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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und verließ den Raum.
    »Was für ein…«, begann Herr Tulpe, doch Herr Nadel hob den Zei-
    gefinger an die Lippen. Lautlos durchquerte er das Zimmer und öffnete
    die Tür. Der Anwalt war verschwunden.
    »Er weiß, warum wir hier sind«, flüsterte Herr Tulpe mit zornigem Nachdruck. »Warum behauptet er, keine …te Ahnung zu haben?«
    »Weil er Anwalt ist«, erwiderte Herr Nadel. »Hübscher Ort«, fügte er
    ein wenig zu laut hinzu.
    Herr Tulpe sah sich um. »Nein«, sagte er und winkte ab. »Zuerst habe
    ich das ebenfal s gedacht, aber es ist nur eine Kopie des …ten Barock
    aus dem späten achtzehnten Jahrhundert. Die Abmessungen stimmen
    nicht. Hast du die Säulen im Saal gesehen? Hast du sie gesehen? Eine
    …te Mischung aus ephebianischen Kreuzblumen des sechsten Jahr-
    hunderts und …ten djelibebischen Blätterknäufen aus dem Zweiten
    Reich! Ich hätte fast laut gelacht!«
    »Ja«, sagte Herr Nadel. »Ich habe schon mehrmals darauf hingewie-
    sen, Herr Tulpe: In dir stecken viele Überraschungen.«
    Herr Tulpe trat zu einem verhüllten Bild und zog das Tuch beiseite.
    »Na, da sol mich doch… Es ist ein …ter da Quirm«, sagte er. »Ich
    habe eine Kopie davon gesehen. Frau mit Frettchen. Er malte das Bild, kurz nachdem er Gennua verließ und unter den Einfluss des …ten Caravati geriet. Sieh dir nur die Pinselführung an. Und merkst du, wie die
    Wölbung der Hand den Blick des Betrachters einfängt? Und dann das
    Licht über der Landschaft, die man durch das …te Fenster dort sieht.
    Und die Schnauze des Frettchens scheint einem zu folgen, wenn man
    durchs Zimmer geht. Das ist echtes …tes Genie. Wenn ich jetzt allein
    wäre, würde ich in Tränen ausbrechen.«
    »Es ist sehr hübsch.«
    »Hübsch?«, wiederholte Herr Tulpe und schien angesichts des Ge-
    schmacks seines Kol egen fast in Verzweiflung zu geraten. Er näherte
    sich einer Statue neben der Tür, betrachtete sie eine Zeit lang und strich dann mit den Fingerkuppen über den Marmor.
    » Dachte ich mir! Dies ist ein …ter Scolpini! Darauf würde ich al es wetten. Aber ich habe diese Statue nie in einem Katalog gesehen. Und
    sie steht in einem …ten leeren Haus, wo einfach jemand kommen und
    sie klauen könnte!«
    »Dieser Ort ist gut geschützt. Du hast die Siegel an der Tür gesehen.«
    »Gilden? Das sind doch alles … te Amateure. Wir kämen hier ebenso
    mühelos voran wie ein heißes Messer in weichem Wachs. Amateure
    und Felsen und Rasenschmuck und wandelnde Tote… Wir könnten die
    ganze …te Stadt auf den Kopf stellen.«
    Herr Nadel antwortete nicht. Ihm war eine ähnliche Idee gekommen,
    aber im Gegensatz zu seinem Kol egen wurde er nicht sofort aktiv,
    wenn ihm etwas durch den Kopf ging.
    Bisher war die Neue Firma noch nicht in Ankh-Morpork tätig gewor-
    den. Herr Nadel hatte sich zurückgehalten, weil es genug andere Städte
    gab und sein Überlebensinstinkt ihn darauf hinwies, dass die Große
    Wahoonie* noch ein wenig warten sol te. Er hatte einen Plan, seit der
    ersten Begegnung mit Herrn Tulpe und der Erkenntnis, dass sein eige-
    ner Einfal sreichtum und der unablässige Zorn Herrn Tulpes eine er-
    folgreiche Karriere versprachen. Er hatte ihr Geschäft in Gennua,
    Pseudopolis und Quirm entwickelt – kleinere Städte als Ankh-Morpork,
    in denen man leichter den Überblick behielt. Al erdings hatte es in letz-
    ter Zeit den Anschein, dass die anderen Städte Ankh-Morpork immer
    ähnlicher wurden.
    Herr Nadel wusste: Sie kamen deshalb so gut zurecht, weil die Leute
    früher oder später bequem wurden. Zum Beispiel die Trol e. Als die
    Nachschubwege für Tüt-Tüt und Platte bis nach Überwald reichten

    * Das seltenste und am übelsten riechende Gemüse auf der Scheibenwelt,
    weshalb es von Kennern (die sich nur selten für Billiges und Gewöhnliches
    interessieren) hoch geschätzt wird. Gleichzeitig ein umgangssprachlicher
    Name für Ankh-Morpork, obwohl die Stadt nicht ganz so grässlich riecht.
    und al e rivalisierenden Clans ausgeschaltet waren, wurden die Trol e
    bequem. Die Narren verhielten sich plötzlich wie feine Leute. Ähnli-
    ches spielte sich auch woanders ab. Die großen alten Banden oder Fa-
    milien erzielten eine Art Gleichgewicht mit der Gesellschaft, lehnten
    sich zurück und wurden zu spezialisierten Geschäftsleuten. Sie entlie-
    ßen Schläger und stel ten stattdessen Butler ein. Und wenn sie dann in
    Schwierigkeiten gerieten, wenn sie Muskeln brauchten, die denken
    konnten… Für solche Fäl e gab es

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