Die Wächter Edens
von Brandbeschleuniger.« Er zog die Augenbrauen vielsagend hoch und lehnte sich triumphierend zurück.
Arienne runzelte die Stirn. »Aber gibt es nicht Stoffe, die man nicht oder nur sehr schwer nachweisen kann?«
Tom lächelte breit. »Ja. Neben einigen anderen, die ich nicht kenne, zum Beispiel Wasserstoffperoxid.«
Arienne nickte langsam, denn sie begann zu verstehen, worauf Tom hinauswollte. Verdammt, er ist gut! , schoss es ihr durch den Kopf. »Es bringt uns weniger auf eine Spur des Verursachers, zeigt uns aber, dass die Brände kein Zufall waren.«
Tom schnippte mit den Fingern und versuchte an dem Bissen Pizza vorbei zu sprechen, was zu einem ziemlich verwaschenen Nuscheln führte. »Genau. Ich glaube nicht, dass sich so viele Menschen zufällig mit Bleichmittel oder Ähnlichem übergossen haben.«
»Also, was oder besser wen suchen wir dann?«, stellte sie die Frage in den Raum. »Einen durchgeknallten Chemieprofessor? Einen frustrierten Studenten?«
Tom zuckte die Achseln. »Wir müssen es erst noch mit den anderen Berichten vergleichen. Aber wenn wir richtigliegen, dann waren das nicht die letzten Opfer.«
Arienne riss erschrocken die Augen auf. Sie hatte zwarimmer darauf gepocht, dass es eine Verbindung zwischen den Toten gab, doch die harte Wahrheit verstörte sie. »Ein Serienmörder.«
Tom schob sich das letzte Stückchen Pizzarand in den Mund. »Davon müssen wir wohl ausgehen.«
»Aber wieso Obdachlose?«, wunderte sich Arienne. »Was könnte man dabei gewinnen? Die haben doch nichts. Das wirkt so … so wahllos.«
»Vielleicht ist ja genau das der Schlüssel«, überlegte Tom. »Kein Motiv, bloß die reine Mordgier. So was soll’s geben.«
»Ich weiß nicht«, sagte Arienne.
Tom teilte die Autopsieberichte in zwei ungefähr gleich große Stapel. Einen reichte er Arienne. »Lies du die hier durch. Und ich die anderen. Danach tauschen wir. So entgeht uns hoffentlich kein wichtiges Detail.«
Nach etwas mehr als zwei Stunden legte Arienne das letzte Blatt Papier zur Seite. Tom war mit seinem Stapel ein paar Minuten früher fertig gewesen und hatte eine weitere Flasche Wasser – die dritte – aus der Küche geholt.
»Also, was denkst du?«, fragte er, während er ihr ein Glas einschenkte.
»Du hattest recht«, sagte sie. »An keinem der sieben verbrannten Opfer konnte man Brandbeschleuniger nachweisen. Nicht mal an denen, die sturzbetrunken gewesen sind.«
»Gut, aber das bringt uns nicht weiter«, warf Tom ein. »Die Polizei wird deswegen kaum etwas unternehmen.«
»Warum? Das beweist doch, dass zwischen den Opfern eine Gemeinsamkeit besteht!«
Tom schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass die Polizei dieses Detail übersehen hat … Aber sehen wir denTatsachen ins Auge, sonst gibt es keine verwertbaren Spuren, keine Hinweise auf ein Verbrechen. Sicherlich ist das alles mehr als merkwürdig … Ich meine, da verbrennen innerhalb von fünf Jahren sieben Menschen.«
»Eben!«, stimmte Arienne zu. »Das kann doch kein Zufall sein!«
»Das glaube ich auch nicht«, stimmte Tom zu. »Ich denke, dass es hier eine Verbindung gibt. Ich glaube nicht an spontane Selbstentzündung. Diese Menschen wurden umgebracht. Und wenn du mich fragst, sogar ziemlich brutal. Aber der Polizei sind die Hände gebunden. Keine Beweise, nicht einmal Hinweise – wie könnten sie da ermitteln?«
Arienne zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hast du recht … Aber irgendwie kann das nicht das ganze Geheimnis sein.«
»Was?«, fragte Tom. »Was willst du denn noch?« Er zeichnete mit der Hand die unsichtbare Überschrift in die Luft. »Psychopathischer Brandstifter brutzelt sich durch die Innenstadt! … oder so ähnlich. Ist das keine schmissige Headline?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist ziemlich geschmacklos.«
»Ja!«, fiel Tom ihr ins Wort. Und mit einem breiten Grinsen fügte er hinzu: »Ed wird es lieben.« Er sah auf seine Armbanduhr und seufzte. »Genug für heute, denke ich. Du kannst die Berichte behalten. Morgen Abend wieder hier?« Und noch ehe Arienne zustimmen oder ablehnen konnte, schälte Tom sich aus dem Sofa und trottete müde zur Tür. »Schlaf gut.« Dann war er auch schon verschwunden.
Arienne lehnte sich entspannt zurück, öffnete den obersten Knopf ihrer Jeans und atmete tief durch. »Ein Serienmörder«, sprach sie den beunruhigenden Gedanken noch einmal laut aus.
Ein leises Glucksen aus der Heizung, als würde sich eine alte Dame verschlucken und dabei ihr Gebiss
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