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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eine gute Idee hielt.
    Schnapper bewegte seine Hände ganz vorsichtig, als er den besonderen
    Teil seines Bauchladens öffnete: das Luxusfach mit den Würstchen, die
    1) aus Fleisch von 2) einem bekannten vierbeinigen Geschöpf stamm-
    ten, das 3) vielleicht sogar einheimisch war.
    »Ich möchte das hier empfehlen, meine Herren«, sagte er, und weil er
    sich nur schwer von alten Angewohnheiten befreien konnte, fügte er
    hinzu: »Bestes Schweinefleisch.«
    »Und schmecken sie?«
    »Du wirst nie ein anderes Würstchen essen wol en, Herr.«
    Der zweite Mann fragte: »Was ist mit der anderen Sorte?«
    »Bitte um Verzeihung?«
    »Hufe und Schweineschnauzen und Ratten und was gerade in den
    …ten Fleischwolf fiel.«
    »Was Herr Tulpe meint«, sagte Herr Nadel, »sind organischere Würstchen.«
    »Ja«, bestätigte Herr Tulpe. »Ich bin …t umweltbewusst.«
    »Seid ihr sicher? Oh, schon gut, schon gut!« Schnapper hob die Hand.
    Das Gebaren der beiden Männer hatte sich geändert. Sie schienen in
    jeder Hinsicht sicher zu sein. »Nu-un, du möchtest also ein schlechte-
    res… äh…, ein weniger gutes Würstchen, stimmt’s?«
    »Mit …ten Fingernägeln drin«, sagte Herr Tulpe.
    »Nun, ich… vielleicht… ich meine…« Schnapper gab auf. Er war
    Verkäufer. Und ein guter Verkäufer verkaufte das, was die Kunden
    wol ten. »Nun, lasst mich euch diese Würstchen empfehlen«, fuhr er
    fort und schaltete seinen inneren Motor in den Rückwärtsgang. »Als
    sich jemand im Schlachthof den Finger abhackte, hat man den Fleisch-
    wolf nicht angehalten. Vermutlich findet ihr kein Rattenfleisch darin,
    weil sich Ratten von diesem Ort fern halten. In diesem Fleisch hier sind
    Tiere vertreten, die… Ihr wisst doch, dass das Leben in einer Art gro-
    ßer Suppe begann. Ähnlich verhält es sich mit diesen Würstchen. Wenn
    ihr schlechte Würstchen möchtet, so bekommt ihr keine besseren.«
    »Du hast sie für besondere Kunden reserviert, nicht wahr?«, fragte
    Herr Nadel.
    »Für mich ist jeder Kunde etwas Besonderes.«
    »Und hast du Senf?«
    »Die Leute nennen ihn Senf«, begann Schnapper und übertrieb es nun,
    »aber ich nenne ihn…«
    »Ich mag …ten Senf«, ließ sich Herr Tulpe vernehmen.
    »… wirklich großartigen Senf«, sagte Schnapper, ohne auch nur eine halbe Sekunde zu zögern.
    »Wir nehmen zwei«, meinte Herr Nadel. Er griff nicht nach seiner

Brieftasche.
    »Auf Rechnung des Hauses!«, sagte Schnapper. Er betäubte zwei
    Würstchen, stopfte sie in Brötchen und hielt sie den Männern entgegen.
    Herr Tulpe nahm beide und auch den Topf mit dem Senf.
    »Weißt du, wie man heiße Würstchen in Brötchen in Quirm nennt?«,
    fragte Herr Nadel, als sie fortgingen.
    »Nein!«, erwiderte Herr Tulpe.
    »Sie heißen dort ›Le heiße Würstchen in le Brötchen‹.«
    »Was, in einer …ten fremden Sprache? Das sol wohl ein …ter Scherz
    sein.«
    »Ich bin kein …ter Scherzbold, Herr Tulpe.«
    »Ich meine, der Name sol te… äh… ›Würstchen dans la derrière‹ oder
    dergleichen lauten«, sagte Herr Tulpe. Er biss von Schnappers ganz
    besonderem Würstchen ab. »He, genau danach schmeckt das …te
    Ding«, fügte er mit vol em Mund hinzu.
    »In einem Brötchen, Herr Tulpe. Weißt du, was man alles ›Brötchen‹
    nennt?«
    »Ja. Dies ist ein schreckliches … tes Würstchen.«
    Schnapper sah ihnen nach. Man hörte nicht oft solche Worte in
    Ankh-Morpork. Die meisten Leute sprachen, ohne Lücken in den Sät-
    zen zu lassen. Er fragte sich, was die drei Punkte bedeuteten.

    Vor einem großen Gebäude in Willkommenseife hatte sich eine Menge
    eingefunden, und der Karrenverkehr staute sich bereits bis zum Breiten
    Weg. Und wo sich eine große Menge einfindet, dachte William, sollte
    jemand zugegen sein, der alles aufschreibt.
    In diesem Fal war der Grund klar. Ein Mann stand auf der schmalen
    Brüstung vor einem Fenster des vierten Stocks. Den Rücken hatte er
    gegen die Mauer gepresst, und mit erstarrter Miene blickte er in die
    Tiefe.
    Unten versuchten die Leute zu helfen. Es entsprach nicht dem robus-
    ten Wesen von Ankh-Morpork, jemandem seine Selbstmordabsichten
    auszureden. Immerhin war dies eine freie Stadt. Und Ratschläge wurden häufig gratis verteilt.
    »Du sol test es besser bei der Diebesgilde versuchen!«, rief ein Mann.
    »Das Gebäude hat sechs Stockwerke, und davor liegt festes Kopfstein-
    pflaster! Dein Kopf würde schon beim ersten Versuch platzen!«
    »Beim Palast gibt es Steinplatten«, meinte ein

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