Die Wächter Edens
herausgefunden?«
Arienne zuckte die Achseln. »Da hätten wir erfahren, auf wen der Wagen zugelassen ist. Nicht aber, wo sie ihn parken.«
Ein breites Lächeln erschien nun auf Toms Gesicht. »Du lernst wirklich schnell, Mädchen!« Und mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: »Hoffen wir nur, dass sie ihn nicht im Fluss versenken.«
»Dann solltest du mich lieber schnell zu meinem Notebook bringen«, sagte sie ernst.
Während der ganzen Heimfahrt lauschte Arienne dem Rauschen aus Toms Handy. »Egal wohin sie fahren, es liegt nicht unbedingt in der Nähe«, stellte sie fest.
»Vermutlich fahren sie raus zu den Kiesgruben und lassen den Van in einen der Seen rollen«, unkte Tom.
»Bleib bitte positiv«, bat Arienne.
Tom hielt vor ihrem Wohnhaus.
Arienne sprang aus dem Wagen. »Ich lasse die Tür auf«, rief sie ihm zu und eilte die Treppe hinauf. Oben angekommen rannte sie zu ihrem Notebook und schaltete es ein. Es dauerte nur einige Sekunden, bis der Bildschirmaufleuchtete und die Internetverbindung hergestellt war. Sofort startete Arienne das Ortungsprogramm für ihr Handy.
»Es ist nicht im Fluss«, seufzte sie erleichtert, als das Programm ein Signal empfing. Allmählich zoomte das Bild in die Landkarte. Erst ein Globus, dann die Gegend und schließlich das Straßennetz der Stadt.
Tom erschien keuchend in der offenen Wohnungstür. »Ich nehme mir ein Glas Wasser, ja?«
»Bedien dich«, sagte sie geistesabwesend. Ihre ganze Konzentration war auf das Notebook gerichtet. »Ich habe die Adresse gleich«, verkündete sie stolz.
»Mein Handy ist stumm«, sagte Tom schnaufend. »Sie haben vor einer Weile angehalten.«
»Sehr gut.« Sie drehte kurz den Kopf und bedachte Tom mit einem besorgten Blick. »Kommst du klar?«
Tom winkte ab. »Ja, ja. Ich weiß auch nicht. Ich fühle mich einfach ein bisschen schlapp. Zu viel Aufregung, schätze ich.«
»Zu viel Junkfood«, lachte Arienne und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. »Okay, ich hab’s!« Sie ließ sich die Route berechnen. »Das ist gar nicht weit von hier. Zwanzig Minuten vielleicht.«
Tom leerte das Glas Wasser in einem Zug. »Sehr schön, dann los, bevor sie es sich anders überlegen und …«
»… und den Wagen im Fluss versenken, ja, ja«, beendete Arienne den Satz.
»Wieso überrascht mich das nicht?«, fragte Tom, als sie an der Stelle ankamen, die ihnen das Programm ausgespuckt hatte, und sie nicht weit entfernt von einer Kirche parkten.
»Da hinten steht der Van!« Arienne deutete auf eine Reihe geparkter Autos. Sie befanden sich hinter der Kirche,dennoch hatte auch Arienne das mulmige Gefühl, dass der Wagen zu dem Gotteshaus gehörte.
Gotteshaus! , dachte sie verächtlich. Welcher Gott bef iehlt denn solche Hinrichtungen?
Tom stellte den Motor ab. Vor wenigen Minuten hatte es zu schneien begonnen. Dicke Flocken schwebten vom Himmel herab und bestäubten Autos und Hausdächer wie mit Puderzucker. Der Van war noch schneefrei, was eine Verwechslung ausschloss. »Der Wagen ist noch warm«, sagte Tom. »Warte hier. Sollte man mich erwischen, dann hau ab, verstanden?«
Sie nickte und rutschte auf den Fahrersitz, als Tom ausstieg und sich langsam dem Van näherte. In den Wohnräumen, die der Kirche angeschlossen waren, brannte noch Licht. Tom huschte über die Straße und bückte sich hinter der Stoßstange. Kurz darauf kehrte er mit zufriedenem Grinsen zurück.
Arienne beobachtete nervös das Gebäude und lauschte in die Nacht. Doch sie konnte nichts Verdächtiges hören. Und auch sonst deutete nichts darauf hin, dass man Tom entdeckt hatte. Sie rutschte wieder auf den Beifahrersitz und ließ ihn einsteigen.
Er überreichte ihr das Handy. »Jetzt bin ich wirklich gespannt.« Tom startete den Motor des alten Kombis und sie fuhren zu Ariennes Wohnung zurück.
Tom ließ sich erschöpft auf die Couch fallen und das alte Möbelstück ächzte gequält unter seinem Gewicht.
Arienne verband ihr Handy mit ihrem Computer und überspielte die Aufnahme des Telefonats. Beim ersten Abspielen konnten sie kaum etwas verstehen, doch als Arienne ein wenig an den verschiedenen Lautstärkereglern herumprobierte, wurde der Klang ein bisschen besser.
»Jetzt bin ich wirklich gespannt!«, sagte Tom und setzte sich aufrecht hin. Seine Erschöpfung schien wie weggeblasen.
Arienne legte den Zeigefinger auf die geschürzten Lippen und drückte auf Play.
Für kurze Zeit war alles still. Dann hörten sie, wie die Wohnungstür geöffnet wurde.
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