Die volle Wahrheit
es mit anderren Eigenschaften aus«, sagte Otto.
»Ich spreche von meinem Vater.«
»Oh.«
»Er ist absolut sicher, dass er immer Recht hat…«
»Entschuldigung, aberr meinst du noch immerr deinen Vaterr?«
»Soll das heißen, ich bin wie er?«
»Oh, nein. Du bist anderrs. Völlig anderrs. Es gibt überrhaupt keine
Ähnlichkeit.«
»Du musst nicht gleich übertreiben.« William zögerte. »Habe ich mich
bei dir bedankt?«
»Nein.«
»Meine Güte.«
»Aberr dirr ist aufgefallen, dass du dich nicht bedankt hast, und deshalb gibt es nichts darran auszusetzen«, erwiderte Otto. »Mit jedem Tag besserrn wirr uns ein wenig. Da fäl t mirr ein… Würrde es dir etwas aus-
machen, mirr das Schwerrt aus derr Brrust zu ziehen? Wie dumm, ein
Schwerrt in einen Vampirr zu stoßen. Das brringt nurr die Wäsche in
Unorrdnung.«
»Ich helfe dir…« William zog vorsichtig die Klinge aus Ottos Brust.
»Kann ich das Hemd auf die Spesenrrechnung setzen?«
»Ja, ich denke schon.«
»Gut. Jetzt ist alles vorrbei, und es wirrd Zeit fürr Belohnung und
Medaillen«, sagte der Vampir fröhlich und rückte seine Jacke zurecht.
»Warrum bist du so niederrgeschlagen?«
»Ich fürchte, meine Probleme beginnen gerade erst«, entgegnete Wil-
liam. »Vermutlich dauert es keine Stunde, bis ich das Innere des Wach-
hauses sehe.«
Dreiundvierzig Minuten später half William der Wache bei ihren Er-
mittlungen, wie es so schön hieß.
Auf der anderen Seite des Schreibtischs las Kommandeur Mumm
noch einmal die Times. William wusste, warum er sich dabei mehr Zeit ließ als notwendig: Um ihn nervös zu machen.
»Ich kann dir bei den langen Worten helfen, die du nicht kennst«, bot
er sich an.
Mumm ging nicht darauf ein. »Ein guter Artikel. Aber ich muss noch
mehr wissen. Ich brauche die Namen. Und ich glaube, du kennst sie. Wo trafen sich die Verschwörer? Und so weiter. Ich muss darüber Bescheid
wissen.«
»Manche Dinge sind mir ein Rätsel«, sagte William. »Wie dem auch
sei: Du weißt jetzt genug, um Lord Vetinari auf freien Fuß zu setzen.«
»Ich muss noch mehr erfahren.«
»Aber nicht von mir.«
»Ich bitte dich, Herr de Worde. Wir sind auf der gleiche Seite!«
»Nein. Wir stehen auf zwei verschiedenen Seiten, die nur rein zufäl ig
Seite an Seite liegen.«
»Herr de Worde, vor einer Weile hast du einen meiner Wächter ange-
griffen. Ist dir eigentlich klar, in welchen Schwierigkeiten du steckst?«
»Ich hätte etwas Besseres von dir erwartet, Herr Mumm«, sagte Willi-
am. »Willst du etwa behaupten, ich hätte einen Wächter in Uniform
angegriffen? Einen Wächter, der sich mir gegenüber identifiziert hat?«
»Sei vorsichtig, Herr de Worde.«
»Ein Werwolf hat mich verfolgt, Kommandeur. Ich habe ihm… Un-
annehmlichkeiten bereitet, um zu entkommen. Möchtest du in al er
Öffentlichkeit darüber reden?«
Ich spiele einen arroganten, verlogenen, hochnäsigen Mistkerl, dachte
William. Und ich spiele ihn verdammt gut.
»Du lässt mir keine andere Wahl, als dich zu verhaften, weil…«
»Ich verlange einen Anwalt«, sagte William.
»Ach? Und an wen hast du mitten in der Nacht gedacht?«
»An Herrn Schräg.«
» Schräg ? Und du glaubst, er kommt wegen dir hierher?«
»Ich glaube es nicht, ich weiß es.«
»Und weshalb bist du da so sicher?«
»Ich bin es einfach. Vertrau mir.«
»Komm schon«, sagte Mumm und lächelte. »Dies ist doch gar nicht
nötig. Es ist die Pflicht eines jeden Bürgers, der Wache zu helfen.«
»Ich weiß nicht«, erwiderte William. »Ich weiß nur, dass die Wache
das glaubt. Ich habe es nie irgendwo niedergeschrieben gesehen. Übrigens wusste ich gar nicht, dass die Wache befugt ist, unschuldige Leute
zu bespitzeln.«
Mumms Lächeln erstarrte.
»Es geschah zu deinem eigenen Besten«, knurrte der Kommandeur.
»Ich wusste gar nicht, dass dir Entscheidungen darüber zustehen, was
zu meinem Besten ist.«
Diesmal gewann Mumm einen kleinen Preis. »Ich lasse mich ebenfal s
nicht manipulieren«, sagte er. »Aber ich habe Grund zu der Annahme,
dass du Informationen über ein schweres Verbrechen zurückhältst, und
das ist ein Vergehen. Ein solches Verhalten verstößt gegen das Gesetz.«
»Herrn Schräg fäl t dazu bestimmt etwas ein. Ich wette, es gibt Präze-
denzfäl e. Er wird irgendeine Sache finden, die Hunderte von Jahren alt
ist. Die Patrizier haben immer viel von Präzedenzfäl en gehalten. Herr
Schräg wird suchen und suchen. Jahrelang, wenn es
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