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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Per-
    son in deiner Nähe, die keine Waffe hat. Bitte! Ich möchte noch nicht
    sterben. Bringt das zu Ende, weshalb ihr gekommen seid, und geht
    dann wieder.«
    Es war eine recht gute Darstel ung eines erbärmlichen Feiglings, fand
    William. Vor allem deshalb, weil er tatsächlich überleben wollte.
    Nadel blickte zur Seite. »Wie steht’s, Schwester Jennifer?«, fragte er.
    Schwester Jennifer hob einen zuckenden Beutel. »Ich habe al e …ten
    Terrier«, erwiderte er.
    Bruder Nadel schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich habe alle …ten Terrier!«, flötete Schwester Jennifer mit wesentlich höherer Stimme. »Und es stehen einige …te Wächter am Ende der Straße!«
    Aus dem Augenwinkel sah William, wie Sacharissa plötzlich kerzenge-
    rade saß. Der Tod schien jetzt wirklich auf dem Programm zu stehen.
    Otto kam unbesorgt die Leiter hoch. Ein Ikonograph baumelte an
    seiner Schulter.
    Er nickte William zu. Hinter ihm schob Sacharissa ihren Stuhl zurück.
    Vor den Kästen mit den Drucktypen setzte Gutenhügel fieberhaft:
    Bedeckt[leer]die[leer]Augen
    Herr Nadel wandte sich an William. »Was soll das heißen, weiße Tinte
    für die Spatien?«
    Sacharissa wirkte zornig und entschlossen, wie Frau Arkanum nach
    einer unerhörten Bemerkung.
    Der Vampir hob den Kasten.
    In der Tragmulde darüber bemerkte William mehrere überwaldische
    Landaale.
    Herr Nadel öffnete die Jacke.
    William sprang der näher kommenden jungen Frau entgegen und
    stieg dabei so in die Luft auf wie ein Frosch durch Sirup.
    Mit Äxten in den Händen setzten die Zwerge über die niedrige Bar-
    riere zwischen Druckraum und Büro hinweg. Und…
    »Buh«, sagte Otto.
    Die Zeit hielt an. William spürte, wie sich das Universum entfaltete.
    Die kleine Kugel aus Wänden und Decke blätterte ab wie die Schale
    einer Orange, und übrig blieb eine kalte, strömende Dunkelheit, gefüllt
    mit Nadeln aus Eis. Stimmen ertönten und verklangen abrupt. Sinnlose
    Geräusche zogen hin und her. Erneut fühlte sich Wil iams Körper sub-
    stanzlos an wie ein Schatten.
    Dann landete er auf Sacharissa, schlang die Arme um sie und rol te
    mit ihr hinter den willkommenen Schutz der beiden Schreibtische.
    Hunde heulten. Leute fluchten. Zwerge riefen. Möbel zerbrachen.
    William blieb reglos liegen, bis das Krachen um ihn herum Stöhnen und
    Fluchen wich.
    Das Fluchen war ein positiver Hinweis. Es stammte von Zwergen
    und bedeutete, dass die Fluchenden nicht nur lebten, sondern auch
    wütend waren.
    Vorsichtig hob William den Kopf.
    Die vordere Tür des Schuppens stand offen. Die Warteschlange war
    ebenso verschwunden wie die Hunde, aber von der Straße kam das
    Geräusch eiliger Schritte und zorniges Bellen.
    Die Hintertür schwang in ihren Angeln hin und her.
    William wurde sich der pneumatischen Wärme von Sacharissa in sei-
    nen Armen bewusst. In seinem bisherigen Leben, das vor al em der
    Aufgabe gewidmet war, Worte in eine angenehme Reihenfolge zu brin-
    gen, hatte er sich eine solche Erfahrung nicht erträumt. Nun, geträumt
    hatte er davon schon, korrigierte sein innerer Lektor, es sol te wohl
    besser »nicht erwartet« heißen.
    »Es tut mir schrecklich Leid«, sagte er. Das ist eine Notlüge, teilte ihm sein Lektor mit. Als würdest du behaupten, dich über die Taschentü-
    cher zu freuen, die dir deine Tante zum Geburtstag schenkt.
    William wich behutsam zurück und stand unsicher auf. Die Zwerge
    erhoben sich ebenfal s. Ein oder zwei übergaben sich recht laut.
    Otto Chriek lag auf dem Boden. Vor seiner Abreise war Bruder Nadel
    ein Schnitt in Höhe des Halses gelungen.
    »Meine Güte«, sagte William. »Wie grässlich…«
    »Geköpft zu werden, meinst du?«, fragte Boddony, der den Vampir
    nie gemocht hatte. »Ja, ich schätze, man könnte es so nennen.«
    »Wir… sollten irgendetwas für ihn tun…«
    »Glaubst du?«
    »Ja! Wenn er nicht die Aale benutzt hätte, wäre ich jetzt tot!«
    »Entschuldigung? Entschuldigung, bitte!«
    Die halb singende Stimme drang unter der Druckbank hervor. Gu-
    tenhügel ging in die Hocke.
    »O nein…«, brachte er hervor.
    »Was ist?«, fragte William.
    »Da liegt, äh, Otto.«
    »Entschuldigung, bitte. Könnte mich jemand herrvorrholen?«
    Gutenhügel verzog das Gesicht und tastete mit der einen Hand unter
    die Druckbank, während die Stimme fortfuhr:
    »Oh, herrje, hierr liegt eine tote Rratte. Offenbarr hat jemand sein Es-
    sen fal en gelassen, wie eklig… Bitte nicht am Ohrr, bitte nicht am
    Ohrr… am Haarr…«
    Die Hand

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