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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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mich, ob er was mit der Sache zu tun hat, dachte Agnes. Ist ihm bekannt, was da vor sich geht? Weiß er es gut zu verbergen? Oder ist er bereit, seinen Geschäften zuliebe seinen Sohn zu opfern? Dann fiel ihr wieder ein, dass er seinen Sohn überhaupt nicht zu opfern brauchte, es reichte voll und ganz, wenn er Agne Sundberg auslieferte. Mauritz würde sich niemals hinter sie stellen, und sie konnte fest mit einer Anzeige rechnen. Wenn nicht heute, dann morgen. Die Zeit wurde knapp. Mit der Begründung, sie müsse auf das Herzhäuschen, entschuldigte sie sich und ging in ihre Kammer. Es musste ein Schiff geben, das nach Norden oder notfalls auch in Richtung Süden fuhr. Egal wohin. Nur weg von hier. Sie packte ihre wenigen Habseligkeiten in Großmutters Robbenfellkoffer und schlich sich hinaus. Noch hatte niemand sie gesehen, aber bald würde Widell bemerken, dass sie nicht mehr da war. Sie hatte genug Geld, um die Fahrt zu bezahlen, Hauptsache, es gab ein Schiff. Agnes hastete zu dem Zollgebäude, wo sie sich einst angemeldet hatte. Am selben Ort, an dem man den Grund seines Kommens angegeben hatte, musste man nun unterschreiben, dass man den Freihafen verlassen wollte. Sie begründete es damit, dass ihr Heimweh zu groß geworden sei. Der Beamte sah sie verwundert an, händigte ihr jedoch die Ausreisebescheinigung aus. Agnes ging damit zum Kai hinunter.
    Da sah sie es. Vaters Schiff. Es war das große. Der Kopf, der herausragte, gehörte jedoch nicht ihrem Vater, sondern Oskar. Sie ließ den Koffer fallen und starrte ihn an. Oskar strahlte über das ganze Gesicht, aber Agnes schüttelte verwirrt den Kopf und sah sich unruhig um. Ihr Puls raste. Jeden Augenblick konnten sie kommenund sie holen, weil Mauritz behauptet hatte, sie wäre die Schuldige und er hätte von der Sache keine Ahnung gehabt. Die Zeit drängte. Oskar sah sie fragend an, denn er hatte ihr besorgtes Gesicht bemerkt. Sie klemmte sich Großmutters Robbenfellkoffer unter den Arm.
    In dem Moment, als sie an Bord gehen wollte, legte ihr der Zollbeamte auf dem Kai eine Hand auf die Schulter. Agnes zuckte erschrocken zusammen und wäre auf den eisbedeckten Schieferplatten beinahe ausgerutscht. Sie zog sich die Mütze ins Gesicht, zeigte ihre Ausreisepapiere vor und erklärte, dass sie die Insel verlassen wolle. Lange und aufmerksam studierte der Mann das Dokument und das Zeugnis vom Pastor aus Bro. Schließlich nickte er. Es war alles in Ordnung. Während sie an Bord des Schiffes ging, das neben dem ihres Vaters lag, rechnete sie die ganze Zeit damit, dass er sie zurückrufen werde. Sie hatte den Umweg über das Nachbarschiff nicht nur genommen, weil er leichter war, sondern damit man sie nicht sofort auf Vaters Schiff suchte. Als Agne konnte sie nicht mehr auftreten, das ging einfach nicht. Oskar sah besorgt aus. »Wir haben den Jagdleutnant an Bord«, flüsterte er. »Er überprüft alle Papiere deines Vaters.«
    Noch ein Zollbeamter. Es würde nicht funktionieren, es gab kein Entrinnen.
    »Ich muss gehen. Mauritz ist ein Schmuggler, aber er wird mir die Schuld geben.« Nun sprach sie mit der hellen Stimme von Agnes. Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    Vom Kai waren Schreie zu hören. Alle drehten sich um und wollten wissen, woher der Lärm kam. »Schnell, Oskar, was soll ich tun?«
    »Geh so schnell du kannst in die Achterkajüte.«
    Hastig zog sie alle Kleidungsstücke aus, stopfte sie in einen Seesack und zog stattdessen das schöne Kleid mit der Kopfbedeckung an, das ganz oben in einemSchrankkoffer lag. Sie hatte gerade den letzten Knopf geschlossen, als angeklopft wurde. Agnes kniff sich in die Wangen, damit sie frischer aussahen. Sie befürchtete, ihr verängstigtes blasses Gesicht könnte verraten, dass sie keinesfalls ein soeben in Marstrand eingetroffenes Fräulein war, sondern sich an der Einfuhr von Schmuggelware beteiligt hatte.
    »Dürfen wir reinkommen, Fräulein Agnes? Ich hoffe, wir haben Sie nicht geweckt.« Das war Oskars Stimme.
    Die Tür ging auf und Oskar trat ein. Er drehte sich zu dem Mann hinter ihm um.
    »Die Ärmste ist seekrank geworden. Ihr war auf der gesamten Strecke von Härnäs bis hierher übel, obwohl die See eigentlich recht freundlich war.« Unter normalen Umständen hätte sie ihn für diese Bemerkung tüchtig ausgeschimpft, aber nun war sie so nervös, dass sie zitterte.
    »Weibsvolk hat auf See nichts verloren«, sagte der Zollbeamte und musterte Agnes. »Sie sieht wirklich bedauernswert aus. Sie zittert ja

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