Die Vollstrecker
genannt.«
»Ein bißchen schwach.«
»Nicht spotten, John. Wahrscheinlich ist es gefährlicher als alles, was dir bisher begegnet ist. Ich hätte es auf dieser Welt nicht vermutet. Die beiden Vollstrecker müssen ihm schon sehr viel Schaden zugefügt haben, daß es ihnen gefolgt ist. Wie du es auch sehen willst, John, ich denke nicht, daß es deine einzige Begegnung mit ihm sein wird. Und die nächsten laufen nicht so harmlos ab.«
»Wie sieht es mit deiner Unterstützung aus?«
Der kleine Magier ließ sich Zeit mit der Antwort, und sie befriedigte mich nicht. »Ich werde sehen, was sich machen läßt, aber ich kann nicht zuviel versprechen.«
»Bleibst du denn hier?«
»Nein. Ich muß zurück zu den Flammenden Steinen. Es ist durchaus möglich, daß ich euch von dort aus besser unterstützen kann. Ich muß sie für die Dauer einer Erdennacht in Bereitschaft halten und kann nur hoffen, daß sie mir den richtigen Weg zeigen werden. Das Wesen muß gestoppt werden. Die Göttin darf nicht herrschen. Wenn sie die anderen beiden tötet, wird sie womöglich in dieser Zeit bleiben und hier ihren Schrecken verbreiten. Ich habe davon gehört, daß ihr an verschwiegenen Stellen in Atlantis Opfer gebracht wurden. Es waren keine Tiere. Man hat ihr sogar Kinder geopfert, was auch immer wieder in den Zeiten danach passierte, und es kann durchaus mit diesen alten Überlieferungen zu tun gehabt haben.« Er nickte mir zu. »Ich bin froh, daß du mir deine Erlebnisse geschildert hast. Für euch wird es wichtig sein, die folgende Nacht zu überleben, denn ich bezweifle, daß sie noch länger mit einem Angriff wartet. Sagt auch den beiden Bescheid.«
»Es ist schon seltsam«, sagte ich. »Sie hätten die Göttin doch erkennen müssen.«
»Warum? Nicht jeder, der seine Wiedergeburt akzeptieren muß, kann sich sofort an alles erinnern, was damals geschehen ist. Nein, da müßt ihr umdenken.«
»Machen wir auch«, sagte ich. »Aber es bleibt bei deinem Plan.«
»Nur von den Steinen aus kann ich ihr auf der Spur bleiben.«
Wir kannten Myxin. Wenn er sich einmal zu etwas entschlossen hatte, war er so schnell nicht davon abzubringen. Ohne noch ein Wort zu sagen, ging er vor, und es sah aus, als wollte er das Haus verlassen, weil er auf die Tür zuschritt. Noch bevor er sie erreicht hatte, fing seine Gestalt an, sich zu verändern.
Zwar berührte er noch den Boden, doch es sah für uns aus, als hätte er ihn schon verlassen. Er ging über ihn hinweg, das grüne Leuchten war auf einmal da und legte sich um seine Gestalt.
Wenige Atemzüge später war sie nicht mehr zu sehen. Obwohl ich es nicht zum erstenmal erlebte, faszinierte es mich immer wieder. Ich wünschte mir auch diese Kunst herbei. Andererseits mußte ich mir eingestehen, daß auch Myxin nicht >allmächtig< war. Bei jedem Zustand gab es Vorund Nachteile.
Ich drehte mich zu Suko um, und er sagte: »Ich weiß, was du mich fragen willst, John. Eine Antwort habe ich aber nicht.«
»Dann ist es ja gut.«
»Hast du denn schon von ihr gehört?«
»Nur indirekt«, gab ich zu. »Es kann die Mutter aller Göttinnen sein, auf die sich viele berufen.«
»Meinst du in der Nachfolge vielleicht die Hexen, die ja alles lieben, was weiblich ist, angefangen bei der Erde, denn sie wird auch als weiblich angesehen.«
»Ja. Irgendwo hat alles seinen Ursprung gehabt. Aber darüber zerbreche ich mir erst den Kopf, wenn es soweit ist. Und sie wird kommen, das sage ich dir.«
Ich ließ ihn stehen, ging zur Haustür und öffnete sie. Nach der bulligen Wärme kam mir die Temperatur draußen kühler vor als sie es tatsächlich war.
Ich blickte in den grauen dunstigen Tag. Wolken hingen vom Himmel aus durch wie zu schwere Schleier. Sie vereinigten sich mit dem Dunst, der von der Erde her lautlos in die Höhe stieg. So hatten sich an verschiedenen Stellen schon erste Nebelinseln bilden können. Wie schlaffe Skulpturen standen die kahlen Bäume auf dem Bild, als hätten sie es aufgegeben, je wieder das Laub zu tragen. Von Purdy und Eric sah ich nichts. Kein Scheinwerferpaar tanzte auf das Haus zu, und wenn ich ehrlich war, fürchtete ich mich vor den Stunden der Dunkelheit…
»Wir können nicht durchfahren«, sagte Purdy plötzlich.
»Warum nicht?«
»So komisch es sich in dieser Situation auch anhört, aber ich habe nichts im Haus.«
Eric La Salle hatte nicht so recht begriffen. »Nichts im Haus? Was bedeutet das?«
Die Staatsanwältin mußte lachen. »Man merkt dir wirklich an, daß du
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