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Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)

Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)

Titel: Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel , Simone Singer
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vor dem massiven Schreibtisch. Lässig warf er seine langen Haare über die Schulter und wartete auf eine Erwiderung. So wirklich wusste er nicht, woran es lag, dass sich Leonards Miene für den Bruchteil einer Sekunde verfinsterte.
    „Ich gehe davon aus, du hast das wieder auf deine ganz eigene Art gefeiert“, stellte Leonard in den Raum und klang dabei sogar für seine Verhältnisse ungewöhnlich eisig.
    Seere nickte stolz, und über Leonards Gesicht fiel eine Maske der Unnahbarkeit.
    „Natürlich“, erklärte er zusätzlich akustisch, sein Tonfall drückte Selbstsicherheit und Selbstgefälligkeit aus. Es war ihm ein Rätsel, wieso Leonard das überhaupt noch fragte. So langsam müsste er wirklich wissen, dass er fast jedes Mal mit seinen Opfern im Bett landete.
    Leonard seufzte entnervt, verkniff sich ansonsten jegliche Entgegnung. Seere wusste natürlich genau, warum. Seine Erfolgsquote war phänomenal, wenn es darum ging, neues Personal anzuwerben. Auf welche Weise er das tat, blieb ihm überlassen, solange schlussendlich ein Vertrag zustande kam.
    „Soll ich ihm ein Siegel aufdrücken oder denkst du, es reicht ein einfacher Pakt? Der Kleine ist ziemlich aufgeweckt. Das ist für die Aufgabe, die ihm zukommt, sicher nicht schlecht, aber wenn er sich querstellt ...“
    Einen Moment lang schien Leonard zu überlegen, dann zuckte er gleichgültig die Schultern. Seere schätzte, dass er sich gerade fragte, was ihn das Schicksal dieses Menschen anging.
„Siegel“, befahl er, während sein Blick fest in Seeres Augen traf.
    Seere war dahin gehend mit Leonard einer Meinung. Sicher war sicher und er schätzte den Kunstdieb durchaus so ein, dass er sich einen Kniff überlegen würde, um aus dem Pakt zu entkommen, wenn es hart auf hart kam. Da würden vermutlich auch seine ‚Überredungskünste‘ nichts helfen. Vom Gang her erscholl ein vibrierendes, glockenreines Lachen, das vom Stapfen schwerer Stiefel untermalt wurde. Die Tür zu Leonards Büro schwang auf und eine zierliche Gestalt mit tiefschwarzen, schulterlangen Locken, gekleidet in dunkles Leder, betrat den Raum. Die Flügel mit glänzenden, schwarzen Federn harmonierten perfekt mit dem Bild.
    „Ihr solltet euch echt mal denken hören“, gluckste Dantalion, ehe er die Tür hinter sich wieder zu- und sich selbst gleich darauf auf einen Sessel neben Seere fallen ließ.
    „Und du solltest vielleicht einmal aufhören, dich wie so ein Sado-Maso-Typ anzuziehen“, urteilte Seere. Er liebte es, den Kleinen aufzuziehen. Dantalion wusste ohnehin, dass er es nicht ernst meinte. Dass selbst der große Leonard nicht vor seiner Fähigkeit, Gedanken zu lesen, gefeit war, amüsierte Seere unendlich. Dennoch bemerkte er, dass das übliche Stirnrunzeln auf dem Angesicht ihres gemeinsamen Vorgesetzten tiefer wurde, was meist kein gutes Zeichen war. Daher schickte er Dantalion eine schnelle mentale Warnung zu, ehe er rasch versuchte, abzulenken.
    „Und wo kommst du um diese Uhrzeit her? Hattest du ebenso viel Spaß wie ich?“
    Vergnügt beobachtete Seere, wie Dantalion die Beine weit von sich streckte, um größer zu wirken, als er war, und sich absichtlich lässig in den Sessel lümmelte. Der Kleine hatte die jüngste menschliche Form von ihnen, die durch die großen, unschuldig blickenden, wasserblauen Augen noch unterstrichen wurde. Er sah aus wie ein aufmüpfiger Teenager am Übergang in die Zwanziger, und ähnlich verhielt er sich meistens auch .
    „Ich war bis eben in einer Bar“, gab er freimütig zu, was ein erneutes Stirnrunzeln bei Leonard auslöste, das von Dantalion einfach weggelacht wurde.
    „Und ich hatte mit Sicherheit ebenso viel Spaß wie du, nur ohne den Erfolgsdruck.“
    „Gerade dieser Nervenkitzel ist der Spaß dabei!“, widersprach Seere.
    Schließlich ging Leonard dazwischen. Seine Geduld hatte scharfe Grenzen und das zeigte er wieder einmal deutlich.
    „Ich denke, ich habe jetzt genug von euren amourösen Eskapaden gehört. Gibt es etwas Bestimmtes, Dantalion, oder war dir nur nach Gesellschaft? Denn dann schlage ich vor, dass du sie dir woanders suchst. Ich würde nun gern zu Bett gehen.“
    Seere fing das Augenverdrehen von Dantalion auf und biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen. Umso mehr, als er den lauten Gedanken auffing, der Leonard und das Bett betraf, und er warf dem Kleinen nun seinerseits einen scharfen Blick zu, gepaart mit einem minimalen Kopfschütteln.
    Dantalion wusste oft nicht, wo er eine Grenze zu ziehen

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