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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der Stadt! Und entweder ziehst du
    jetzt das Schwert, oder… du… nimmst… die… Hand… vom…
    Knauf!«
    Er verstummte. Seine Wangen glühten, und er schnappte nach Luft.
    »Die Wahrheit hat ihre Stiefel angezogen«, sagte William. »Und jetzt
    tritt sie zu.« Er kniff die Augen zusammen. »Du sollst die Hand vom
    Schwertknauf nehmen!«
    »Wie dumm, wie dumm. Und ich habe dich für meinen Sohn gehal-
    ten…«
    »Ah, ja. Das hätte ich fast vergessen.« Das Feuer der Wut brannte
    weiter in William. »Kennst du die Traditionen der Zwerge? Nein, natür-
    lich nicht, denn du hältst sie ja nicht für ›richtige‹ Leute. Nun, mir ist da ein ganz bestimmter Brauch bekannt…« Er zog einen Samtbeutel aus
    der Hosentasche und warf ihn vor seinem Vater auf den Boden.
    »Und das ist…?«, fragte Lord de Worde.
    »Der Beutel enthält Edelsteine, die nach der groben Schätzung von
    Fachleuten etwa zwanzigtausend Dol ar wert sind«, sagte Wil iam. »Ich
    hatte nicht viel Zeit, um al es genau zu berechnen, und ich wol te ver-
    meiden, dass du mich für unfair hältst. Deshalb war ich sehr großzügig.
    Dadurch müssten al e von mir im Laufe der Jahre verursachten Kosten
    abgedeckt sein. Schule, Kleidung, al es. Ich muss zugeben, dass du bei
    meiner Erziehung keine besonders gute Arbeit geleistet hast, denn im-
    merhin bin ich das Ergebnis. Ich kaufe mich von dir frei, verstehst du?«
    »Oh. Eine dramatische Geste. Glaubst du wirklich, die Familie sei ei-
    ne Frage des Geldes ?«, fragte Lord de Worde.
    »Ja, denn darauf deutet die Geschichte unserer Familie hin«, erwiderte William. »Geld, Land und Titel. Es ist erstaunlich, wie oft es uns nicht gelang, eine Person zu heiraten, die nicht wenigstens über zwei der drei
    genannten Dinge verfügte.«
    »Dumme Spöttelei. Du weißt, was ich meine.«
    »Oh, da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Wil iam. »Aber ich weiß,
    dass ich diese Edelsteine vor einigen Stunden von einem Mann bekam,
    der versuchte, mich zu töten.«
    »Der dich zu töten versuchte?« Zum ersten Mal lag Unsicherheit in
    der Stimme von Lord de Worde.
    »Ja«, bestätigte William. »Überrascht dich das? Wenn man etwas in die
    Luft wirft… sol te man daran denken, wo es aufpral en könnte.«
    »Ja, das sollte man«, sagte Lord de Worde. Er seufzte und winkte
    dann kurz mit der Hand. William beobachtete, wie sich Schatten aus
    tieferen Schatten lösten. Und er erinnerte sich daran, dass man Hilfe
    brauchte, um die Besitztümer der de Wordes zu verwalten, und zwar in
    al en Sparten des Lebens. Entschlossene Männer mit kleinen runden
    Hüten, die räumten, beschlagnahmten, Fal en stel ten…
    »Du bist ganz offensichtlich überarbeitet«, sagte Lord de Worde, als
    die Männer näher kamen. »Ich glaube, du sol test… verreisen, ja. Eine
    lange Reise übers Meer. Wie wär’s mit den Nebelinseln oder mit Vie-
    ricks? Oder mit Bhangbhangduc? Dort kann man ein Vermögen ma-
    chen, soweit ich weiß. Das gilt zumindest für junge Männer, die nicht
    vor schmutzigen Händen zurückschrecken. Hier gibt es nichts für dich.
    Jedenfal s nichts Gutes.«
    William erkannte vier Gestalten. Er hatte sie gelegentlich auf dem
    Anwesen der Familie gesehen. Solche Leute hatten meistens nur einen
    Namen, wie Jenks oder Klamper, und ihnen fehlte eine Vergangenheit.
    Einer von ihnen sagte: »Wenn du ein wenig vernünftig bist, Herr Wil-
    liam, so können wir dies in aller Ruhe hinter uns bringen…«
    »Du wirst in regelmäßigen Abständen kleine Summen erhalten«,
    meinte Lord de Worde. »Das Geld wird es dir ermöglichen, mit einem
    gewissen Stil zu leben, der…«
    Mehrere kleine Staubflocken sanken spiralförmig von der dunklen
    Decke herab und drehten sich wie Ahornblätter.
    Sie blieben neben dem Samtbeutel liegen.
    Ein verhüllter Kerzenleuchter klirrte leise.
    William sah auf. »Oh, nein«, sagte er. »Bitte… töte niemanden!«
    »Was?«, fragte Lord de Worde.
    Otto Chriek landete auf dem Boden und hob die Hände wie Klauen.
    »Guten Abend!«, grüßte er einen verblüfften Gutsverwalter. Er sah
    auf seine Hände. »Meine Güte, was habe ich mirr nurr dabei gedacht!«
    Er bal te die Fäuste und tanzte von einem Bein aufs andere. »Diese
    Gelegenheit errforrderrt den trraditionel en Faustkampf von Ankh-
    Morrporrk.«
    »Faustkampf?«, wiederholte der Mann und hob einen Knüppel. »Von
    wegen!«
    Eine kurze Gerade Ottos riss ihn von den Beinen. Er landete auf dem
    Rücken, drehte sich und rutschte über den

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