Die Vollstrecker
nicht vorher angreift«, meinte Glenda. »Aber das werdet ihr schaffen.« Die letzten Worte klangen recht fröhlich. Das mochte sie auch so sehen, doch meine Fröhlichkeit hielt sich in Grenzen. Ich ahnte, daß der Fall nicht so einfach zu lösen war…
***
»Hier wohnst du?« fragte Purdy und lächelte mitleidig.
»Ja, warum nicht. Es ist nicht auffällig. Bauten wie diese sind fast ein Versteck.« Eric fuhr seinen Wagen in den Hof und stellte ihn auf einem freien Platz ab.
Der Hof wurde von Hauswänden umgeben. Man erreichte ihn durch eine Einfahrt, die allerdings breit genug war, damit sich auch Wagen begegnen konnten. Auf dem Hof verteilten sich unter anderem ein Dutzend Parktaschen. Namensschilder wiesen darauf hin, wer seinen Wagen darauf abstellen durfte.
»Der Parkplatz ist fast so teuer wie die Miete der Wohnung«, erklärte La Salle. »Aber was will man machen? Ich brauche ihn. Und ich brauche oft schnell einen Wagen. Von hier komme ich immer gut weg. Das lasse ich mir was kosten.«
»Sehe ich auch so«, sagte Purdy. »Anonym zu sein muß ja nicht schlecht sein.«
»Bei dir ist das anders – oder?«
»Nein, auch nicht viel. Ich wohne allein in dem Haus. Die nächsten Nachbarn sind ziemlich, weit entfernt. Kontakt habe ich zu kaum einer Person oder Familie. Man kennt sich, das ist alles. Ansonsten geht man seiner Wege.«
»Kennt man deinen Job?«
»Ja.«
»Was sagt man?«
»Man nimmt es hin.«
Eric nickte. »Hier weiß man nicht, womit ich mich beschäftige, und das ist auch gut so.« Er schüttelte den Kopf. »Durst habe ich, sogar ziemlich großen. Bevor wir fahren, könnte ich einen Drink gebrauchen.« Er lächelte seiner neuen Partnerin zu, als sie auf den Eingang des linken Hauses zugingen. »Wie fühlst du dich?«
»So drei bis vier.«
»Dir bereitet das Monstrum Sorgen.«
»Dir nicht?«
Er schloß die Tür auf, die zum größten Teil eine Glaseinfassung besaß. »Ich weiß es nicht so recht.
Natürlich ist es kein Spaß, gegen so etwas kämpfen zu müssen. Auf der anderen Seite frage ich mich, ob ich tatsächlich gegen dieses Monstrum gekämpft habe, oder ob es nur ein Schattenboxen gewesen ist.«
»Wie kommst du darauf?«
»Ich habe keinen Widerstand gespürt.«
»So meinst du das.«
Sie hatten das Haus betreten und gingen auf einen Lift zu, der eine schmale Tür besaß. Die Wände um sie herum sahen relativ sauber aus. Schmierereien gab es nur vereinzelt. Irgendwo über ihnen lachte eine Frauenstimme laut auf. Die eloxierte Tür schob sich zur Seite, und sie betraten die Kabine.
Sie mußten in den sechsten Stock. Auf Purdys Gesicht bildete sich eine Gänsehaut, als sie zur Decke schaute. »Die Kabine kommt mir vor wie eine Falle. Wenn wir hier angegriffen werden, dann haben wir nicht die Spur einer Chance.«
»Wer sollte das tun?«
»Ich traue keinem mehr.«
»Im Prinzip hast du recht. Irgendwann in einer ruhigen Stunde werde ich mal über mein Schicksal nachdenken«, sagte Eric.
»Fragt sich nur, ob du die ruhige Stunde so schnell bekommen wirst. Ich habe inzwischen das Gefühl, daß wir in einer Achterbahn stecken, die allmählich Tempo aufnimmt. Mal hoch, mal runter. Bin gespannt, wo das noch enden wird.«
»Erst mal bei mir. Wir sind da.« In der sechsten Etage stiegen sie aus.
Ein großer Flur. Viele Türen, die sich in Nischen versteckten. Kein Außenlicht. Trotzdem war es hell. Das Licht der Röhren unter der Decke hatte etwas Eisiges an sich.
La Salle ging vor. Purdy Prentiss beobachtete ihn.
Seine Bewegungen waren geschmeidig. Er setzte seine Füße locker auf. Der Pferdeschwanz wippte in seinem Nacken. Es war ihm anzusehen, welche Kraft in seinem Körper steckte. Bei jedem Schritt sah es so aus, als könne er die Kraft nur mühsam bändigen.
Purdy fand ihn interessant. Eric strahlte etwas Wildes aus, doch keine Wildheit, vor der man sich hätte fürchten müssen. Zugleich konnte er einer Person auch das Gefühl geben, in seiner Nähe beschützt zu sein.
Wieder einmal strich sie über ihre Handkante hinweg. Noch immer konnte sie die Veränderung nicht richtig fassen. Die Handkanten hatten sich verändert. Sie waren hart geworden, und sie konnte sich vorstellen, daß sie damit sogar Ziegelsteine zertrümmerte, wenn es darauf ankam.
La Salle hatte die Wohnungstür aufgeschlossen. Er war sehr vorsichtig. Die Tür schwang nach innen, und er hatte die Hand schon an den Griff des Schwerts gelegt, um es aus der Nackenscheide ziehen zu können. Eine reine
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