Die volle Wahrheit
stat-
ten wir König einen Besuch ab. Oh, und schick jemanden zu den Se-
maphoren. Ich möchte dem König von Lancre eine Mitteilung schi-
cken. Ich glaube, ich bin ihm einmal begegnet.«
»Die Übertragung von Semaphor-Botschaften kostet Geld. Viel
Geld.«
»Trotzdem. Wir treiben das nötige Geld irgendwie auf.« Wil iam beug-
te sich zur Leiter vor, die in den Kel er hinabführte. »Otto?«
Der Vampir erschien bis zur Taille. Er hielt einen halb demontierten
Ikonographen in der Hand.
»Was kann ich fürr dich tun?«
»Hast du eine Idee, wie sich noch mehr Zeitungen verkaufen lassen?«
»Was willst du denn jetzt ? Bilderr, die aus derr Zeitung sprringen? Die sprrechen? Derren Blick dirr durrchs Zimmerr folgt?«
»Du brauchst nicht gleich einzuschnappen«, sagte Wil iam. »Immerhin
habe ich dich nicht um Farbe oder dergleichen gebeten…«
»Farrbe?«, wiederholte der Vampir. »Das ist alles? Farrbe lässt sich
leicht bewerkstelligen. Wann möchtest du sie?«
»Unmöglich«, sagte Gutenhügel mit Nachdruck.
»Ach, glaubst du? Gibt es hierr jemanden, derr buntes Glas
herrstellt?«
»Ja, ich kenne den Zwerg, der den Buntglasladen in der Fleißigen
Straße betreibt«, entgegnete Gutenhügel. »Dort bieten sie Hunderte von
Tönungen an, aber…«
»Ich möchte soforrt Musterr sehen. Auch von Tinte. Könnt ihrr bun-
te Tinte besorrgen?«
»Das ist leicht«, sagte Gutenhügel. »Aber wir brauchen verdammt vie-
le Sorten davon.«
»Nein, nicht unbedingt. Ich stel e eine Liste derr nötigen Dinge zu-
sammen. Ich kann keine Burrlich-und-Starrkimarrm-Qualität schon bei
derr errsten Katze aus dem Sack verrsprrechen. Ich meine, verrlangt
kein subtiles Licht auf Herrbstblätterrn von mirr. Aberr starrke
Kontrraste sollten möglich sein.«
»Das wäre phantastisch.«
»Danke.«
William wandte sich an Gutenhügel. »Und jetzt besuchen wir den
König des Goldenen Flusses.«
»Ich habe mich immer gefragt, warum man ihn so nennt«, sagte Sa-
charissa. »Ich meine, hier gibt es doch gar keinen Goldenen Fluss, o-
der?«
»Meine Herren…«
Herr Schräg wartete im Flur des unbewohnten Hauses. Er stand auf
und griff nach seiner Aktentasche, als die Neue Firma hereinkam. Sein
Gesichtsausdruck verriet besonders schlechte Laune.
»Wo seid ihr gewesen?«
»Wir haben etwas gegessen, Herr Schräg. Du bist heute Morgen nicht
gekommen, und Herr Tulpe bekam Appetit.«
»Ich habe euch aufgefordert, Zurückhaltung zu üben.«
»Herr Tulpe ist darin nicht besonders gut. Außerdem lief alles glatt
über die Bühne. Du hast bestimmt davon gehört. Oh, wir wären fast
getötet worden, weil du auf einige wichtige Dinge nicht hingewiesen
hast, aber wer schert sich schon um uns? Wo liegt das Problem?«
Herr Schräg richtete einen durchdringenden Blick auf sie. »Meine Zeit
ist kostbar, Herr Nadel. Deshalb komme ich sofort zum Kern der Sa-
che. Was habt ihr mit dem Hund angestellt?«
»Niemand hat uns etwas von einem Hund gesagt«, erwiderte Herr
Tulpe, und Herr Nadel wusste, dass der Tonfall falsch war.
»Ah, ihr seid ihm also begegnet«, stellte Herr Schräg fest. »Wo ist er?«
»Fort. Er lief davon. Biss uns ins Bein und lief weg, der …te Köter.«
Herr Schräg seufzte wie ein Windhauch aus einer Gruft.
»Ich habe euch darauf hingewiesen, dass ein Werwolf zur Wache ge-
hört«, sagte er.
»Na und?«, fragte Herr Nadel.
»Ein Werwolf beherrscht die Hundesprache.«
»Was?«, brachte Herr Nadel hervor. »Willst du behaupten, dass die
Leute auf einen Hund hören?«
»Leider ja«, bestätigte Herr Schräg. »Ein Hund verfügt über Persön-
lichkeit. Und Persönlichkeit bedeutet viel. Und es gibt eindeutige Prä-
zedenzfälle. Diese Stadt blickt auf eine interessante juristische Ge-
schichte zurück, meine Herren. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten wur-
den sieben Schweine, eine ziemlich große Rattenfamilie, vier Pferde, ein
Floh und ein Bienenschwarm vor Gericht gestel t. Im vergangenen Jahr
gestattete man einem Papagei, als Belastungszeuge bei einem wichtigen
Mordprozess auszusagen. Dies erforderte ganz besondere Zeugen-
schutz-Maßnahmen. Soweit ich weiß, ist er jetzt ziemlich weit entfernt
und gibt vor, ein Wel ensittich zu sein.« Herr Schräg schüttelte den
Kopf. »Unglücklicherweise haben Tiere einen anerkannten Platz vor
Gericht. Natürlich kann man Einwände dagegen erheben, aber der ei-
gentlich wichtige Punkt, Herr Nadel, ist dieser: Kommandeur Mumm
wird auf jeden
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