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Die Wächter von Jerusalem

Die Wächter von Jerusalem

Titel: Die Wächter von Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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sagte, es sei wichtig.«
    Rashid holte tief Luft. »Ja, Herr. Es geht um Verrat. Euer Leben ist in Gefahr.«
    Özdemirs Gesicht blieb unbeweglich, doch sein Körper versteifte sich, und seine Hände umklammerten die Lehnen seines Thrones.
    »Verrat?«, fragte er. »Von wem?«
    Rashid schluckte. Jetzt, da es so weit war, fiel es ihm schwer, darüber zu sprechen. Er empfand eine so tiefe Abscheu vor Ibrahim und Omar, dass ihm übel wurde.
    »Aus den Reihen der Janitscharen, Herr«, antwortete Rashid und schämte sich dafür, dass er selbst auch ein Janitschar war. »Ibrahim, der Meister der Suppenschüssel, ist selbst daran beteiligt. Er und seine Mitverschwörer wollen Euch vom Thron stoßen, um selbst die Geschicke der Stadt zu lenken.«
    »Ibrahim?« Özdemir war blass geworden. Trotzdem hatte Rashid den Eindruck, dass ihn diese Nachricht nicht wirklich überraschte. Hatte er bereits damit gerechnet? »Wie kommst du zu dieser ungeheuerlichen Behauptung? Sie klingt irrwitzig in den Ohren eines Mannes, der Ibrahim und seine Treue dem Sultan gegenüber seit vielen Jahren kennt.«
    »Ich weiß, Herr, auch ich hätte es niemals geglaubt, wenn ich nicht mit eigenen Ohren gehört hätte, wie Ibrahim mit einem der Kochmeister darüber gesprochen hat. Unglücklicherweise , Allah ist mein Zeuge, ist es wahr.«
    Und Rashid berichtete ausführlich, was er gehört hatte. Özdemir hörte schweigend zu. Als Rashid fertig war, strich er sich nachdenklich den Bart.
    »Was du mir erzählst, klingt wie eine der Geschichten, die der Märchenerzähler auf dem Basar zum Besten gibt. Ibrahim ist seit vielen Jahren mein Freund. Hast du Beweise?«
    Rashid schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »So nenne mir einen Grund, weshalb ich dir Glauben schenken sollte.«
    »Ich kann Euch keinen nennen, Herr«, erwiderte Rashid. Bei allem, worüber er in der vergangenen Nacht und den vergangenen Stunden nachgedacht hatte, hatte er nie in Erwägung gezogen, dass Özdemir ihm nicht glauben würde. Und deshalb wusste er jetzt nicht, was er tun sollte. »Ich kann Euch auch nicht dazu zwingen. Trotzdem lege ich Euch dringend ans Herz, vorsichtig zu sein. Verdoppelt die Wachen vor Eurem Palast, und bringt Eure Familie in Sicherheit. Und dann …« Er seufzte, nahm seine Mütze ab und fuhr sich durchs Haar. »Wenigstens habe ich versucht, Euch zu warnen .« Er setzte seine Mütze wieder auf.
    »Ich weiß zwar nicht, warum, aber vielleicht glaube ich dir doch«, sagte Özdemir. »Auf alle Fälle werde ich deinen Rat befolgen. Was wirst du tun? Wirst du in die Kaserne zurückkehren ?«
    Rashid schüttelte den Kopf. »Nein, Herr, ich kann nicht. Zu viel ist geschehen. Den Verrat des Meisters der Suppenschüssel könnte ich niemals vergessen. Außerdem habe ich gegen den Ehrenkodex der Janitscharen verstoßen – in vielerlei Hinsicht.« Er holte tief Luft. Es war ein Gefühl, als würde ein Felsbrocken auf seiner Brust liegen. »Ich werde die Janitscharen und diese Stadt verlassen.«
    »So leb denn wohl. Allah beschütze dich auf deinen Wegen, wohin sie dich auch immer führen mögen.«
    Rashid verneigte sich, drehte sich um und wollte gerade gehen , als laute Stimmen aus dem Schreibzimmer zu ihnen drangen . Dann wurde die Tür aufgestoßen, und herein kamen sechs Janitscharen, angeführt von Ibrahim und Omar.
    »Meister der Suppenschüssel!«, rief Özdemir aus, während Rashids Hand wie von selbst zum Griff seines Säbels glitt. Wenn sie den Statthalter jetzt angreifen wollten, würden sie zuerst mit ihm kämpfen müssen. »Was ist los, was tut ihr hier?«
    »Wir sind auf der Jagd nach einem Verräter.« Ibrahims Stimme dröhnte durch den Saal. »Wir wollen ihn verhaften. Dort ist er.« Der ausgestreckte Finger deutete auf Rashid. »Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass dieser Bursche ein Anhänger des christlichen Predigers ist, nach dem wir schon so lange vergeblich suchen. Jetzt hat er offensichtlich beschlossen, dich gegen die Janitscharen aufzuhetzen, damit der Prediger mit seinen Truppen den Palast besetzen kann. Zum Glück haben wir noch rechtzeitig von seinen finsteren Plänen erfahren.«
    Rashids Wangen brannten vor Zorn. Ibrahim und Omar drehten einfach den Spieß um. Diese Mistkerle!
    »Ihr lügt!«, rief er erbost aus und zog seinen Säbel. »Und ich schwöre Euch, dass ich nicht …«
    »Ruhig, ruhig!« Özdemir stand vom Thron auf und hob beschwichtigend die Hände. »Was soll das. Ich will in diesem Saal kein Blutvergießen. Wir wollen doch

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