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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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habe ich eine Kartoffel. Siehst du sie?«
    JA, ICH SEHE SIE. UND ICH VERSTEHE. Tod griff unter seinen
    Umhang und holte etwas hervor, das Herr Nadel zuerst für ein kleines
    Model des Sensenmannes hielt. Dann bemerkte er den Rattenschädel
    unter der kleinen Kapuze.
    Tod lächelte. BEGRÜSSE MEINEN KLEINEN FREUND, sagte
    er.
    Der Rattentod streckte die Pfote aus und griff nach dem Bindfaden.
    »He…«
    DU SOLLTEST NICHT DEIN GANZES VERTRAUEN IN
    WURZELGEMÜSE SETZEN. DIE DINGE SIND NICHT IMMER
    DAS, WAS SIE ZU SEIN SCHEINEN, sagte Tod. ABER NIE-
    MAND SOLL VON MIR BEHAUPTEN, DASS ICH DAS GESETZ
    MISSACHTE. Er schnippte mit den Fingern. KEHRE ALSO AN
    DEN ORT ZURÜCK, DER DIR GEBÜHRT…
    Blaues Licht umflackerte den erstaunten Herrn Nadel, dann ver-
    schwand er.
    Tod seufzte und schüttelte den Kopf.
    DER ANDERE… HATTE ETWAS IN SEINEM INNERN, DAS
    BESSER WERDEN KANN, sagte er. ABER DIESER… Er seufzte
    tief. WER WEISS, WELCHES UNHEIL IM HERZEN DER MEN-
    SCHEN LAUERT?
    Der Rattentod sah von der leckeren Kartoffel auf.
    QUIEK, sagte er.
    Tod winkte ab. NUN, MIR IST ES NATÜRLICH BEKANNT, er-
    widerte er. ABER ICH FRAGE MICH, OB SONST NOCH JE-
    MAND DARÜBER BESCHEID WEISS.

    William huschte von Tür zu Tür und begriff, dass er einen Umweg
    machte. Otto hätte das vermutlich als Zeichen gedeutet, dass er das Ziel
    gar nicht erreichen wol te.
    Das Unwetter war nicht mehr ganz so schlimm, obwohl noch immer
    Hagel von Wil iams Hut abpral te. Die viel größeren Körner, die der
    Himmel zu Beginn auf die Stadt hinabgeschleudert hatte, fül ten die
    Dachrinnen und bildeten eine weiße Schicht auf den Straßen. Fußgän-
    ger hielten sich an Mauern fest.
    Trotz des Feuers in seinem Kopf holte William das Notizbuch hervor
    und schrieb: Hglkner grö als Golfblle? Er nahm sich vor, die Hagelkörner direkt mit einem Golfball zu vergleichen, nur für den Fall. Ein Teil von
    ihm verstand: Die Leser mochten in Bezug auf die Schuld von Politi-
    kern einen toleranten Standpunkt vertreten, aber Dinge wie die Größe
    des Wetters nahmen sie überaus ernst.
    Auf der Messingbrücke verharrte er im Windschatten eines großen
    Nilpferds. Hagelkörner fielen auf die Oberfläche des Flusses und verur-
    sachten tausendfaches leises Saugen.
    Der Zorn kühlte allmählich ab.
    Während des größten Teils von Williams Leben war Lord de Worde
    eine ferne Gestalt gewesen, die aus dem Fenster des Arbeitszimmers
    blickte, eines Raums mit Hunderten von Büchern, die nie gelesen wur-
    den. William stand bei diesen Gelegenheiten geduldig auf dem großen
    und teuren, aber abgelaufenen Teppich, während sein Vater lange Vor-
    träge hielt. Sie bestanden fast ausschließlich aus Gehässigkeiten: die
    Meinungen eines Herrn Windling, mit besser klingenden Worten zum
    Ausdruck gebracht.
    Das Schlimmste war, dass sich Lord de Worde nie irrte. Diese Position war in seiner Geographie nicht vorgesehen. Leute, die eine andere Meinung vertraten, waren verrückt, gefährlich oder vielleicht gar keine rich-
    tigen Leute. Mit Lord de Worde konnte man nicht diskutieren. Zumin-
    dest nicht im üblichen Sinn. Eine Diskussion bedeutete, verschiedene
    Standpunkte wenigstens rein theoretisch zuzulassen und zu versuchen,
    dem Gesprächspartner mit Vernunft die eigene Ansicht zu erläutern.
    Mit Williams Vater konnte man nur streiten, und das ziemlich gut.
    Eiskaltes Wasser tropfte von der Nilpferdstatue und rann an Williams
    Nacken herab.
    Der Tonfal und die Lautstärke, mit der Lord de Worde Worte be-
    nutzte, verwandelte sie fast in Fäuste, aber er hatte nie zum Mittel phy-
    sischer Gewalt gegriffen.
    Das überließ er anderen.
    Ein weiterer Tropfen getauter Hagel traf William am Nacken.
    Sein Vater konnte doch nicht so dumm sein, oder?
    Er fragte sich, ob er umkehren und al es der Wache übergeben sol te.
    Aber ganz gleich, was man über Mumm sagte: Letztendlich hatte er nur
    eine Hand vol Männer und viele einflussreiche Feinde, deren Stamm-
    bäume Tausende von Jahren weit in die Vergangenheit reichten und die
    das gleiche Maß an Ehre offenbarten wie kämpfende Hunde.
    Nein. Er gehörte zur Familie de Worde. Die Wache war für andere
    Leute bestimmt, die ihre Probleme nicht selbst lösen konnten. Und was
    konnte ihm schon passieren?
    So viele Dinge, dachte William und setzte den Weg fort, dass es
    schwer sein würde zu entscheiden, was das Schlimmste war.

    Myriaden Kerzen brannten in der Mitte des großen Raums. In den kor-
    rodierten Spiegeln an den Wänden

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