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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wegzuschaffen. Wenn sich absolut kein Käufer finden ließ – wenn nicht einmal die Katzenfutter-Leute, Gerber oder Herr Schnapper Interesse zeigten –, so gab es im-
    mer noch die großen Komposthaufen weiter unten am Fluss, wo die
    vulkanische Hitze der Fäulnis fruchtbaren Boden produzierte (»10 Cent
    pro Beutel, bringt den Beutel mit…«), und zwar aus allen möglichen
    Dingen, Gerüchten zufolge auch aus einigen zwielichtigen Konkurren-
    ten, die bei einem Übernahmeversuch gescheitert waren (»… und die
    Dahlien gedeihen prächtig«).
    Das Geschäft mit dem Holzschliff und den Lumpen betrieb er nicht
    weit von zu Hause entfernt, was auch für die großen Bottiche galt, die
    das goldene Fundament seines Vermögens enthielten. Einer der Grün-
    de dafür war, dass seine Effie nur bereit war, über diesen Teil seiner
    Unternehmungen zu reden. Angeblich hatte sie veranlasst, dass das alte
    Schild am Zugang zum Hof entfernt worden war. Die Aufschrift hatte
    gelautet: »P König – Ich hole die Pisse seit 1961 ab.« Das neue Schild
    verkündete: »P. König – Wir recyceln die reiche Fül e der Natur.«
    Eine kleine Tür in dem großen Tor wurde von einem Troll geöffnet.
    Paul König vertrat einen sehr modernen Standpunkt, was die Beschäfti-
    gung von Leuten anging, die nicht zur menschlichen Spezies zählten.
    Als einer der ersten Bürger von Ankh-Morpork hatte er einen Troll
    eingestel t. Bei organischen Substanzen fehlte Trollen jeder Geruchs-
    sinn.
    »Ja?«
    »Ich würde gern mit Herrn König sprechen.«
    »Worüber?«
    »Ich möchte eine beträchtliche Menge Papier von ihm kaufen. Sag
    ihm, dass ich William de Worde bin.«
    »In Ordnung.«
    Die Tür schloss sich wieder. Sie warteten. Nach einigen Minuten
    wurde die Tür erneut geöffnet.
    »Der König euch nun empfangen wird«, verkündete der Trol .
    Und so führte er William und Gutenhügel auf den Hof eines Mannes,
    von dem die Leute sagten, dass er gebrauchte Papiertaschentücher la-
    gerte – für den Fal , dass irgendwann jemand eine Möglichkeit entdeck-
    te, Silber aus Popeln zu gewinnen.
    Auf der anderen Seite des Tors richteten sich große schwarze Rott-
    weiler bellend am Gitter ihrer Tageskäfige auf. Alle wussten, dass Paul
    sie nachts frei auf dem Hof herumlaufen ließ. Er sorgte dafür, dass es al e wussten. Nächtliche Bösewichter mussten sehr gut mit Hunden umgehen können, wenn sie nicht als einige Pfund Gerberbeize Güteklasse 1
    (Weiß) enden wol ten.
    Der König des Goldenen Flusses hatte sein Büro in einem zwei
    Stockwerke hohen Schuppen, der einen guten Blick auf die dampfen-
    den Haufen und Zisternen seines Reiches bot.
    Selbst halb verborgen hinter dem großen Schreibtisch erwies sich
    Paul König als enormer Mann. Sein rosarotes Gesicht glänzte, und eini-
    ge Haarsträhnen reichten über den Kopf hinweg. Man konnte sich ihn
    kaum ohne Hemdsärmel und Hosenträger vorstel en, selbst wenn er sie
    nicht trug, und ständig hatte er eine dicke Zigarre im Mund. Vielleicht
    diente sie als Schild gegenüber den Gerüchen, die gewissermaßen sein
    Handwerkszeug darstellten.
    »N’ Abend, Jungs«, sagte er freundlich. »Was kann ich für euch tun?
    Als wenn ich es nicht schon wüsste.«
    »Erinnerst du dich an mich, Herr König?«, fragte William.
    Paul nickte. »Du bist Lord de Wordes Sohn, nicht wahr? Im letzten
    Jahr hast du in deinem Nachrichtenbrief über uns geschrieben, als unse-
    re Daphne geheiratet hat. Meine Effie war sehr beeindruckt. All die
    vornehmen Leute, die von unserer Daphne lasen…«
    »Inzwischen ist der Nachrichtenbrief sehr viel größer, Herr König.«
    »Ja, davon habe ich gehört«, sagte der dicke Mann. »Einige davon tau-
    chen bereits in unseren Sammlungen auf. Nützliches Zeug. Ich lasse es
    gesondert lagern.«
    Die Zigarre wechselte von einem Mundwinkel in den anderen. Paul
    konnte weder lesen noch schreiben, was ihn aber nie daran gehindert
    hatte, wesentlich gebildetere Leute zu übertreffen. Hunderte von Arbei-
    tern durchsuchten in seinem Auftrag den Mül , und es war vergleichs-
    weise billig, einige weitere Personen zu beschäftigen, die Worte für ihn
    sortierten.
    »Herr König…«, begann William.
    »Ich bin nicht dumm, Jungs«, sagte Paul. »Ich weiß, warum ihr hier
    seid. Aber Geschäft ist Geschäft. Ihr wisst ja, wie das ist.«
    »Ohne Papier sind wir aus dem Geschäft!«, entfuhr es Gutenhügel.
    Die Zigarre wechselte erneut den Mundwinkel. »Und du bist…?«
    »Das ist Herr

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