Lage am Felsen abgesetzt, und sie zeigte nach wie vor keinerlei Reaktion. Weiterhin war sie nicht bei Bewusstsein.
    »Ein fliegendes Schiff ... das ist wirklich unglaublich.« Selbst Nidi war schwer beeindruckt.
    »Und so ein schönes noch dazu«, ergänzte Finn staunend.
    Das Schiff nahm Kurs auf die Felsen und wurde bald immer besser erkennbar.
    Im Gegensatz zu der wuchtigen, schweren und düsteren Galeone war dieses Fahrzeug schlank, hell und elegant.
    »Es ist eine Schebecke«, erklärte Milt und erntete verwunderte Blicke. Er hob die Schultern. »Was ist? Ich habe nun einmal mein ganzes Leben auf einer Inselgruppe verbracht, gut die Hälfte davon auf dem Wasser. Denkt ihr, da interessiere ich mich nicht für die nautische Vergangenheit? Außerdem wollen die Touristen spannende Geschichten hören, und Schebecken wie die da«, er deutete auf das Schiff vor ihnen, »waren bei Piraten sehr beliebt.«
    »Piraten?«, schrie Nidi begeistert auf. »Ist das

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