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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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alte Mann namens Käse meint, hier
    gab’s mal einen Brunnen…«
    Unten erklang eine Stimme. Zwei Zwerge kletterten die Leiter hinab.
    »Herr Gutenhügel, fällt dir irgendein Grund ein, warum ich das hier in der Zeitung bringen sollte?«, fragte William und reichte ihm Sacharissas
    Bericht von dem Blumen-und-Backen-Wettbewerb. »Es ist ein biss-
    chen… langweilig…«
    Der Zwerg las. »Es gibt dreiundsiebzig Gründe«, sagte er. »Weil hier
    dreiundsiebzig Namen stehen. Ich schätze, es gefäl t den Leuten, ihren
    Namen in der Zeitung zu lesen.«
    »Aber was ist mit dem nackten Mann?«
    »Ja… Schade, dass sie seinen Namen nicht kennt.«
    Unten ertönte ein weiterer Ruf.
    »Sollen wir uns die Sache mal ansehen?«, fragte Gutenhügel.
    Es überraschte William keineswegs, dass der Keller unter dem Schup-
    pen weitaus besser gebaut war als der Schuppen selbst. Praktisch überall
    in Ankh-Morpork gab es Kel er, die einst der erste, zweite oder dritte
    Stock von älteren Gebäuden gewesen waren – sie stammten aus einem
    der Königreiche, als die Bewohner der Stadt geglaubt hatten, die Zu-
    kunft dauere ewig. Und dann stieg der Fluss über die Ufer und brachte
    viel Schlamm, und die Mauern wuchsen nach oben, und inzwischen
    stand Ankh-Morpork zum größten Teil auf Ankh-Morpork. Die Leute
    meinten: Wer über einen guten Orientierungssinn und eine Spitzhacke
    verfügt, kann die Stadt unterirdisch durchqueren, indem er Löcher in
    Wände schlägt.
    Rostige Dosen und bis zur Konsistenz von Seidenpapier verrottetes
    Holz stapelten sich an einer Wand. In der Mitte einer anderen Wand
    war eine zugemauerte Tür. Die neueren Ziegelsteine wirkten bereits
    verwittert und schäbig im Vergleich zu dem alten Mauerwerk.
    »Was ist auf der anderen Seite?«, fragte Boddony.
    »Vermutlich die alte Straße«, sagte William.
    »Die Straße hat einen Kel er? Was bewahrt sie hier auf?«
    »Oh, wenn Teile der Stadt überflutet werden, bauen die Leute einfach
    nach oben«, erklärte Wil iam. »Ich nehme an, dies war einst ein Raum
    im Erdgeschoss. Man hat Türen und Fenster zugemauert und dann ein
    Stockwerk draufgesetzt. Es heißt, in manchen Teilen der Stadt gibt es
    sechs oder sieben unterirdische Etagen. Die meisten davon vol er
    Schlamm. Und das ist sehr sorgfältig ausgedrückt…«
    »Ich suche nach Herrn William de Worde«, grollte eine Stimme über
    ihnen.
    Ein riesiger Troll hatte sich vor die Fal tür geschoben und schirmte
    das Licht ab.
    »Das bin ich«, sagte William.
    »Der Patrizier dich jetzt empfangen wird«, verkündete der Troll.
    »Ich habe doch gar keinen Termin mit Lord Vetinari vereinbart!«
    »Oh, du dich wundern würdest, wie viele Leute haben heute Termin
    beim Patrizier, ohne etwas davon zu wissen«, erwiderte der Troll. »Du
    dich besser beeilen sol test. Ich mich beeilen würde, an deiner Stelle.«

    Das einzige Geräusch war das Ticken der Uhr. William beobachtete
    besorgt, wie Lord Vetinari noch einmal die Times las und ihn dabei ganz zu vergessen schien.
    »Welch ein interessantes… Dokument«, sagte der Patrizier plötzlich
    und legte die Zeitung beiseite. »Aber ich möchte fragen… Warum ?«
    »Es ist nur mein Nachrichtenbrief«, sagte William. »Allerdings ein we-
    nig größer. Äh… die Leute möchten Bescheid wissen.«
    »Welche Leute?«
    »Nun… eigentlich alle.«
    »Tatsächlich? Haben sie dich darauf hingewiesen?«
    William schluckte. »Äh… nein. Aber du weißt ja, dass ich meinen
    Nachrichtenbrief schon seit einer ganzen Weile schreibe…«
    »Er ist für verschiedene ausländische Persönlichkeiten und andere
    wichtige Leute bestimmt.« Lord Vetinari nickte. »Solche Personen müs-
    sen Bescheid wissen. Das gehört zu ihren Aufgaben. Aber du verkaufst dies an jeden auf der Straße, oder?«
    »Ich denke schon, Herr.«
    »Interessant. Nun, stell dir den Staat einmal als eine Art Galeere vor.
    Ich meine ein Schiff mit Ruderern unter Deck und einem Steuermann
    oben. Es dürfte im Interesse aller Beteiligten liegen, dass das Schiff
    nicht untergeht, aber ich frage dich: Die Ruderer müssen doch nicht
    unbedingt von al en Untiefen erfahren, denen die Galeere im letzten
    Augenblick ausgewichen ist, und auch nicht von den Kollisionen, die es
    fast gegeben hätte. Solche Hinweise würden die Ruderer nur beunruhi-
    gen und sie aus dem Rhythmus bringen. Nur eins müssen sie wissen:
    wie man rudert. Hmm?«
    »Und dass Verlass auf den Steuermann ist«, sagte William. Er konnte
    den Satz einfach

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