Die volle Wahrheit
als die verlorene
Seele mit ihrem Dachs nach draußen wankte. Ihre Beine versuchten
dabei, mehrere Schritte gleichzeitig zu gehen.
Bruder Nadel lächelte dünn. »Zu den Kleinen Blumen Ewigen Är-
gers«, sagte er.
»Tatsächlich? Von einem solchen Orrden hörre ich jetzt zum errsten
Mal. Sehrr interressant. Nun, ich sehe nach, ob die Kobolde gute Arr-
beit geleistet haben…«
Draußen schrumpfte die Menge rasch, was am Anblick der vorrü-
ckenden Schwester Jennifer lag. Es verschwanden vor al em die Leute,
deren Hunde schnurrten oder Sonnenblumenkerne fraßen. Viele der
Personen, die tatsächlich Hunde mitgebracht hatten, wurden ebenfal s nervös.
Unbehagen erfasste Wil iam. Er wusste, dass Teile der omnianischen
Kirche noch immer glaubten, eine Seele würde nur dann in den Him-
mel kommen, wenn ihr Körper die Höl e erlebte. Und man konnte
Schwester Jennifer wohl kaum ihr Aussehen oder die Größe ihrer Hän-
de vorwerfen. Und selbst wenn die Handrücken recht haarig waren…
Solche Dinge kamen in den ländlichen Gegenden eben vor.
»Was genau macht sie da?«, fragte er. Rufe und Schreie erklangen, als
Hunde gepackt, angestarrt und mit erheblichem Nachdruck zurückge-
stoßen wurden.
»Wir versuchen, den kleinen Hund zu finden«, sagte Bruder Nadel.
»Vielleicht braucht er unsere Hilfe.«
»Aber… der Drahthaarterrier dort drüben hat große Ähnlichkeit mit
dem Bild«, meinte Sacharissa. »Und sie schenkt ihm überhaupt keine
Beachtung.«
»Schwester Jennifer ist sehr sensibel, was diese Dinge angeht«, erwi-
derte Bruder Nadel.
»Na schön, die nächste Ausgabe stellt sich nicht von allein zusam-
men«, sagte Sacharissa und kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück.
»Es würde vermutlich helfen, wenn wir farbig drucken könnten«, sag-
te William, als er mit Bruder Nadel allein war.
»Vielleicht«, entgegnete der Priester. »Er war graubraun.«
William glaubte plötzlich, so gut wie tot zu sein. Es war nur noch eine
Frage der Zeit.
»Du weißt, nach welcher Farbe ihr suchen müsst«, sagte er leise.
»Fahr du ruhig damit fort, Worte zu sortieren, Schreiberjunge«, sagte
Bruder Nadel allein für Williams Ohren. Er öffnete die Jacke seines
Gehrocks gerade weit genug, um die in Futteralen steckenden Messer
vorzuzeigen und schloss sie dann wieder. »Dies hat nichts mit dir zu
tun, verstehst du? Wenn du schreist, wird jemand getötet. Wenn du
versuchst, ein Held zu sein, wird jemand getötet. Wenn du dich plötz-
lich bewegst, wird jemand getötet. Vielleicht töten wir ohnehin jemanden, um Zeit zu sparen. Hast du davon gehört, dass die Feder mächtiger sein
soll als das Schwert?«
»Ja«, antwortete William heiser.
»Willst du es ausprobieren?«
»Nein.«
William spürte Gutenhügels Blick auf sich ruhen.
»Was macht der Zwerg da?«, fragte Bruder Nadel.
»Er setzt die Drucktypen, Herr«, antwortete Wil iam. Es war immer
klug, Messern gegenüber höflich zu sein.
»Sag ihm, er soll seine Arbeit fortsetzen«, murmelte Nadel.
»Äh… bitte sei so gut und setz deine Arbeit fort, Herr Gutenhügel«,
sagte Wil iam und hob die Stimme, um das Knurren und Jaulen zu ü-
bertönen. »Es ist alles in Ordnung.«
Gutenhügel nickte und kehrte ihm den Rücken zu. Demonstrativ hob
er die eine Hand und begann zu setzen.
Ist[leer]er[leer]ferkleidet?
Gutenhügel verwechselte das v mit einem f, aber an der Bedeutung
seiner Frage bestand kein Zweifel.
»Ja, stimmt«, sagte William.
Nadel bedachte ihn mit einem scharfen Blick. »Was stimmt?«
»Oh, äh, es sind nur die Nerven«, sagte Wil iam. »Ich werde immer
nervös, wenn Schwerter in der Nähe sind.«
Nadel sah zu den Zwergen. Sie al e wandten ihm den Rücken zu.
Gutenhügels Hand bewegte sich erneut und nahm Typen aus den
Kästen.
Bewaffnet?[leer]Huste[leer]für[leer]ja
»Ist was mit deinem Hals nicht in Ordnung?«, fragte Nadel, nachdem
William gehustet hatte.
»Erneut die Nerven… Herr.«
OK[leer]hole[leer]Otto
»O nein«, murmelte William.
»Wohin geht der Zwerg?«, fragte Nadel. Seine Hand tastete unter die
Jacke.
»In den Kel er, Herr. Um… Tinte zu holen.«
»Warum? Hier oben scheint es genug Tinte zu geben.«
»Äh, er braucht weiße Tinte, Herr. Für die Spatien. Und für die Mitte
der Os.« William beugte sich zu Herrn Nadel vor und schauderte, als
die Hand erneut unter die Jacke glitt. »Die Zwerge sind al e bewaffnet.
Mit Äxten. Und sie geraten leicht in Aufregung. Ich bin die einzige
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