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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sahen sie aus wie die Lichter eines
    Schwarms von Tiefseefischen.
    William schritt an umgekippten Sesseln vorbei. Einer stand aufrecht,
    hinter den Kerzen.
    Er blieb stehen.
    »Ah… William«, sagte der Sessel. Dann entfaltete Lord de Worde
    langsam seine schlaksige Gestalt aus dem Leder, stand auf und trat ins
    Licht.
    »Vater«, sagte William.
    »Ich habe damit gerechnet, dass du hierher kommst. Auch deine Mut-
    ter mochte diesen Ort. Natürlich war damals alles… anders.«
    William schwieg. Damals war tatsächlich alles anders gewesen.
    »Ich glaube, der Unsinn sol te jetzt aufhören, findest du nicht?«, fragte
    Lord de Worde.
    »Ich glaube, er hat bereits aufgehört, Vater.«
    »Aber du meinst vermutlich nicht das, was ich meine«, sagte Lord de
    Worde.
    »Eigentlich weiß ich gar nicht, was du meinst«, sagte William. »Ich
    möchte nur die Wahrheit von dir hören.«
    Lord de Worde seufzte. »Die Wahrheit? Ich habe an das Wohl der
    Stadt gedacht. Das wirst du eines Tages verstehen. Vetinari ruiniert
    Ankh-Morpork.«
    »Tja, an dieser Stelle wird’s schwierig«, entgegnete William. Es er-
    staunte ihn, dass seine Stimme noch immer nicht zitterte. »Ich meine,
    alle behaupten so etwas. ›Ich wol te nur das Beste‹ und ›Der Zweck hei-ligt die Mittel‹ – die gleichen Worte, jedes Mal.«
    »Bist du nicht auch der Meinung, dass wir einen Regenten brauchen,
    der auf die Leute hört?«
    »Vielleicht. An welche Leute dachtest du dabei?«
    Lord de Wordes sanfter Gesichtsausdruck veränderte sich. Es über-
    raschte William, dass die sanfte Miene so lange überlebt hatte.
    »Du willst in dem Schmutzblatt, in deiner Zeitung darüber schreiben, nicht wahr?«
    William schwieg.
    »Du kannst nichts beweisen. Und das weißt du.«
    William kam etwas näher, daraufhin bemerkte Lord de Worde das
    Notizbuch.
    »Ich kann genug beweisen. Und nur darauf kommt es an. Der Rest
    bleibt… Ermittlungen überlassen. Weißt du, dass man Mumm ›Vetina-
    ris Terrier‹ nennt? Terrier graben und graben und lassen nie los.«
    Lord de Worde legte die Hand auf den Schwertknauf.
    Und William hörte sich denken: Danke. Bis eben konnte ich es nicht glauben…
    »Du hast überhaupt keine Ehre«, bemerkte sein Vater mit jener Art
    von Ruhe, die einen zur Raserei bringen konnte. »Nun, veröffentliche
    al es und sei dafür verdammt. Genauso wie die Wache. Wir haben nicht
    den Befehl…«
    »Oh, natürlich nicht«, entgegnete William. »Du hast wahrscheinlich
    nur ›Kümmert euch darum‹ gesagt und die Details Leuten wie Nadel
    und Tulpe überlassen. Blutige Hände auf Armeslänge.«
    »Als dein Vater befehle ich dir, sofort mit diesem… mit diesem Un-
    sinn aufzuhören!«
    »Früher hast du mir befohlen, die Wahrheit zu sagen«, meinte Willi-
    am.
    Lord de Worde straffte die Gestalt. »Ach, William. Sei doch nicht so naiv.«
    William schloss das Notizbuch. Das Sprechen fiel ihm jetzt leichter.
    Er war vom Dach des Gebäudes gesprungen und stellte fest, dass er
    fliegen konnte.
    »Und um welche Wahrheit handelt es sich in diesem Fal ?«, fragte er.
    »Um eine so kostbare Wahrheit, dass sie von einer Leibwache aus Lü-
    gen geschützt werden muss? Um eine Wahrheit, die seltsamer ist als
    Erfundenes? Oder um die Wahrheit, die noch ihre Stiefel anzieht, wäh-
    rend eine Lüge bereits über die ganze Welt läuft?« William trat noch
    einen Schritt vor. »Dieser Spruch gefällt dir doch so sehr. Nun, es spielt keine Rolle mehr. Ich glaube, Herr Nadel wollte versuchen, dich zu
    erpressen, und weißt du: Ich bin naiv genug, die gleiche Absicht zu ha-
    ben. Du wirst die Stadt verlassen, jetzt sofort. Das dürfte dir eigentlich nicht zu schwer fal en. Und du sol test hoffen, dass mir nichts zustößt,
    oder jemandem, mit dem ich zusammenarbeite, oder den ich kenne.«
    »Ach?«
    »Jetzt sofort!«, schrie William so laut, dass Lord de Worde unwillkür-
    lich zurückwich. »Bist du nicht nur übergeschnappt, sondern auch taub?
    Du wirst die Stadt auf der Stelle verlassen und nie zurückkehren. Wenn
    du es wagst, dich hier noch einmal blicken zu lassen, findest du in der
    Zeitung jedes Wort wieder, das du gerade gesagt hast!« William holte
    den Disorganizer hervor. »Jedes verdammte Wort! Hast du verstanden?
    Und dann ist nicht einmal Herr Schräg imstande, deine Weste mit ir-
    gendwelchen Tricks rein zu waschen! Du bist sogar so arrogant gewe-
    sen, so verdammt arrogant, ihnen unser Haus zur Verfügung zu stellen!
    Ist das zu fassen? Verschwinde aus

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