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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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    der Personen zurückgegriffen. Soweit sich William erinnern konnte,
    hatte Lord de Worde nie große Begeisterung für Dinge gezeigt, bei de-
    nen man andere Leute berühren musste.
    Wie dem auch sei: William hielt sich für untalentiert, wenn es darum
    ging, etwas zu erfinden. Wenn er etwas sagte, das nicht der Wahrheit
    entsprach, kam es früher oder später immer ans Licht, meistens früher.
    Selbst kleine Notlügen in der Art von »Am Ende der Woche habe ich
    das Geld ganz bestimmt« führten immer zu Ärger. So etwas war »Ge-
    schichten erzählen«, eine Sünde im De-Worde-Kompendium, etwas,
    das schlimmer war als Lügen: der Versuch, Lügen interessant zu machen.
    Deshalb sagte William de Worde die Wahrheit, aus einer Art kosmi-
    scher Notwehr heraus. Er hatte festgestellt, dass eine schwierige Wahr-
    heit weniger schwer war als eine leichte Lüge.
    In der »Geflickten Trommel« hatte ein recht interessanter Kampf
    stattgefunden, und Williams Beschreibung – mit der er recht zufrieden
    war – lautete: »Woraufhin Brezock der Barbar einen Tisch hob und
    Moltin dem Räuber einen Schlag versetzte, der seinerseits nach dem
    Kronleuchter griff, sich daran hin und her schwang und rief: ›Nimm
    das, du verdammter B*st*rd, der du bist!!!‹ Diese Bemerkung führte zu
    einem Krawal , bei dem 5 oder 6 Personen verletzt wurden.«
    Er nahm den Text mit zum Eimer .
    Gunilla las ihn interessiert. Innerhalb kurzer Zeit wählten die Zwerge
    die richtigen Drucktypen aus und setzten sie zusammen.
    Wie seltsam…
    Als der Text gedruckt war, als er fein säuberlich und mit regelmäßigen
    Lettern auf dem Papier stand… da schien al es realer zu sein.
    Boddony – in der Druckerhierarchie schien er an zweiter Stelle zu
    kommen – blickte über Gutenhügels Schulter hinweg auf die Textspal-
    ten.
    »Hmm«, sagte er.
    »Was hältst du davon?«, fragte William.
    »Sieht ein bisschen… langweilig aus«, meinte der Zwerg. »All die
    Buchstaben auf einem Haufen. Wie in einem Buch.«
    »Nun, das ist doch richtig, oder?«, fragte William. Es schien alles in
    Ordnung zu sein, wenn etwas wie ein Buch aussah.
    »Viel eicht wäre es besser, die Worte mehr zu spationieren?«, fragte
    Gunilla.
    William sah auf die gedruckte Seite. Eine Idee wuchs in ihm, schien
    direkt von der Seite zu kommen.
    »Wie wär’s, wenn wir jedem Abschnitt eine kleine Überschrift geben?«
    Er griff nach einem Zettel und kritzelte: 5/6 bei Krawall in Taverne
    verletzt.
    Boddony las die Worte. »Ja«, sagte er schließlich. »Das klingt… ganz
    gut.« Er reichte das Blatt über den Tisch.
    »Wie nennst du deinen Nachrichtenbrief?«, fragte er.
    »Oh, er hat keinen Namen«, erwiderte William.
    »Du sol test ihn irgendwie benennen«, sagte Boddony. »Was schreibst
    du ganz oben hin?«
    »Meistens etwas in der Art von ›An meine ehrenwerten Kunden…‹«,
    begann William. Boddony schüttelte den Kopf.
    »Das taugt nichts«, sagte er. »Ich rate dir zu einem al gemeinen Titel,
    der sich dem Leser sofort einprägt.«
    »Wie wäre es mit ›Ankh-Morpork Neuigkeiten und Item‹?«, meinte
    William. »Tut mir Leid, aber mit Namen bin ich nicht besonders gut.«
    Gunilla zog seine kleine Tragmulde aus der Schürze und wählte einige
    Typen aus den Kästen auf dem Tisch. Er schraubte sie zusammen, be-
    feuchtete sie mit Tinte und rol te ein Blatt Papier über sie hinweg.
    William las: Ankh-Morpork tImes und Neuigkeiten.
    »Oh, das ist durcheinander geraten«, brummte Gunilla. »Hab nicht
    richtig aufgepasst.« Er griff nach den Drucktypen, um den Fehler zu
    korrigieren. William zog die Hand des Zwergs zurück.
    »Ich weiß nicht«, sagte er und fühlte eine neuerliche Inspiration. »Äh.
    Lass ›und Neuigkeiten‹ weg und mach aus dem großen I ein kleines und
    aus dem kleinen t ein großes.«
    »Das wär’s«, sagte Gunilla. »Alles fertig. Wie viele Kopien möchtest
    du?«
    »Äh… zwanzig? Dreißig?«
    »Was hältst du von zweihundert?« Gunilla nickte den Zwergen zu, die
    sich sofort an die Arbeit machten. »Es lohnt sich kaum, die Presse für
    weniger Exemplare zu benutzen.«
    »Meine Güte! Bestimmt gibt es in der Stadt nicht so viele Leute, die
    fünf Dollar dafür bezahlen würden!«
    »Na schön, dann verlang einen halben Dol ar. Das wären fünfzig Dol-
    lar für uns und fünfzig für dich.«
    »Lieber Himmel! Im Ernst?« William starrte den strahlenden Zwerg
    an. »Aber ich muss die einzelnen Exemplare verkaufen. Sie sind

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