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Die Wächter von Jerusalem

Die Wächter von Jerusalem

Titel: Die Wächter von Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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hast dir die Haut am Kamin aufgeschürft, und die Hand schwillt an. Ich werde Wasser holen, um die Wunde zu reinigen.« Sie gab ihm einen Kuss. »Ich bin gleich wieder da. Und falls du in der Zwischenzeit deine Wut an etwas auslassen willst, solltest du dir die Kissen vornehmen und sie zerreißen. Dabei kannst du dich wenigstens nicht verletzen.«
    Anne ging in die Küche. Zum Glück war sie leer. Elisabeth war wohl auf dem Markt, um die Zutaten für das Abendessen zu besorgen. Als sie mit einer Schüssel und einem Krug an der offenen Tür der Bibliothek vorbeikam, rief Cosimo sie zu sich.
    »Anne? Kommt herein«, sagte er und winkte ihr vom Schreibtisch aus zu. »Und schließt bitte die Tür hinter Euch. Ich möchte kurz mit Euch sprechen. Nehmt doch Platz, ich bin hier gleich fertig.«
    Anne stellte die Schüssel und den Krug auf einen niedrigen Tisch und setzte sich in einen der Sessel. Es dauerte wirklich nicht lange, da klappte Cosimo das in dunkles schlichtes Leder gebundene Buch mit einem tiefen Seufzer zu.
    »Geschäftsbücher – ich hasse diese Arbeit«, sagte er. »Aber es muss wohl sein. Schließlich bezahlen wir damit unseren Aufenthalt in dieser Stadt.« Er deutete auf die Schüssel und den Krug. »Wozu das?«
    »Für Rashid. Er hat in einem Wutanfall ein Stück aus dem Kaminsims herausgeschlagen und sich dabei die Hand verletzt .« Sie seufzte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Plötzlich fühlte sie sich müde und erschöpft. »Ich komme mir vor wie ein Raubtierbändiger.«
    Cosimo nickte verständnisvoll. »Ja, ich kann mir vorstellen, dass es im Augenblick nicht leicht für ihn ist. Diese Untätigkeit widerspricht seiner Natur, sie ist ein Dämon, gegen den er ankämpft. Er ist wie ein Jagdhund. Er will nicht warten und zusehen, wie andere das Wild in die Enge treiben, er will es selbst jagen. Aber Ihr könnt ihn trösten. Lange wird Rashid sich wohl nicht mehr gedulden müssen.« Cosimo deutete auf ein Stück Pergament, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Ich habe eine Nachricht erhalten. Özdemir, der Statthalter, bittet mich heute zum Abendessen zu sich. Er deutet an, dass es Neuigkeiten in der Angelegenheit mit den Janitscharen gibt, und es scheinen gute Neuigkeiten zu sein, denn er schreibt, dass wir ›den ersten Erfolg der geschäftlichen Verbindung zwischen Florenz und Jerusalem‹ feiern wollen. Außerdem hat Anselmo es jetzt endlich geschafft. Heute Nacht wird er Elisabeth zu einer von Giacomos Versammlungen begleiten.«
    »Aber das ist ja wundervoll!«
    »Ja, und am meisten freut sich Anselmo darüber. Er ist über die Rolle, die er derzeit spielen muss, gar nicht glücklich. Aber auch das wird bald ein Ende haben – hoffentlich.« Cosimo schwieg einen Augenblick. »Mit ein bisschen Glück werden wir morgen früh wissen, wo Giacomo sich versteckt hält. Und dann werden wir Rashids Hilfe brauchen. Er kennt die Stadt besser als wir. Und er ist Soldat. Wenn wir Giacomo schließlich gegenüberstehen, wäre es mir lieb, einen Mann an unserer Seite zu haben, der zur Not weiß, wie man mit einem Schwert umgeht.«
    Anne spürte, wie ihre Hände zu zittern begannen. Das waren wirklich gute Nachrichten – sie würden Giacomo bald gefunden haben, sie würde endlich ihrem Sohn Stefano gegenüberstehen . Trotzdem war ihr dabei unbehaglich zumute. Cosimo schien zu glauben, dass es zum Kampf kommen würde. Das bedeutete Gefahr. Cosimo und Anselmo würde nichts passieren, denn schließlich würde sie ihnen fast fünfhundert Jahre später auf einem Kostümfest in Florenz begegnen . Aber was war mit Rashid? Mit ihrem Sohn? Und mit ihr selbst? Wenn sie sich würde entscheiden müssen, würde sie es wohl zulassen, dass ihrem Sohn ein Leid geschah? Oder würde sie lieber Giacomo entkommen lassen? Und plötzlich war da noch ein Gedanke, ein Gedanke, der fast noch erschreckender war als alles andere. Ihre Zeit in Jerusalem war bald um. Cosimo hatte von dreißig Tagen gesprochen. Weit über zwanzig Tage war sie jetzt hier, irgendwann hatte sie den Überblick verloren und … Bestenfalls blieben ihr nur noch wenige Tage. Nur noch ein paar Tage, und sie würde diese Stadt und diese Zeit wieder verlassen – und damit auch Rashid.
    »Ist Euch nicht wohl?«, fragte Cosimo und sah sie besorgt an. »Ihr seid mit einem Mal so blass.«
    »Es ist nichts«, sagte sie rasch. »Nur eine vorübergehende Unpässlichkeit.« Sie erhob sich. »Ich muss jetzt wieder gehen. Ich …«
    »Geht nur, verschwendet

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