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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der
    Tisch umgestürzt wurde. Ich hab’s von der Sekretärin erfahren und
    al es fein säuberlich aufgeschrieben.«
    »Äh. Hältst du das wirklich für interessant ?«
    Sacharissa reichte William ein Blatt aus einem billigen Schreibheft.
    Er las: »Der Jährliche Wettbewerb des Backen- und Blumen-Kreises
    der Tollen Schwestern fand im Lesezimmer der Tol en Schwestern am
    Hohen Schlag statt. Frau H. Strömig führte den Vorsitz. Sie hieß al e
    Mitglieder willkommen und lobte die großzügigen Gaben. Folgende
    Preise wurden verliehen…«
    Williams Blick glitt über eine lange Liste von Namen und Preisen.
    »›Exemplar in einem Glas?‹« fragte er.
    »Das war der Wettbewerb mit den Dahlien«, erklärte Sacharissa.
    William schrieb »Dahlie« hinter »Exemplar« und las weiter.
    »›Ein erlesenes Sortiment aus Bezügen für Stühle?‹«
    »Ja?«
    »Oh, nichts.« William schrieb »Stuhlbezüge«, was kaum besser war,
    und setzte die Lektüre mit der Aufmerksamkeit eines Dschungelfor-
    schers fort, der jeden Augenblick damit rechnete, dass irgendwelche
    exotischen Tiere aus dem Gestrüpp sprangen. Der Artikel endete:
    »Al erdings litt die gute Stimmung, als ein von der Wache verfolgter
    nackter Mann durchs Fenster sprang, den Raum durchquerte und die
    Törtchen in Unordnung brachte, bevor er beim Obstdessert gefasst
    wurde. Die Sitzung endete um 21.00 Uhr. Frau Strömig dankte al en
    Mitgliedern.«
    »Was hältst du davon?«, fragte Sacharissa mit einem Hauch Nervosi-
    tät.
    »Nun«, sagte William, und seine Stimme schien dabei aus der Ferne zu
    kommen, »ich glaube, dieser Artikel lässt sich kaum mehr verbessern.
    Äh… was war deiner Meinung nach das wichtigste Ereignis des Abends?«
    Sacharissa hob erschrocken die Hand zum Mund. »Oh, ja! Ich habe
    ganz vergessen, darauf hinzuweisen! Frau Schmeichel gewann den ers-
    ten Preis für ihren Rührkuchen! Sechs Jahre lang musste sie sich mit
    dem zweiten Platz begnügen…«
    William blickte an die Wand. »Bravo«, sagte er. »Das muss unbedingt
    hinzugefügt werden. Aber wie wär’s, wenn du beim Wachhaus der Tol-
    len Schwestern vorbeigehst und dich nach dem nackten Mann erkun-
    digst…?«
    »Kommt nicht in Frage! Respektable Frauen haben nichts mit der
    Wache zu tun!«
    »Ich meine, frag einfach, warum der Mann verfolgt wurde.«
    »Warum sollte ich?«
    William versuchte, eine vage Idee in Worte zu kleiden. »Die Leute
    wollen vielleicht darüber Bescheid wissen.«
    »Aber hat die Wache nichts dagegen, wenn ich Fragen stel e?«
    »Nun, es ist unsere Wache. Warum sol te sie etwas dagegen haben?
    Und ich schlage vor, du suchst einige wirklich alte Leute und fragst sie
    nach dem Wetter. Wer ist der älteste Bewohner der Stadt?«
    »Keine Ahnung! Einer der Zauberer, nehme ich an.«
    »Könntest du zur Universität gehen und ihn fragen, ob er sich daran
    erinnert, dass es jemals so kalt gewesen ist?«
    »Ist dies der Ort, wo man Dinge in die Zeitung bringt?«, sagte eine
    Stimme von der Tür her.
    Sie gehörte einem kleinen Mann mit glühend rotem Gesicht. Er zählte
    zu den glücklichen Leuten, die immer so aussehen, als hätten sie gerade
    einen ziemlich kecken Witz gehört.
    »Ich pflanze Karotten an«, fuhr er fort, »und dieses Exemplar ist zu
    einer interessanten Form herangewachsen. Eh? Was haltet ihr davon,
    eh? Wirklich komisch, eh? Ich habe sie in der Taverne gezeigt, und alle
    kugelten sich vor Lachen! Sie meinten, es gehört in die Zeitung!«
    Er hielt die Karotte hoch. Sie hatte tatsächlich eine interessante Form.
    Und Williams Gesicht bekam eine interessante Farbe.
    »Das ist eine sehr seltsame Karotte«, sagte Sacharissa und betrachtete sie kritisch. »Was meinst du, Herr de Worde?«
    »Äh… äh… du wol test doch zur Universität gehen. Und ich kümme-
    re mich um diesen Herrn«, brachte William hervor, als er glaubte, wie-
    der sprechen zu können.
    »Meine Frau wol te gar nicht aufhören zu lachen!«
    »Da kannst du von Glück sagen«, erwiderte William würdevoll.
    »Wirklich schade, dass du in der Zeitung keine Bilder bringen kannst,
    eh?«
    »Ja, aber ich habe bereits genug Schwierigkeiten«, sagte William und
    öffnete sein Notizbuch.
    Als der Mann mit seiner lustigen Karotte gegangen war, verließ Willi-
    am den abgetrennten Bereich und kehrte in die Druckerei zurück. Die
    Zwerge drängten sich an einer Fal tür im Boden zusammen.
    »Die Pumpe ist schon wieder gefroren«, sagte Gutenhügel. »Wir kön-
    nen keine Tinte mehr mischen. Der

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