Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)
aufstehen müssen.“
Sogar durch die geschlossene Tür glaubte Seere das gehässige Grinsen zu sehen, das diese Worte begleitete, und er musste sich schwer zusammennehmen, um der unschuldigen Tür nicht einfach einen Tritt zu verpassen, der dann in Gedanken Leonard gegolten hätte.
Seere blieb im Moment nichts anderes übrig, als sich neben die Tür an die Wand zu lehnen und zähneknirschend zu warten, bis sich sein Boss bequemte, aus dem Bad zu kommen.
Doch Leonard ließ sich absichtlich Zeit. Er hörte hundertprozentig, wie Seere auf dem Gang genervt maulte. Vermutlich amüsierte es ihn, ihn zu ärgern. Nach einer Weile fiel ihm aber woh l kein Grund mehr ein, warum er das Bad weiter besetzen könnte. Mit ordentlich frisiertem Haar stieß Leonard endlich die Tür auf, um gleich darauf Seere zuckersüß und mit der falschen Freundlichkeit einer Klapperschlange anzulachen.
Seere zischte eine kaum verständliche Ve rwünschung und machte dann ebenfalls vom Bad Gebrauch .
– —
Eine halbe Stunde später war Seere frisch geduscht und gefönt. Es war, als hätte das warme Wasser gleich allen Ärger auf Leonard mit weggespült, denn er war nun wieder herrlich gut gelaunt. Möglicherweise lag das auch daran, dass er im Begriff war, einen Vertrag abzuschließen. Er liebte so etwas und bei Morten war er ganz besonders gespannt, wie er darauf reagieren würde.
Seere betrachtete sich mit zufriedenem Blick im Spiegel, blinzelte sich in einen Satz frische Kleidung und dann direkt in Mortens Wohnzimmer.
Der Mann war nicht da, wie er nach einer kurzen Inspektion der Wohnung feststellte, also nahm er auf der Couch Platz – wohlweislich nicht an dem Ende, wo er es tags zuvor wild mit Morten getrieben hatte – und schaltete den flachen, monströsen Plasmafernseher an.
Er lehnte sich bequem zurück und zappte sich durch das Fernsehprogramm, bis er auf eine Nachrichtensendung stieß, die ihn zum Grinsen brachte. War wirklich interessant zu erfahren, was seine Kollegen weltweit so trieben ... Was den Menschen wie zufällige Unglücke vorkamen, waren oft von den Wächtern verursachte Warnungen an ganze Völkergruppen, nicht zu übermütig zu werden, und für einen Wächter war die Handschrift eines anderen durchaus erkennbar. Wie es aussah, war Bagim in Australien wieder einmal äußerst aktiv gewesen ...
Seere grinste, als er an die Harpyie dachte, die er früher einmal sehr gut gekannt hatte, dann schüttelte er den Kopf. Nein. Das war Äonen her ... Er stemmte sich in die Höhe und schlenderte in die Küche, öffnete den Kühlschrank und rümpfte die Nase. Viel gab Mortens Futterstelle nicht her, nicht einmal etwas Vernünftiges zu trinken hatte er im Haus. Zumindest nicht in der Küche.
Seere durchforstete Mortens Vorratsschrank, statt eines Biers fand er jedoch nur jede Menge Dosenfraß, unterschiedliche Tütensoßen und einen Jahresvorrat an Nudeln.
Er warf die Schranktüren verächtlich wieder zu und ärgerte sich über diese modernen Türdämpfer, die verhinderten, dass man seinen Ärger mit einem angemessenen Knall an dem unschuldigen Möbelstück ausließ. Stattdessen hörte er etwas aus dem Flur. Morten kam gerade nach Hause.
Seere grinste und machte sich dann daran, den Bewohner dieser Wohnung zu begrüßen. Mit schwingenden Hüften schlich er aus der Tür und lehnte sich lässig gegen die Rückenlehne der entweihten Couch, um Morten in Empfang zu nehmen.
Das übliche breite Grinsen, dessen er sich so oft bediente, stahl sich wieder auf seine Züge.
Im Halbdunkel des kleinen Vorraums sah er Morten herumhantieren. Wahrscheinlich zog er sich gerade Jacke und Schuhe aus, schlussfolgerte Seere, stützte seine Hände auf dem hellen Leder ab, legte den Kopf ein wenig schief und wartete ohne einen Laut, bis Morten das Zimmer betrat. Das Erschrecken, das Morten laut nach Luft schnappen ließ, amüsierte Seere. Menschen waren echt drollig. Vor allem, wenn sie dabei so niedlich aussahen wie Mo r ten.
„Was ... was machst du denn hier?!“, stammelte Morten, dessen Augen erschreckt geweitet waren. Der Mann hatte wirklich herrliche blaue Iriden. Die Farbe erinnerte Seere an einen tiefen Gebirgssee.
„Na was schon? Ich bin hier, um dir den Vertrag zu zeigen und ihn mit dir abzuschließen. Du erinnerst dich? Wir haben darüber gesprochen, ehe ich dich drei Mal in deinem schicken Bett durchgenommen habe.“
Mortens irritierte Miene verriet Seere, dass der sich deutlich erinnerte, sich aber erst einmal davon
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