Die volle Wahrheit
sofort unter Rons Mantel«, sagte Tiefer Knochen.
»Und du hast bereits darauf hingewiesen, dass dort niemand nach ihm suchen würde.«
»Das kannst du mir glauben.«
»Nicht einmal ein Werwolf wäre imstande, ihn dort zu finden.« William holte sein Notizbuch hervor, schlug es an einer leeren Seite auf und schrieb: »Wuffel.« Er sah auf. »Wie alt ist er?«
Wuffel bellte.
»Sechzehn«, sagte Tiefer Knochen. »Ist das wichtig?«
»Es gehört zum Zeitungskram«, erklärte William und schrieb: »Wuffel
(16), früher wohnhaft im Palast des Patriziers, Ankh-Morpork.« Ich interviewe einen Hund, dachte er. Mann interviewt Hund. Das sind fast Nachrichten.
»Nun… äh, Wuffel, was geschah, bevor du aus dem Palast geflohen bist?«, fragte er.
Tiefer Knochen knurrte und jaulte in seinem Versteck. Wuffel neigte den Kopf zur Seite, lauschte und antwortete bellend.
»Er erwachte und erlebte einen Moment schrecklicher philosophischer Ungewissheit«, sagte Tiefer Knochen.
»Eben hast du gesagt…«
»Ich übersetze, klar? Die philosophische Ungewissheit bezieht sich auf die Tatsache, dass plötzlich zwei Götter im Zimmer weilten. Damit sind zwei Lord Vetinaris gemeint – Wuffel ist ein eher altmodischer Hund. Aber er wusste, dass einer von ihnen falsch war, denn er roch nicht richtig. Und außerdem weilten noch zwei andere Männer in der Nähe. Und dann…«
William schrieb eifrig.
Zwanzig Sekunden später biss Wuffel ihn in den Fußknöchel.
Der Sekretär in Herrn Schrägs Vorzimmer sah von seinem hohen Pult auf die beiden Besucher hinab, schniefte und ließ dann wieder den Federkiel übers Pergament kratzen. Er hielt sich nicht damit auf, über Kundendienst und dergleichen nachzudenken. Das Gesetz ließ sich nicht zur Eile antreiben…
Einen Augenblick später wurde sein Kopf aufs Pult gestoßen und dort von einem enormen Gewicht festgehalten.
Herr Nadels Gesicht erschien im stark eingeschränkten Blickfeld des Sekretärs.
»Ich habe gesagt, dass Herr Schräg uns empfangen möchte…«, betonte er.
»Sngh«, erwiderte der Sekretär. Herr Nadel nickte, daraufhin ließ der Druck ein wenig nach.
»Wie bitte? Was hast du gesagt?« Herr Nadel beobachtete, wie die eine Hand des Mannes an der Schreibtischkante entlangkroch. »Er… empfängt… niemanden…« Die Worte endeten in einem erstickten Schrei.
Herr Nadel beugte sich vor. »Das mit den Fingern bedaure ich«, sagte er. »Aber wir können den unartigen kleinen Dingern doch nicht erlauben, den Hebel dort zu erreichen. Wer weiß, was geschehen würde, wenn du ihn umlegst? Und nun… Wo ist Herr Schrägs Büro?«
»Zweite… Tür… links…«, ächzte der Sekretär.
»Siehst du? Es ist alles viel angenehmer, wenn wir nett sind. In ein oder höchstens zwei Wochen kannst du wieder einen Federkiel in der Hand halten.« Herr Nadel nickte Herrn Tulpe zu, der den Mann losließ. Er rutschte zu Boden.
»Soll ich den …ten Kerl abmurksen?«
»Nein«, erwiderte Herr Nadel. »Ich glaube, heute bin ich nett zu den Leuten.«
Eins musste er Herrn Schräg lassen: Als die Neue Firma sein Büro betrat, sah der Anwalt auf, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Meine Herren?«, fragte er.
»Rühr …t nichts an«, sagte Herr Tulpe.
»Es gibt da etwas, das du wissen solltest.« Herr Nadel holte einen kleinen Kasten aus der Jackentasche.
»Und das wäre?«, fragte Herr Schräg.
Herr Nadel öffnete den Verschluss an der einen Seite des Kastens. »Hören wir uns an, was du gestern gesagt hast«, sagte er.
Der Kobold blinzelte.
»… nyip… nyapnyip… nyapdit… nyip…«, sagte er.
»Er sucht in der Aufzeichnung nach der richtigen Stelle«, erklärte
Herr Nadel.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte der Anwalt.
»… nyapnyip… sipnyap… sgn… ist kostbar, Herr Nadel. Deshalb komme ich sofort zum Kern der Sache. Was habt ihr mit dem Hund angestellt?« Herr Nadel zog einen kleinen Hebel. »… wiedelwiedelwie… Meine… Klienten haben ein sehr gutes Gedächtnis und tiefe Taschen. Sie könnten auf den Gedanken kommen, sich an andere Killer zu wenden. Habt ihr verstanden?«
Ein leises »Autsch!« erklang, als der Aus-Hebel den Kopf des Kobolds traf.
Herr Schräg stand auf und trat zu einer uralten Vitrine.
»Möchtest du etwas zu trinken, Herr Nadel? Leider kann ich dir nur
Balsamieröl anbieten…«
»Nein, noch nicht, Herr Schräg.«
»… und ich glaube, irgendwo habe ich eine Banane…«
Herr Schräg drehte sich um und lächelte selig, als Herr Nadel den
Arm
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