Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
Vom Netzwerk:
zum ersten Mal hier. Würden sie ihn jetzt aussetzen, er würde den Weg zurück sicher nicht mehr finden.
    »Wir werden dich in den nächsten Tagen mit der Stadt vertraut machen«, sagte Noriko, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    In einer schmalen Straße setzte Shane den Van schließlich in eine Parklücke. »Okay, ich hab beim Vorbeifahren keine Polizei mehr gesehen. Einer von euch etwa?«
    »Ich wusste nicht, dass wir Ausschau nach ihr halten«, entschuldigte sich Toni. Auch Noriko schüttelte den Kopf.
    »Gut, dann sollten wir runterkönnen«, sagte Shane. Und wieder war sein Tonfall ungewohnt ernst, sodass sich Toni die Nackenhaare aufrichteten.
    Sie stiegen aus und der Hüne übernahm die Führung. Noriko hakte sich spontan bei Toni unter und er warf ihr einen verwirrten Gesichtsausdruck zu.
    »So wirken wir weniger formell«, erklärte sie augenzwinkernd.
    »Ja«, lachte Shane, »bloß drei Freunde, die zur U-Bahn wollen.«
    »Zur U-Bahn«, murmelte Toni, der plötzlich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verspürte.
    An der ersten Kreuzung bog Shane links ab, zurück in die größere Bertholdstraße, die sie zuvor mit dem Van entlanggefahren waren. Dann steuerte er zielsicher auf eine breite Treppe zu, die offensichtlich ein Zugang zur U-Bahn war.
    »Seid vorsichtig mit dem Absperrband«, wies er sie anund schlüpfte geschickt durch eine Lücke hindurch. »Und beeilt euch.«
    Noriko folgte ihm auf dem Fuß, doch Toni zögerte einen Moment. Die Radiodurchsage hallte in seinen Ohren wider, und er fragte sich, was ihn am Fuß der Treppe wohl erwarten würde.
     
    Der Bahnsteig war verlassen. Offensichtlich waren sie die Einzigen, die sich über die Polizeiabsperrung hinwegsetzten. Shane ging, ohne zu zögern, den Bahnsteig entlang und hielt auf eine rußgeschwärzte Säule zu.
    »Was machen wir hier?«, fragte Toni nach einigen Minuten. Shane hatte sich über einen großen Rußfleck gebeugt und besprenkelte ihn mit einer klaren Flüssigkeit.
    »Sieh dich genau um, Toni«, wies er ihn an. »Sag, was du siehst. Und dann werden wir dir den Rest erklären.«
    Toni nickte und ging neben Shane in die Knie. Er betrachtete den Rußfleck, drehte sich auf dem Absatz um die eigene Achse und beobachtete die Fliesen ganz genau. Hellgrauer Granit, dessen war er sich sicher. Glatt poliert und fein verfugt. Hier hatte jemand viel Sorgfalt walten lassen. Umso störender wirkten einige dunkle Flecke, die sich, einer gepunkteten Linie gleich, durch die Halle bis zur Treppe zogen. Toni stand auf und untersuchte einen von ihnen genauer. Er kratzte ein wenig mit dem Fingernagel daran herum und der Fleck bröckelte allmählich ab.
    »Was ist das?«, fragte er die anderen und untersuchte die fast schwarze krümelige Substanz weiter. Er verfolgte die Linie erneut bis zur Säule, wo der dunkle Rußfleck den Bahnsteig verschandelte. Shane stand auf und träufelte ihm ein wenig von der Flüssigkeit in die Hand. Die dunklen Krümel lösten sich auf und färbten das Wasser dunkelrot. »Ist das Blut?«, keuchte Toni.
    Noriko nickte, während Shane weiter jeden Blutfleck mit Wasser behandelte.
    »Was machst du da?«, fragte Toni. Teilweise aus Interesse, teilweise, um wieder die Beherrschung zu erlangen.
    »Ich weihe es«, war Shanes knappe Antwort.
    »Was ist hier bloß geschehen?« Toni wischte sich mit einem Papiertaschentuch das Blut von den Händen und betrachtete den Rußfleck. »Es hat gebrannt«, stellte er schließlich fest.
    »Wenn du weiterhin so lange brauchst, um das Offensichtliche zu erkennen«, lachte Shane, »dann wird das ein laaaanger Abend.«
    Toni schnitt eine Grimasse, überging den Kommentar ansonsten aber. »Also gut, es hat gebrannt. An der Stelle, an der die Blutspur aufhört.« Er riss erschrocken die Augen auf. »Der Mann ist verbrannt?«
    »Wurde«, korrigierte Noriko trocken.
    Toni stockte. Er verdrängte die grausamen Bilder, die diese simple Wahrheit in ihm aufsteigen ließ, und konzentrierte sich darauf, das Geschehene zu rekonstruieren. »Ein Mann, verwundet, flieht hierher … Und wird schließlich verbrannt. Ist das richtig?«
    Shane war mit der Bewässerung der Blutflecke fertig und gesellte sich wieder zu ihnen. »Goldrichtig.«
    »Warum?«
    Noriko legte den Kopf zur Seite. »Was hast du heute alles gesehen?«
    Toni schluckte. »War der Mann ein Vampir?«
    Shane lachte. »Nein, Vlad hat schon seit zwanzig Jahren keinen mehr gebissen!«
    »Wart ihr es?«, fragte Toni plötzlich betrübt.
    Noriko

Weitere Kostenlose Bücher