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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ingobert
    einst eine unschuldige, gastfreundliche Person gewesen, die über ein
    gewisses mentales Potential verfügt hatte, das andere Seelen zur Kolo-
    nisierung einlud.
    Nur in der sanften Gruppe unter der Brücke konnte eine Konsens-
    Person wie Ingobert einen einigermaßen bequemen Platz finden. Henry
    Husten und die anderen hatten ihn – oder sie – an ihrem rauchenden
    Feuer willkommen geheißen. Jemand, der nicht länger als fünf Minuten
    die gleiche Person blieb, gewöhnte sich hier schnell ein.
    Es gab noch etwas anderes, das die Gruppe vereinte (obgleich ver-
    mutlich nichts existierte, das Insgesamt Ingobert einen konnte): die
    Bereitschaft, an sprechende Hunde zu glauben. Die am glimmenden
    Feuer Sitzenden glaubten, dass sie viele Dinge sprechen gehört hatten,
    unter anderem auch Wände. Unter solchen Umständen erschien ein
    sprechender Hund nicht ungewöhnlich. Außerdem respektierten sie die
    Tatsache, dass Gaspode den schärfsten Verstand von ihnen al en hatte
    und nie etwas trank, das den Behälter korrodieren ließ.
    »Versuchen wir es noch einmal«, sagte er. »Wenn ihr dreißig von den
    Dingern verkauft, bekommt ihr einen Dollar. Einen ganzen Dollar.
    Kapiert?«
    »Mistundverflucht.«
    »Quak.«
    »Haaaargghhh… gak!«
    »Wie viel ist das in alten Stiefeln?«
    Gaspode seufzte. »Nein, Arnold. Mit dem Geld kannst du dir so viele
    alte Stiefel kaufen, wie du willst…«
    Dumpfes Grollen kam aus der Richtung von Insgesamt Ingobert, und
    der Rest der Gruppe schwieg. Wenn Insgesamt Ingobert eine Zeit lang
    still blieb, wusste man nie, wer er sein würde.
    Es bestand immer die Gefahr, dass sich Burke zeigte.
    »Darf ich etwas fragen?«, erkundigte sich Insgesamt Ingobert mit ei-
    ner Stimme, die nach einem heiseren Sopran klang.
    Die Gruppe entspannte sich. Das hörte sich nach Lady Hermione an.
    Sie machte keine Probleme.
    »Ja… Euer Ladyschaft?«, erwiderte Gaspode.
    »Dies ist doch keine… Arbeit, oder?«
    Dieses eine Wort bescherte den restlichen Mitgliedern der Gruppe jä-
    he Anspannung und einen Hauch Panik.
    »Haaaruk… gak!«
    »Mistundverflucht!«
    »Quak!«
    »Nein, nein, nein«, sagte Gaspode rasch. »Von Arbeit kann kaum die
    Rede sein. Einfach nur Dinge zu verteilen und dafür Geld zu nehmen?
    Meiner Ansicht nach klingt das nicht nach Arbeit.«
    »Ich arbeite nicht!«, rief Henry Husten. »Ich bin sozial inadäquat,
    wenn es darum geht, irgendetwas zu leisten.«
    »Wir arbeiten nie «, stellte Arnold Seitwärts fest. »Wir sind Herren der Muh-se.«
    »Ähem«, ließ sich Lady Hermione vernehmen.
    »Herren und Damen der Muh-se«, verbesserte sich Arnold.
    »Dies ist ein ziemlich scheußlicher Winter«, sagte der Entenmann.
    »Zusätzliches Geld käme uns sehr gelegen.«
    »Wofür?«, fragte Arnold.
    »Mit einem Dol ar pro Tag könnten wir wie Könige leben, Arnold.«
    »Was, du meinst, jemand würde uns den Kopf abhacken?«
    »Nein, ich…«
    »Jemand könnte mit einem rot glühenden Schürhaken im Abort nach
    oben klettern und…«
    »Nein! Ich meine…«
    »Jemand würde uns in einem Weinfass ertränken?«
    »Nein, so sterben Könige, Arnold.«
    »Ich kann mir kaum ein Weinfass vorstellen, das so groß ist, dass man
    beim Austrinken ertrinkt«, brummte Gaspode. »Was ist nun, meine
    Herren? Und Damen. Soll ich… Soll Ron dem Burschen sagen, dass wir einverstanden sind?«
    »In Ordnung.«
    »Na schön.«
    »Gawwark… pt!«
    »Mistundverflucht!«
    Insgesamt Ingoberts Lippen zuckten, und sein Gesichtsausdruck ver-
    änderte sich. Dann hob er fünf demokratische Finger.
    »Die Mehrheit ist dafür«, sagte Gaspode.

    Herr Nadel zündete sich eine Zigarre an. Rauchen war sein einziges
    Laster. Zumindest das einzige Laster, das er für ein Laster hielt. Alles
    andere fiel in die Kategorie »berufliche Fertigkeiten«.
    Herrn Tulpes Laster waren ebenfal s grenzenlos, doch er gestand nur
    billiges Rasierwasser, denn ein Mann musste irgendetwas trinken. Die Drogen zählten nicht, weil er nur einmal richtige genommen hatte: zwei
    große Pillen, die sie entdeckten, als sie einen Viehdoktor ausraubten.
    Herr Tulpe hatte sie geschluckt, mit dem Ergebnis, dass alle Venen
    seines Körpers wie purpurne Schlauchleitungen hervortraten.
    Herr Nadel und Herr Tulpe waren keine Schläger. So sahen sie sich
    nicht. Sie waren auch keine Diebe. Zumindest hatten sie sich nie als
    Diebe vorgestellt. Sie hielten sich auch nicht für Assassinen. Assassinen
    waren vornehm und beachteten die Vorschriften.

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