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Die Voodoo-Witwe

Die Voodoo-Witwe

Titel: Die Voodoo-Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Das Haar schimmerte leicht golden im Schein der Feuer. Reflexe huschten darüber hinweg, als hätte jemand Goldpuder gestreut.
    Die Sängerin konnte ihr Ziel nicht auf dem direkten Weg erreichen. Sie drückte und wand sich an den Zuschauern vorbei, drehte Denise und Suko hin und wieder ihr Profil zu, und Suko merkte, wie Denise neben ihm erstarrte.
    Er schaute sie an.
    Ihr Gesicht hatte einen starren Ausdruck angenommen. Sie schüttelte leicht den Kopf, als könne sie nicht glauben, was sie mit eigenen Augen zu sehen bekam.
    »Was hast du?«
    »Suko, sie hat… sie trägt den Koffer!« Sie ballte ihre linke Hand zusammen, mit der anderen fuhr sie über ihren Rücken. »Da hat er mich getroffen. Es ist der Koffer von dem Killer. Ich kenne ihn, ich weiß es. Aber warum nur?«
    Die Frage stellte sich Suko auch. Eine Antwort würde ihnen wohl erst La Surenuse geben.
    Sie erwartete die Sängerin mit ausgestreckten Armen. Die dunkelhäutige Person lief die letzten Schritte und blieb dicht vor der Voodoo-Witwe stehen. Als würde sie etwas ungemein Kostbares in den Händen halten, so vorsichtig setzte sie den Koffer ab, verbeugte sich und ging davon. La Surenuse wartete noch einige Sekunden, bevor sie sich niederbeugte, den Koffer anhob, ihre Finger über die Schlösser gleiten ließ, damit der Deckel aufschnellen konnte. Freie Sicht für sie. Nicht aber für die anderen Zuschauer. Nur sie war wichtig.
    Denise räusperte sich. »Weißt du oder kannst du dir vorstellen, was in dem Koffer ist?«
    »Nein, nicht einmal raten.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    Die Feuer brannten ruhig, auch wenn sie leicht fauchten. Das Meer war ein gewaltiger Teppich, der mit seiner weiten Dünung die Yacht trug und sie nur leicht bewegte.
    Ein rötlicher Schein lag über dem Schiff. Hin und wieder bekam er ein grünes Schimmern, wenn wieder Pulver in die Flammen geworfen worden war.
    La Surenuse hatte kein Wort gesprochen. Sie machte den Eindruck einer Zauberin, die sich dem Publikum stellte und es nur durch Gesten überzeugte.
    Denise konnte es kaum aushalten. Sie wollte sich nach vorn drängen, aber Suko hielt sie fest. »Nein, Mädchen, du mußt bei mir bleiben. Es ist erst der Anfang.«
    »Aber was kann sie uns denn…?«
    »Da!«
    Dieses eine Wort unterbrach die Frage. Denise schaute nach vorn, sie reckte sich, um besser erkennen zu können, was La Surenuse aus dem offenen Koffer hervorgeholt hatte.
    Es sah aus wie ein breites und langes, sehr steifes Tuch, das sie erst auseinanderfalten mußte. Dabei war es ziemlich dünn, und es erinnerte an Leder.
    Sie hatte nicht mit einem Wort erklärt, weshalb sie dieses Tuch hervorgeholt hatte. Sicherlich wußten die meisten auch keinen Bescheid, aber Sukos Hirnzellen arbeiteten bereits auf Hochtouren. Er war dabei eins und eins zu addieren.
    Sie reckte ihre Gestalt. Das ungewöhnliche Tuch hielt sie so, daß es die Vorderseite ihres Körpers bedeckte. La Surenuse schaute mit dem Kopf über dem oberen Rand hinweg, der untere befand sich in Höhe ihrer Fußknöchel. Die Arme hatte sie so lang ausgestreckt wie möglich, wartete noch und nickte ihren Anhängern zu.
    »Ihr werdet die Zeugen sein«, sagte sie mit lauter Stimme, damit sie auch jeder hörte. »Ihr werdet die Zeugen dafür sein, daß ich nun einen Anlauf nehme, um neue Wege zu gehen. Ich stamme aus der Karibik, ich habe dort viele Jahre verbracht. Ich gehöre zu den Menschen, die sich nicht über andere gestellt haben. Ich habe genau zugehört, und ich habe gelernt. Ich konnte mich mit den alten Ritualen beschäftigen, ich habe das Vertrauen der Einheimischen gewonnen, ich war mit einigen von ihnen liiert, und habe sogar einen Sohn, der nicht von meinem Ehemann stammt. Der Gute war nicht kräftig genug, er war einfach zu alt, und er starb ja auch sehr bald. Ich aber blieb noch, ich kümmerte mich um meinen Sohn, den ich mit achtzehn Jahren bekam. Und er war etwas Besonderes. Halb weiß, halb schwarz, er gehörte zu keiner Seite, aber er besaß einen Willen, den ich als unzerstörbar ansehe. Und ich schaffte es, ihn zu faszinieren, zu begeistern. Wir reisten viel durch die Welt. Er wurde älter und stellte Fragen, die Antworten gab ich ihm gern, denn ich merkte sehr genau, wie stark er sich für die Dinge interessierte, die in einem unmittelbaren Zusammenhang zur Magie des Voodoo standen. Und dann kam die Zeit, wo ich ihn in den erlauchten Kreis einführen konnte und er zu meinem wichtigsten Helfer gemacht werden konnte. Er tat das, was getan

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