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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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hatten, verschwanden nun. Einen einzigen Gegenstand von ihrer Mutter durfte Astrid behalten. Ein Schmuckstück. Sie hatte es sich drei Wochen zuvor an ihrem Geburtstag genommen, ohne Vater um Erlaubnis zu bitten, und sie hatte sich auch nichts daraus gemacht, als er wie ein Irrer herumbrüllte und in allen Ecken danach suchte. Er wäre im Stande gewesen, es im Rausch an den Erstbesten zu verkaufen, ohne sich daran zu erinnern. Als Astrid ihn fragte, ob er es womöglich an jenem Donnerstag mit so vielen anderen Sachen ins Göteborger Pfandhaus getragen hatte, gab er schließlich Ruhe und sagte, sie könne recht haben. Es war eine Lüge gewesen, und man sollte zwar nicht lügen, aber angesichts der vielen Unwahrheiten, die ihr Vater in seinem Leben von sich gegeben hatte, dachte sich Astrid, so schlimm könne es wohl nicht sein. Außerdem hatte Mutter auf dieses Schmuckstück immer ganz besonders gut aufgepasst. Astrid wusste eigentlich gar nicht, warum. Nun bedauerte sie, dass sie nicht danach gefragt hatte. Woher stammte dieses Schmuckstück? War es ein Geschenk oder ein Erbstück?
    Mit dem Schmuckstück in der Hand saß sie am Waldrand, bis die Sonne untergegangen war und der Auktionsvorsteher den Hof verlassen hatte. Erst jetzt stand sie auf und ging nicht zum Hof, sondern zu der kleinen Hütte, Lilla Bärkulle, wo der neue Eigentümer sie duldete. Sie dachte an ihre schöne Bettwäsche mit dem eingestickten Monogramm, aber nun hatte sie noch nicht einmal ein Bett.
    Schweren Herzens war sie am Bremsegård vorbeigegangen und hatte an der Hütte angeklopft. Vendelas Vater öffnete die Tür. Sie war sprachlos, denn er hatte vor der Auktion einen Teil des Hausrats erworben. Er hatte nämlich ihren Blick gesehen, hatte bemerkt, wie sehnsüchtig sie besonders einige der Möbel betrachtet hatte, und deshalb darum gebeten, diese zur Seite zu stellen. Sie hatte vor Erleichterung und Glück geweint, weil nun doch ein Teil ihres Elternhauses und einige Sachen ihrer Mutter bei ihr bleiben würden. Gleichzeitig fragte sie sich besorgt, was der Mann wohl im Gegenzug für seine Güte verlangte. Vendelas Vater hatte ihr jedoch nur auf die Schulter geklopft, sein Bedauern über die Situation zum Ausdruck gebracht und gesagt, er freue sich, dass sie bleiben und ihnen auf dem Hof helfen wolle. Dieser Mann hatte ein gutes Herz, und offenbar hatte er seine Güte auch vererbt. Zumindest an seine Tochter.
    Eine Gestalt mit einem Brennballschläger ging über den Hof. Wirklich, so sahen die Dinger doch aus. Astrid wischte den Schmutz von der alten Fensterscheibe. Der Regenmantel war schwarz, die Person trug eine Kapuze. Astrid konnte unmöglich erkennen, wer nun anklopfte, sich umsah und in ihre Hütte eintrat. Es gab so viele neue Sommergäste auf der Insel, dass sie nicht alle persönlich kannte. Sie seufzte und wollte sich gerade umdrehen, um die Treppe hinunterzusteigen, als die Person wieder ausihrem Häuschen herauskam und zum Schuppen blickte. Nun erkannte Astrid Vendelas Gesicht. Sie klopfte an die Scheibe, Vendela winkte zurück.
    »Hast du nicht gemerkt, dass ich das war?«, fragte sie, nachdem sie die Regentropfen abgeschüttelt hatte.
    »Durch diese verdreckten Scheiben kann man doch nichts sehen.« Astrid zeigte auf das Fenster.
    »Ui, sind das viele Sachen. Ich glaube, hier oben war ich noch nie. Oder doch?«
    »Ich habe selbst versucht, mich zu erinnern, wann ich zuletzt hier oben war. Schwer zu sagen. Was schleppst du da eigentlich mit dir herum?«
    »Die Flurkarte von Klöverö. Ich habe sie in eine Plastikrolle gesteckt, damit sie nicht nass wird.« Vendela lehnte die Rolle an die Wand.
    »Womit fangen wir an?«
    »Mit Kaffee, glaube ich. Jetzt gehen wir erst mal hinein und schmieren uns ein Butterbrot.«
Die Jagd auf Schmuggler
    Am Morgen darauf saß Agnes im Kontor. Ständig wollten ihr die Augen zufallen. Kaufmann Widell sah sie fragend an.
    »So wie Agne aussieht, könnte man annehmen, dass er die Nacht im Wärdshus oder vielleicht mit den Damen aus dem Freudenhaus in der Gröna Gata verbracht hat. Hat Mauritz Sie auf solche Abwege gelockt?«
    Er gluckste zufrieden in sich hinein, schnappte sich einige Papiere und verließ den Raum.
    Eine Stunde später kehrte er wie verwandelt und sehr betrübt zurück.
    »Wir haben Zollbeamte hier. Küstensergeant Höök ist mit zwei Küstenruderern gekommen, um mit Mauritz zu sprechen. Es geht um verbotene Güter, die unverzollt eingeführt wurden.« Er musterte Agnes. Ich frage

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