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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Überschrift«, sagte Gutenhügel,
    als William fertig war. »Ich schätze, es wird ein ziemlicher Schock für
    die Leute. Möchtest du noch etwas hinzufügen? Fräulein Sacharissa hat
    etwas über Lady Selachi s Bal , dazu kommen einige kleinere Texte.«
    William gähnte. In letzter Zeit schien er kaum Schlaf zu bekommen.
    »Bring sie ebenfalls«, sagte er.
    »Und dann wäre da noch diese Semaphor-Mitteilung aus Lancre«,
    meinte der Zwerg. »Sie traf ein, als du nach Hause gegangen bist. Der
    Kurier kostet uns zusätzliche fünfzig Cent. Erinnerst du dich, dass du
    heute Nachmittag eine Nachricht geschickt hast? Über Schlangen?«,
    fügte Gutenhügel hinzu, als er Williams verdutzten Gesichtsausdruck
    sah.
    William nahm den Zettel entgegen und las. Geschrieben war die Mit-
    teilung in der sorgfältig-säuberlichen Handschrift des diensthabenden
    Semaphoristen. Vermutlich handelte es sich um die seltsamste Nach-
    richt, die jemals mit Hilfe der Signaltürme übertragen worden war.
    König Verence von Lancre hatte seine Botschaft der Tatsache ange-
    passt, dass Semaphor-Nachrichten pro Wort bezahlt wurden.

    FRAUEN VON LANCRE BRINGEN KEINE WIEDERH KEINE
    SCHLANGEN ZUR WELT STOP IN DIESEM MONAT GEBO-
    RENE KINDER WILLIAM WEBER KONSTANZE DACHDE-
    CKER KATASTROPHE FUHRMANN ALLE MIT ARMEN UND
    BEINEN OHNE SCHUPPEN UND GIFTZÄHNE

    »Ha!«, freute sich William. »Damit wischen wir dem Kurier eins aus. Gib mir fünf Minuten, um einen kurzen Artikel zu schreiben. Bald wird sich
    herausstel en, ob das Schwert der Wahrheit den Drachen der Lügen
    besiegen kann.«
    Boddony bedachte ihn mit einem sanften Blick. »Hast du nicht gesagt,
    dass eine Lüge über die ganze Welt laufen kann, bevor die Wahrheit
    ihre Stiefel angezogen hat?«, fragte er.
    »Aber dies ist die Wahrheit .«
    »Ach? Und wo sind ihre Stiefel?«
    Gutenhügel nickte den anderen Zwergen zu, die gähnten. »Legt euch
    schlafen, Jungs. Ich setze alles.«
    Er beobachtete, wie sie über die Leiter in den Keller zurückkehrten.
    Dann setzte er sich, holte eine kleine silberne Tabatiere hervor und
    öffnete sie.
    »Möchtest du?« Er bot die Tabatiere William an. »Das Beste, was die
    Menschen je erfunden haben. Ruberts Rote Röstmischung. Schafft so-
    fort einen klaren Kopf. Nein?«
    William lehnte ab.
    »Warum tust du dies alles, Herr de Worde?«, fragte Gutenhügel. Er
    schnupfte mit beiden Nasenlöchern jeweils eine enorme Menge.
    »Was meinst du?«
    »Ich will keineswegs behaupten, dass wir es nicht zu schätzen wissen,
    ganz im Gegenteil«, sagte Gutenhügel. »Immerhin verdienen wir Geld
    damit. Die Akzidenzdrucke werden immer weniger. Offenbar haben
    al e Graveure in der Stadt nur darauf gewartet, endlich drucken zu kön-
    nen. Wir haben den jungen Burschen nur einen Vorwand geboten.
    Früher oder später drängen sie uns ganz aus dem Geschäft. Sie haben
    ganz einfach eine bessere finanziel e Basis. Um ganz ehrlich zu sein:
    Einige von uns spielen bereits mit dem Gedanken, al es zu verkaufen
    und zu den Bleiminen zurückzukehren.«
    »Das könnt ihr nicht!«
    »Nun«, erwiderte Gutenhügel, »du meinst sicher, das möchtest du nicht, was ich durchaus verstehe. Wir haben Geld auf die hohe Kante gelegt,
    es sol te also keine Probleme geben. Vermutlich können wir die Presse
    jemandem verkaufen, was bedeutet: Wir kehren gewiss nicht mit leeren
    Taschen heim. Darum ging es uns von Anfang an. Ums Geld. Und
    worum geht es dir?«
    »Mir? Ich…« William zögerte. Die Wahrheit lautete, dass er nie eine
    bewusste Entscheidung getroffen hatte. Eins führte zum anderen, und
    die Presse wol te gefüttert werden. Sie wartete auch jetzt. Man arbeitete
    hart und fütterte sie, und eine Stunde später war sie wieder hungrig,
    während draußen in der Welt das Ergebnis der Bemühungen in Rich-
    tung Behälter sechs auf Pisse-Pauls Hof unterwegs war – womit die
    unangenehme Reise erst begann. Plötzlich hatte er einen richtigen Job mit einer Arbeitszeit, doch das Resultat seiner Anstrengungen war nicht
    realer als eine Sandburg auf einem Strand, der jederzeit von der Flut
    überspült werden konnte.
    »Ich weiß nicht«, gestand er. »Vielleicht schreibe ich, weil ich mich
    nur damit auskenne. Und weil ich mir nicht vorstel en kann, einer ande-
    ren Arbeit nachzugehen.«
    »Aber ich habe gehört, dass du aus einer sehr reichen Familie
    stammst.«
    »Ich bin zu nichts nütze, Herr Gutenhügel. Ich wurde dazu erzogen,
    zu nichts nütze zu sein. Von Leuten wie mir hat

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